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FILM.
Ti West frustriert mich. Schon von Anfang an. THE DEVIL HOUSE OF THE DEVIL war über drei Viertel des Films eine ungeheuer geschickte und versierte Psycho-Tour, in der West geradezu genial die Horroratmosphäre der 70er Jahre emulierte. Und dann schmiert das Ganze in ein grotesk deplatziertes Quatschfinale ab, in dem ihm sogar jegliche Stilistik entgleitet! Ein Trauerspiel. Natürlich nicht so trist wie der in manchen Kreisen absurd gehypte Gruselquatsch THE INNKEEPERS - HOTEL DES SCHRECKENS, mit dem West vor allem die Grenzen überhaupt nur menschlich ertragbarer Langeweile auslotete. Schweren Herzens ließ ich mich auch noch auf den Nachfolger THE SACRAMENT ein, in dem der hernach nur noch als Lazy Ti bekannte Filmemacher das Jonestown Massaker in einer fiktiven Vice-Reportage verklausulierte. West heißt seitdem (bei mir) Lazy Ti, weil er das eigene Konzept eines Found-Footage-Films mit geradezu empörender Lässigkeit verfolgt: In THE SACRAMENT beobachtet die Kamera Dinge, die sie gar nicht sehen kann (weil sie z.B. nicht da ist) oder dreht zwei Gesprächsteilnehmer gleichzeitig und bietet Schuß/Gegenschuß zum Schneiden an. Mit dieser künstlerischen Schlappe hat mich Lazy Ti dann endgültig verloren, aber ach, bei einem Western kann ich ja nun doch wieder nicht nein sagen.
Um es gleich vorweg zu nehmen: West frustriert mich mit IN A VALLEY OF VIOLENCE kein Stück weniger als mit seinen vorangegangenen Frechheiten. Und das kann ich mir auch nicht verübeln! Mit einem typischen Italowestern-Vorspann veortet sich der Film klar als Hommage, Kopie, Verbeugung oder zumindest als erneute Blaupause eines geliebten Genres. Tatsächlich aber findet sich im Film selbst - ähnlich wie bei Tarantino - keinerlei ästhetische Entsprechung. Der Schmutz, der Dreck, die Entmenschlichung und Ruppigkeit des Spaghetti-Westerns ist hier nirgendwo zu entdecken. Stattdessen bewegen sich die Schauspieler durch sehr unambitionierte, flache Bilder und in sauberen Kulissen. Wenn dann auch noch die verspannt agierenden Akteure ihre endlosen Dialoge ins Gebälk sprechen, wähnt man sich eher in einer Neuauflage des Ohnsorg-Theaters.
Ethan Hawke spielt hier einen Drifter mit putzigem Hund. Der Hund ist aber auch wirklich zu süß! Was der so alles ausdrückt, wie der die Pfote über die Augen schlägt! Toll. Hawke redet auch gern mit dem Hund. Auf seinem Weg nach Mexiko nimmt er unglücklicherweise die Abkürzung durch Denton, wo der fiese John Travolta (in guter Form) mit harter Hand regiert. Es kommt, wie es kommen muß: Hawke pinkelt an den falschen Baum, ein Wort ergibt das andere, man tut ihm Leid an und Hawke will Rache. Das kann man schon so machen, aber irgendwie will Lazy Ti es nicht so machen. Statt Intensität entscheidet er sich für Witzigkeit, und die hat, besonders in diesem Fall, eben doch Grenzen. Wenn etwa Hawke zu seinem ersten Kill schreitet, wird das mit Zeitlupen und energetischer Musik von Jeff Grace bis zum Äußersten auf Explosion hin getrimmt. Was ist tatsächlich zu sehen? Hawke betritt ein Zimmer, in dem ein dicker Mann in einer Badewanne döst.
Möglicherweise hatte Lazy Ti eine Parodie des Genres im Sinn, wofür auch ein keineswegs absurder, sondern schlicht alberner Showdown spricht. Es ist dann aber eine Parodie, der es nicht nur an Liebe für das parodierte Sujet, sondern auch an jeglichem formalästhetischen Empfinden für das ebensolche mangelt. Ich persönlich habe keinerlei Erwartungen mehr an diesen Filmemacher - was ja auch von Vorteil sein kann.
DVD.
Bild und Ton überzeugen natürlich, die Synchonisation ist mit den Feststimmen von Hawke und Travolta gut besetzt. Das Bonusmaterial ist nicht der Rede wert.
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