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LA ANTENA (Argentinien 2007)

von Björn Eichstädt

Original Titel. LA ANTENA
Laufzeit in Minuten. 90

Regie. ESTEBAN SAPIR
Drehbuch. ESTEBAN SAPIR
Musik. JOSÉ LUIS DÍAZ
Kamera. CRISTIAN COTTET
Schnitt. PABLO BARBIERI CARRERA
Darsteller. ALEJANDRO URDAPILLETA . VALERIA BERTUCCELLI . JULIETA CARDINALI . RAFAEL FERRO u.a.

Review Datum. 2007-10-01
Kinostart Deutschland. nicht bekannt

Science Fiction assoziiert der Kinogänger von heute gemeinhin mit Raumschiffen, Darth Vader, gewaltigen Explosionen, Aliens oder Meteoriteneinschlägen. Der gesellschaftspolitische Aspekt des Genres, in der Regel die negative konnotierte Extrapolation bestehender Verhältnisse, wird hingegen nur dann eindeutig als Science Fiction anerkannt, wenn technologisches Equipment im Rahmen des Plots oder das Jahr der Handlung eine eindeutige Weiterentwicklung anzeigen.

Unter diesen Gesichtspunkten ist CHILDREN OF MEN beispielsweise eindeutig ein Science-Fiction-Film, LAND OF THE BLIND hingegen nicht, denn er spielt vor allem in einer Parallelrealität. Beiden Filme, die exemplarisch für jüngere Exponenten des Genres stehen, gemein ist allerdings ihre dystopische Natur. Und da die Einordnung von Filmen in Subgenres immer einfacher ist: Auch der argentinische Überrraschungsfilm LA ANTENA ist vor allem eine Dystopie, vielleicht auch ein Science-Fiction-Streifen, doch diese Bezeichnung fällt bei einem schwarzweißen Stummfilm, der sich vor allem auf Klassiker der Frühzeit des Kinos beruft, auf den ersten Blick doch schwer.

Eine Stadt ohne Stimmen. Das ist das Szenario, das Regisseur und Autor Esteban Sapir für LA ANTENA gewählt hat. Der böse Medienmogul Mr. TV hat mit der Sängerin La Voz die einzig sprachfähige Einwohnerin an sich gerissen und nutzt ihre einzigartige Gabe, um über das Fernsehen seine Werbebotschaften zu verkünden. Alle anderen Bürger der Stadt können sich nur noch über Stummfilmschrift auseinandersetzen - der Ton, die eigene Stimme, ist ihnen genommen worden. Doch eine kleine Gruppe von Widerständlern nimmt den Kampf gegen das scheinbar unschlagbare, monopolistische Mediensystem, hin zur Rückerlangung der eigenen Ausdrucksfähigkeit, auf - was bei FAHRENHEIT 451 das Lesen ist hier das Sprechen.

Was der Argentinier Esteban Sapir mit LA ANTENA auf die Leinwand gezaubert hat, ist, neben der hervorragenden, medienkritischen Handlung, schlicht einzigartig. Fantasie und Kreativität in der Optik setzt der Filmemacher gegen die Einfallslosigkeit der Billig-CGI des Gegenwartsfilms. Der Einsatz von Schrift im Bild erinnert dabei an manch experimentellen Ausbruch Jean-Luc Godards, die Bildwelten des Black-and-White-Universums bewegen sich irgendwo zwischen David Lynchs ERASERHEAD, Fritz Langs METROPOLIS, Georges Méliès LE VOYAGE DANS LA LUNE, Maya Derens MESHES OF THE AFTERNOON und einem Schuss Tim Burton. Origami als gestaltendes Element kommt ebenso zum Zug wie wunderbare Stop-Motion-Animation. LA ANTENA ist eine Hommage an das Kino der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Und somit wohl auch ein Science-Fiction-Film, der zeigt, wie Kino im Morgen aussehen könnte.











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