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30 MINUTEN ODER WENIGER (USA 2011)

von Sebastian Moitzheim

Original Titel. 30 MINUTES OR LESS
Laufzeit in Minuten. 83

Regie. RUBEN FLEISCHER
Drehbuch. MICHAEL DILLIBERTI
Musik. LUDWIG GORANSSON
Kamera. JESS HALL
Schnitt. ALAN BAUMGARTEN
Darsteller. JESSE EISENBERG . AZIZ ANSARI . DANNY MCBRIDE . NICK SWARDSON u.a.

Review Datum. 2011-11-22
Kinostart Deutschland. 2011-11-24

Mit seinem Debüt ZOMBIELAND legte Ruben Fleischer 2009 einen der besseren Beiträge zum zuletzt etwas überstrapazierten Zombie-Comedy-Subgenre vor und wurde mit Kassenerfolg und Kritikerlob von allen Seiten belohnt. Dass er, ganz unabhängig vom angekündigten Sequel, mit 30 MINUTEN ODER WENIGER dem Comedy-Genre treu bleibt und Jesse Eisenberg erneut in der Hauptrolle besetzt, ist demnach wenig verwunderlich, weckt jedoch Erwartungen, die Fleischers neuer Film leider nicht erfüllen kann.

Eisenberg, der sich offenbar von seinem spätestens mit THE SOCIAL NETWORK manifestierten Image als socially awkward Nerd lösen will, spielt die Sorte Rolle, in der man sonst eher Seth Rogen erwartet: Nick ist ein Slacker, der mit (geschätzt) Mitte 20 noch immer Pizza ausfährt, während sein Mitbewohner und bester Freund Chet (Aziz Ansari) mittlerweile als Lehrer arbeitet. Kurz nachdem die beiden sich aufgrund Nicks Beziehung zu Chets Zwillingsschwester (Dilshad Vadsaria) zerstritten haben, gerät Nick in die Hände der dümmlichen Kleinganoven Dwayne (Danny McBride) und Travis (Nick Swardson). Sie zwängen Nick in eine Veste mit einer angebrachten Bombe, deren Timer 10 Stunden anzeigt - die Zeit, die Nick bleibt, für sie eine Bank auszurauben, um so genug Geld aufzutreiben, um Dwaynes reichen Vater ermorden zu lassen. Nick sucht Hilfe bei Chet, der sich widerwillig darauf einlässt, mit ihm die Bank auszurauben.

Was in ANANAS EXPRESS noch ordentlich funktionierte - Actionfilm-liebende Stoner in einen Action-Plot zu verstricken - entwickelt in 30 MINUTEN ODER WENIGER weder echte Komik noch Dramatik. Der (von einer wahren Begebenheit inspirierte) Plot ist nicht ohne Potential, doch wird die Bombe um Nicks Körper nie zu einer greifbaren Bedrohung: Nick steht bei der Durchführung des Überfalls nie wirklich unter Zeitdruck, hat vorher nicht nur Zeit, Chet um Hilfe anzuflehen, sondern auch, seine Freundin zu besuchen und seinen Job zu kündigen. Dass der spätere Konflikt von McBrides und Swardsons Figuren schon in deren ersten Szenen absehbar ist, trägt weiter dazu bei, dass 30 MINUTEN ODER WENIGER keine echte Fallhöhe aufbaut, Eisenbergs Nick an keiner Stelle wirklich in Gefahr zu sein scheint.

Doch trotz des vorhersehbaren Konflikts der beiden debilen Erpresser ist deren Beziehung immerhin glaubwürdiger als die der Hauptfiguren. Nicks und Chets Freundschaft muss ohne wirkliche Einführung aufkommen, ihr Konflikt über Chets Zwillingsschwester wirkt konstruiert und dient nur als Aufhänger, um Aziz Ansaris wie immer von hysterischem Schreien dominierte Performance zu rechtfertigen und ein paar uninspirierte Witze unterzubringen ("Uh, my twin sister? Which is basically like fucking me?").

Es hilft 30 MINUTEN ODER WENIGER auch wenig, dass seine Actionszenen immerhin kompetent inszeniert sind und seine Besetzung ihr Bestes gibt (Eisenberg abseits seiner Nerd-Charaktere ist zunächst ungewohnt, funktioniert aber durchaus). Denn das größte Problem des Films ist letztlich: Er ist einfach nicht besonders komisch. In den Szenen von McBride und Swardson bewegt sich der Humor auf dem Niveau von Swardsons Kumpel Adam Sandler und die Dialoge zwischen Eisenberg und Ansari wirken wie ein dilettantischer Versuch, den improvisierten Stil von Apatow, Rogen und co. zu kopieren. Leidlich komisch ist lediglich die ungelenke Durchführung des eigentlichen Banküberfalls, darüber hinaus fehlt es aber an überraschenden Ideen oder wenigstens pointierten Dialogzeilen.

30 MINUTEN ODER WENIGER scheitert also genau in den Aspekten, in denen ZOMBIELAND brillierte: Wo Fleischers Erstling mit glaubhaften Charakteren und Beziehungen aufwartete und sein simples Konzept mit vielen kleinen, originellen Ideen ausschmückte, ruht sich 30 MINUTEN ODER WENIGER auf platten Klischee-Figuren und seinem unbefriedigend umgesetzten Konzept aus und enttäuscht so leider auf ganzer Linie.











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