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LAND OF THE BLIND (Großbritannien/USA 2006)

von Björn Eichstädt

Original Titel. LAND OF THE BLIND
Laufzeit in Minuten. 97

Regie. ROBERT EDWARDS
Drehbuch. ROBERT EDWARDS
Musik. GUY FARLEY
Kamera. EMMANUEL KADOSH
Schnitt. FERNE PEARLSTEIN
Darsteller. RALPH FIENNES . DONALD SUTHERLAND . LARA FLYNN BOYLE . TOM HOLLANDER u.a.

Review Datum. 2006-10-03
Kinostart Deutschland. direct-to-video

Dystopien haben eine lange Tradition in der Geschichte von Literatur und Film. Vor allem in Zeiten des Umbruchs - und die haben wir ja seit einigen Jahrzehnten permanent - beschäftigen sich Autoren und Regisseure mit fiktiven Staaten und Systemen, in denen gesellschaftliche Tendenzen unserer Realität zum Fluchtpunkt Extremismus getrieben werden. So macht das auch der Debütfilm von Regisseur Robert Edwards, der so ziemlich alles durch den Mixer rührt, was an Negativutopien und -politrealitäten denkbar ist: 1984, DIE ZEITMASCHINE oder BRAZIL auf der filmischen Seite, Bush, Hussein oder auch Stalin auf der der Realität. Und dabei schafft es LAND OF THE BLIND trotz all seiner Remix-Ansätze sogar, ein wirklich guter Film mit Retrofeeling zu sein.

Der Plot ist einfach und komplex zugleich, darin ähnelt er der Realität: Der brave und systemtreue Soldat und Gefängnisaufseher Joe, gespielt von Ralph Fiennes, kommt mit dem einsitzenden Revolutionär Thorn (was für ein Name für den Stachel im Fleisch des bestehenden diktorischen Systems!) - hervorragend: Donald Sutherland - in Kontakt. Dieser überzeugt den bislang politisch Unentschlossenen von seinen Umsturzplänen. Die Revolution gelingt, doch die erhoffte Demokratie bleibt aus; Erziehungslager und Bücherverbrennungen sind stattdessen die Folgen und die schreckliche Fratze der schönen neuen Welt. In dieser hätte Joe alle Chancen auf politischen Einfluss und Macht - doch er will das Richtige, nicht Posten und Geld, sondern nur die Verwirklichung des Guten für die breite Masse. Ein Fehler? Immerhin bezahlt er seine Ambitionen mit Folter und Umerziehung, so dass sich am Ende ein Kreis schließt: Jetzt sitzt Joe als politisch Aufständischer hinter Gittern und erleidet die Situation, in der er selbst Thorn zum ersten mal getroffen hatte.

Ein Film als Retrostück: Das ist LAND OF THE BLIND auf jeden Fall. Die Handlung weckt Erinnerungen an Truffauts FAHRENHEIT 451, die tolle Optik, die natürlich auf CGI und ähnlichen Firlefanz komplett verzichtet, kopiert schwer bei Lucas THX 1138. Und auch die Grundaussagen, dass Macht korumpiert, dass Gewalt Gegengewalt erzeugt und dass es einfache Lösungen in einer komplexen Welt nicht gibt, sind nicht neu. Trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen) ist LAND OF THE BLIND ein hervorragender Film geworden, der in die heutige Kinolandschaft so gut passt, wie ein biologisch hochwertiges Mahl in einer Fast-Food-Bude. Nur an einigen Stellen sind die Anspielungen auf den Krieg mit dem Terror doch so stark, dass man sie sich ein wenig subtiler gewünscht hätte. Doch das ändert nichts daran, dass LAND OF THE BLIND endlich mal wieder ein Film über ein imaginäres System ist, der vollkommen ohne Hochtechnologie auskommt und statt dessen den Dialog in den Vordergrund stellt. Allein dafür muss man Robert Edwards einfach nur dankbar sein.











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