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ZOMBIELAND (USA 2009)

von Stefan Rybkowski

Original Titel. ZOMBIELAND
Laufzeit in Minuten. 88

Regie. RUBEN FLEISCHER
Drehbuch. RHETT REESE . PAUL WERNICK
Musik. DAVID SARDY
Kamera. MICHAEL BONVILLAIN
Schnitt. ALAN BAUMGARTEN
Darsteller. JESSE EISENBERG . WOODY HARRELSON . EMMA STONE . ABIGAIL BRESLIN u.a.

Review Datum. 2009-12-07
Kinostart Deutschland. 2009-12-10

Das Medium Film scheint schon seit einigen Jahren keinen beliebteren Antagonisten mehr zu finden als den Untoten, auch besser bekannt als Zombie. Der Zombiefilm hat in den letzten Jahren doch so etwas wie eine Entwicklung mitgemacht, angefangen bei ernsten und blutrünstigen Parabeln auf die Konsumgesellschaft, ist seit einigen Jahren nun die Zombiekomödie im Trend, wohl ausgelöst durch Simon Peggs Kassenerfolg SHAUN OF THE DEAD, an dem sich auch heute noch viele dieser Filme messen lassen müssen. Mit ZOMBIELAND kommt nun eine weitere Zombiekomödie in die Kinos, die Humoristisches mit Ernstem verbinden will, ohne dabei auf deftige Splattereinlagen zu verzichten. Im Gegensatz zu vielen Kollegen, trägt ZOMBIELAND sein Setting jedoch in die Postapokalypse, das Virus brach bereits aus und raffte einen Großteil der Menschheit - oder zumindest der Amerikaner - dahin. Nun gilt es in der "neuen Welt" zu bestehen, in der stets Gefahr lauert, ist man sich der Umstände nicht bis ins Kleinste bewusst. Columbus (Namen sind natürlich nur Schall und Rauch ...) ist sich der äußeren Umstände voll bewusst und hat in der Welt nach dem Jüngsten Gericht sein ganz eigenes Regelwerk aufgestellt. Er ist nicht nur Protagonist, sondern auch Erzähler, der seine persönliche (Reise-)Geschichte erzählt, ein Stilmittel, das für den postapokalyptischen Film nicht neu ist, passt es doch so gut ins Konzept.

Mit diesen Regeln wird auch der Zuschauer zu allererst konfrontiert. Egal ob es eine gute gesundheitliche Verfassung oder permanent gegeben Vorsicht ist, wir sollen uns voll und ganz in das Setting hineinversetzen. Da wundert es dann auch nicht, dass Regisseur Fleischer uns dieses Regelwerk sogar im Vorspann um die Ohren haut. Das mag zwar bisweilen etwas aufdringlich wirken, ist aber zumindest aus technischer Sicht hervorragend gelöst, geradezu erfrischend für diese Art von Film. In 3D wäre dieser Vorspann sicherlich ein noch größeres Highlight geworden, auch wenn es natürlich eine Spielerei, ein reines Gimmick bleibt. Diese vielleicht nicht innovative, aber dennoch beeindruckende Technik zieht sich immer wieder durch den Film, mal deutlich bemerkbar, mal dezent im Hintergrund, so dass man schon ein waches Auge haben muss. Die Ambivalenz des Ganzen zeigt sich aber spätestens dann, wenn man von Fleischer denkt, er wolle seinen Zuschauer für dumm verkaufen, denn die Quantität übersteigt dann doch mal die Qualität und irgendwann hat dann auch der unaufmerksamste Zuschauer die Regeln zum Überleben begriffen.

Eine Art Gimmick ist auch der Film selbst, was jedoch alles andere als negativ zu verstehen ist. ZOMBIELAND holt aus seinen gerade mal 88 Minuten Laufzeit das Maximum heraus, bringt die gesamte Exposition mit Setting im Vorspann unter und verliert auch so keine Zeit mit unnötigem Ballast. Schnell wird nach Jesse Eisenberg Woody Harrelson eingeführt, der irgendwo zwischen saucoolem Macho und herzlichem Familienvater anzusiedeln ist, eine Figur, für die schnell Sympathien geweckt sind. Sowieso hat der Film seine amüsant-unterhaltsame Grundstimmung zum größten Teil seinem Cast zu verdanken. Altmeister Harrelson bekommt jede Menge Jungdarsteller an die Seite gestellt, die einen unglaublichen Charme versprühen und die man in nächster Zeit noch öfter sehen wird, so viel ist sicher. Auch Amber Heard ist sich für ein kleines Cameo als Zombiebraut nicht zu schade - da fällt es einem ähnlich wie Columbus äußerst schwer zu glauben, dass dieser Fleischfresser, der einem gerade an die Gurgel will, wirklich diese attraktive Dame ist. Amber Heards Auftritt ist aber noch lange nicht alles, denn ZOMBIELAND hat zweifelsohne eines der großartigsten Cameos überhaupt. Auch, weil es weniger forciert, als vielmehr maßgeschneidert in den Film passt und transportiert wurde. Ein weiterer Grund für den unterhaltsamen Grundtenor des Filmes.

Letzterer wird immer wieder durch deftige Splattereinlagen durchzogen, und auch an Schreckmomenten mangelt es Fleischers Film nicht, auch wenn sich die meisten von ihnen auf jump scares auf der Tonebene beschränken. Die Symbiose aus Humor und Horror bleibt aber dennoch hervorragend ausbalanciert, was nicht zuletzt auch an der kleinen Liebesgeschichte liegt, die sich zwischen Columbus und Wichita (Emma Stone) entwickelt. Zwar strotz diese nur so vor Klischees, aber die klassische Heldengeschichte um den einstigen Loser Columbus, der in Zombieland zum Helden mutiert, funktioniert einmal mehr hervorragend. Man möchte sogar so weit gehen und behaupten, dass ZOMBIELAND zumindest bis zu einem gewissen Grad auch Coming-of-Age-Geschichte ist. Nicht nur in Hinsicht auf Columbus, sondern prinzipiell auf alle Charaktere. Und von ihnen gibt es gerade einmal vier. Diese Minimalität ist eine der großen Stärken von ZOMBIELAND, verfällt der Film doch zu keinem Zeitpunkt irgendeinem Druck oder Größenwahn. Mit seinen vielen popkulturellen Referenzen (auch wenn sich einige von ihnen als falsch herausstellen), die mal für ein Schmunzeln, meist aber für Lacher sorgen, verwundert es nicht, dass dem Film bereits im Vornherein viele gute Stimmen und ein angebrachter, weil nicht allzu großer Hype, zuteil wurden. So ist ZOMBIELAND schlussendlich auch ein extrem kurzweiliger Spaß, der keinem wirklich wehtut und für den einen oder anderen frischen Wind sorgt. Enjoy the ride!











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