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UNENDLICHE TIEFEN

Special.
Godzilla: Märchen von einer Echse, die auszog Karate zu lernen
von Alexander Karenovics
DIE RÜCKKEHR DES KING KONG (Japan 1962)

Original Titel. KINGU KONGO TAI GOJIRA
Laufzeit in Minuten. 89

Regie. ISHIRO HONDA
Drehbuch. GEORGE WORTHING YATES . SHINICHI SEKIZAWA
Musik. AKIRA IFUKUBE
Kamera. HAJIME KOIZUMI
Schnitt. REIKO KANEKO
Darsteller. OSAMU SAKURAI . YU FUJIKI . MIE HAMA . AKIKO WAKABAYASHI u.a.

Filmisch ausgeschlachtete Franchise-Kollisionen gibt es nicht erst seit FREDDY VS. JASON, und lässt man deutsche Titel der GODZILLA-Reihe Revue passieren, mag der Eindruck enstehen, namhafte Charaktere wie Frankenstein und King Kong seien Konstanten. Selbstverständlich gibt es nur einen King Kong, und der sieht auch genauso aus, wie man sich King Kong vorstellt: ein haushoher Menschenaffe mit verdammt schlechter Laune. Hinter den übrigen Titeln (KING KONG: DÄMONEN AUS DEM WELTALL) verstecken sich Jet Jaguar, und 1974 auch mal Mechagodzilla (KING KONG GEGEN GODZILLA). Idiotisch und verwirrend, aber so steht es geschrieben.

KING KONG VS. GODZILLA (internationaler Titel) wurde als erster Film der Reihe im breiten TOHO-Scope gedreht. Und in Farbe. Atmosphäre will sich in den ersten 20 Minuten aber nicht so recht einstellen, gewöhnungsbedürftig ist vor allem der komödiantische Kammerton: der Film will nämlich nicht nur mit dem Aufeinandertreffen zwei der größten Mainstream-Film-Monster aller Zeiten Furore machen, sondern auch als Mediensatire in Erinnerung bleiben. Und die Absicht dahinter ist nicht halb so dumm, wie der vordergründige und teils kindische Humor zunächst vermuten lässt. Zumindest in der japanischen Fassung (welche hier zur Besprechung vorliegt). Den Film hat nämlich einmal mehr das unglückselige Schicksal ereilt, lediglich als entstellter Umschnitt in den westlichen Kinos zu starten. Der Satire-Aspekt wurde herausgekürzt, und Szenen mit einheimischen Darstellern neu gedreht, die jetzt als UN-Reporter dem dummen Zuschauer erklären, wann es spannend wird. Auch das deutsche Release (manchmal als SCHLACHTFEST DER GIGANTEN bezeichnet) basiert nur auf der US-Fassung, hat dabei seinerseits weitere Umschnitte verkraften müssen; von Ishiro Hondas ursprünglicher Vision dürfte nicht viel übrig geblieben sein.

Eine vom Pacific-Pharmakonzern gesponsorte Expedition entdeckt auf einer entlegenen Insel einen riesigen Menschenaffen, der von Ureinwohnern als Gott verehrt wird. Der betäubte Riese wird im Schlepptau auf dem Wasserweg nach Japan transportiert, wo er als Werbe-Maskottchen für Quote sorgen soll. Die nationale Einfuhrbehörde verweigert jedoch die Überführung auf japanischen Boden und klassifiziert King Kong als Schmuggelware. Soweit, so absurd. Noch bevor der Papierkram erledigt ist, erwacht King Kong aus seiner unfreiwilligen Siesta und betritt das Festland auf eigenen Füßen; ohne Visum, dafür mit einer Mordswut unter dem Fell. Derweil erforscht weiter nördlich ein Unterseebot der Navy eine mysteriöse Strahlenquelle und crasht ausgerechnet in den Eisberg, in den Godzilla sieben Jahre zuvor von der japanischen Luftwaffe eingeschlossen wurde. Sein Zorn auf die Menschen ist dabei keinen Zentimeter geschmolzen, und so bewegen sich beide Giganten unaufhaltsam aufeinander zu und hinterlassen dabei eine Schneise der Verwüstung. Ungeachtet der Gefahr für Leib und Haus freut sich der beständig am Rande eines Herzinfarktes chargierende Chef des Pharmakonzerns über Zeitungs-Schlagzeilen "seines" Monsters, welche sogar Godzillas übliche Medienpräsenz erblassen lassen.

Die Story weiß zu unterhalten, Drehorte sind farbenprächtig ausgestattet und abwechslungsreich. Weniger überzeugend schneidet leider die Tricktechnik ab. Solange Godzilla und King Kong in von der Realität abgeschotteten Instanzen aufeinanderprügeln, Spielzeug-Panzer aus allen Rohren feuern und Feuerwerkskörper die liebevoll aufgebauten Gelände-Miniaturen in Kraterlandschaften verwandeln, ist alles in bester Ordnung. Sobald sich jedoch deren Welt mit der unseren überschneidet, wird man schmerzhaft gewahr, wie wenig ausgereift Blue Screen-Kompositionen damals noch waren; ein Aspekt, den die Schwarz-Weiß Technik weitgehend kaschierte, und erst jetzt in Farbe sein hässliches Antlitz zeigt. Blaue Augen beim kritischen Zuschauer sind gewiss (sofern dieser nicht rechtzeitig eines davon schließt). Auch King Kongs Kampf gegen einen monströsen, über Land wabernden Oktopus (Spitzname: Oodako), leidet unter einem schlecht durchdachten Konzept: einerseits wurden für Nahaufnahmen echte Tiere mittels heißer Luftzufuhr dirigiert und abgefilmt, während für Konfrontationen erschreckend preiswerter Puppentrick herhalten mußte. Dabei tut der Puppentrick für sich alleine betrachtet gar nicht so weh; erst in Kombination mit realen Effect-Shots wird's irritierend.

Ursprünglich wollte Ishiro Honda für seinen Film die in der Traumschmiede perfektionierte Stop and Motion-Tricktechnik einsetzen; ein knapper Zeitplan und Kosten arbeiteten jedoch gegen ihn. Von seinem ursprünglichen Ambitionen sind einige sekundenlange Einstellungen geblieben, der Rest ist strictly Man in Suit (und betrachtet man mal, wie sich die Reihe weiterentwickelt hat, darf man getrost sagen: es war zum Besten). Hoch anzurechnen ist dem Drehbuch, daß es zumindest versucht hat, eine handvoll menschlicher Individuen zu entwerfen, die mit Eigen-Initiative ihren Platz in der Handlung verteidigen. Gut umgesetzt wurde weiterhin das Prinzip von Foreshadowing und Pay-off (wenn zunächst trivial erscheinenden Details im späteren Verlauf eine Bedeutung zuteil wird). Schelte muß sich vor allem die in der ersten Hälfte präsente, mehr als suboptimale Tricktechnik gefallen lassen.

Das Sprichwort "Schuster, bleib' bei den Leisten" hat der Film dann glücklicherweise beherzigt und entschuldigt sich mit einem wahrhaft epischen Stand-Off, welcher der Bezeichnung "Kampf der Giganten" alle Ehre macht, und zwischen rasanter Aufregung und kreativem Blödsinn eine goldene Mitte findet, an die man sich gerne erinnert (die zehn Sekunden vor Schluß eilig nachgeschobene Weltverbesserungs-Botschaft "Wir müssen netter zu Tieren und Pflanzen" sein, wurde dagegen nicht sonderlich klug platziert, und wird von dem Radau, der vom Showdown noch in den Ohren nachklingelt, locker übertönt).











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