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KAPITELWAHL

EXTERMINATOR II (USA 1984)

von Hasko Baumann

Original Titel. EXTERMINATOR 2
Laufzeit in Minuten. 88

Regie. MARK BUNTZMAN
Drehbuch. MARK BUNTZMAN . WILLIAM SACHS
Musik. DAVID SPEAR
Kamera. ROBERT M. BALDWIN
Schnitt. MARCUS MANTON
Darsteller. ROBERT GINTY . MARIO VAN PEEBLES . FRANKIE FAISON . DEBORAH GEFFER u.a.

Review Datum. 2014-09-29
Erscheinungsdatum. 2012-11-20
Vertrieb. ASCOT ELITE

Bildformat. 1.33:1
Tonformat. DEUTSCH (DD 2.0) . ENGLISCH (DD 2.0)
Untertitel. keine
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
James Glickenhaus' EXTERMINATOR ist ein gutes Beispiel für (unfreiwillig?) transzendenten Grindhouse-Trash. Mehr oder weniger die Schmiervariante von Scorseses TAXI DRIVER, zeigte der Selbstjustiz-Reißer nicht nur das Verzweifeln eines traumatisierten Vietnam-Veterans an der Gesellschaft, sondern zeichnete auch ein sehr eindrückliches Bild urbaner Paranoia im authentisch fiesen Babylon-Moloch New York. So fühlbar war die freidrehende Abartigkeit des damals noch abgründigen Times Square selten. Sogar der denkbar farb- und ausdruckslose Robert Ginty passte sich in das Konzept des Films bestens ein; er ist nur noch leere Hülle, getrieben von einem Drang nach Vergeltung, dessen Ursprung er selbst nicht begreift. In Deutschland zog der Film beachtliche 700.000 Besucher in die Säle.

Ein spannendes Stück Sleazekino also, dessen Erfolg die legendären Möchtegern-Geldscheffler von Cannon Productions auf den Plan rief. Warum nicht einen zweiten Teil, dachte man sich, und in der Tat - warum nicht? Mark Buntzman, Produzent des Originalfilms, wurde als Drehbuchautor und Regisseur verpflichtet, Robert Ginty kehrte für die Titelrolle zurück. Was Buntzman am Ende ablieferte, fiel allerdings absolut nicht zur Zufriedenheit der Cannon-Bosse aus, die umgehend umfangreiche Nachdrehs ohne Buntzman forderten. Was hier im Ergebnis von Buntzmans Vision tatsächlich übrig ist, wird sich wohl niemals klären; interessant ist immerhin, daß der Kinotrailer noch mit Szenen bestückt ist, die man im Film nie zu sehen bekommt, wie etwa eine Explosion in der Tanzbar von Gintys Freundin.

EXTERMINATOR II ist eine Gonzo-Version des ersten Teils, im Ansatz vergleichbar mit DEATH WISH 3, mit dem Cannon später eine weitere Rächer-Franchise ins Absurde zogen. Leider hat Buntzmans Film keineswegs den hohen Spaßfaktor des Bronson-Heulers; hier passt nichts so recht zusammen. Die authentische Ruppigkeit des Vorgängers macht einer Fantasiewelt Platz, in der ein enthemmter Mario Van Peebles eine knallbunte Straßengang anführt, die direkt aus einem postapokalyptischen Italo-Heuler herübergebeamt worden zu sein scheint. Für seine (sich wundersamerweise ständig verändernde) Frisur und die Kostüme war Van Peebles selbst verantwortlich; so trägt er u.a. Autoreifen als Schulterpolster. Das hat natürlich mit dem Realitätsanspruch des Vorgängers nichts mehr zu tun, und wenn ein so unpassender wie omnipräsenter 80er-Discosound die Missetaten der Unholde begleitet, stellt sich schnell Achselzucken beim Zuschauer ein.

Robert Ginty indes, der seinem Unmut über den Film mehrfach Luft gemacht hat (so auch in unserem Interview), macht aus seiner Lustlosigkeit keinen Hehl; es ist fast schon obszön, wie schlaff, gelangweilt und entsprechend unsympathisch er hier durchs Geschehen wandelt. Er ist auch nicht mehr der traumatisierte Loner aus dem ersten Teil - mittlerweile hat er eine Freundin (die sich in endlosen Tanzszenen blamieren darf und erst nach einer ausgedehnten Breakdance-Szene in Gefahr gerät) und einen Kumpel mit einem Müllwagen. Ein Typ wie Du und ich also, der allerdings nachts den Schutzhelm aufsetzt und böse Jungs mit dem Flammenwerfer abfackelt, also mittlerweile offenbar ein totaler Soziopath geworden ist! Auch mit dem Einblick in ein räudiges New York ist es in weiten Teilen Essig, weil Teile des Films (die Nachdrehs?) mehr als offensichtlich in Los Angeles gedreht wurden. Das beschert einem allerdings immerhin ein überkandideltes Finale, in dem Ginty mit dem zum Stadtpanzer umfunktionierten Müllwagen in die Lagerhalle der bösen Jungs eindringt und sie zur Schnecke macht. Daß sein fröhliches Vigilantetum mal wieder sein komplettes kleines Umfeld um Leib und Leben bringt, scheint nur noch Makulatur in diesem größtenteils schlecht inszenierten, angriffslustig zynischen Exploiter. Mit 177.000 Zuschauern war der Film in Deutschland jedoch immerhin erfolgreicher als SCARFACE, TANZ DER TEUFEL und RUMBLE FISH.

DVD.
Die grundsätzliche Freude über diese Veröffentlichung findet schon beim Bildformat ein jähes Ende: 4:3 konnte die alte VHS auch. Die Bildqualität an sich ist allerdings mehr als zufriedenstellend. Der Originalton ist, trotz scheppernder Stimmen, ordentlich, während die deutsche Fassung (immerhin wieder mit Elmar Wepper als Ginty!) krass übersteuert. Spaß macht noch der oben schon erwähnte Trailer, auch die Aufmachung mit Wendecover (Alternativmotiv) erfreut.







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