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FILM.
Auch wenn's jetzt wie der typische Kulturpessimismus eines alten Zausels klingt: Das Hollywood-Kino steckt seit ein paar Jahren in einer künstlerischen Krise und wird sich davon vermutlich - trotz diverser Megaflops im letzten Jahr - so schnell nicht mehr erholen. Es ist natürlich einfach, den bösen Majors die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben, aber man auch kaum von der Hand weisen, dass die Kluft zwischen Publikum und Machern in den letzten Jahren immer größer geworden ist. Hollywood weiß nicht mehr, sondern glaubt zu wissen, was der Zuschauer da draußen sehen will. Man entwirft, unterfüttert von einer von zig Millionen Dollar gepolsterten Saturiertheit, Produkte, von denen man da oben, in den Chefetagen der Studios, der Überzeugung ist, dass sie dem Volk da unten schon gefallen werden. Und wenn das nicht klappt, müssen wir uns, wie bei LONE RANGER geschehen, von Leuten, deren Kontoauszugsdrucker die vielen Nullen hinter dem Komma vermutlich gar nicht mehr erfassen können, anhören, dass wir ihr verkanntes Meisterstück nicht zu würdigen wissen. Man kann von einem Film wie der Asylum-Trashbombe SHARKNADO halten, was immer man auch will, aber für mich war es bezeichnend, dass dieser billige, aber auf seine Weise auch ehrliche Film 2013 genau die Publicity bekommen hat, die eine ganze Reihe von bitter abgestürzten Luftblasen wie AFTER EARTH so gerne bekommen hätten.
Ähnlich verhält es sich mit der amerikanischen Komödie: Als Adam Sandler neulich in einem Interview zugab, dass Filmemachen für ihn erster Linie Urlaub machen bedeutet, gab's im Netz große Empörung, aber mal ehrlich: Hat Sandler nicht einfach nur ausgesprochen, was wir ohnehin nicht schon längst geahnt hatten? Anders konnte man sich die irrsinnigen Budgets von bis zu 80 Millionen Dollar, die immer ausufernden, immer inkohärenteren, immer hingerotzteren Klamotten bei denen man oftmals eher den Eindruck hat, man schaut mehr einer Selbstonanie der Macher als einem Film zu, doch nicht mehr erklären?
ANCHORMAN - DIE LEGENDE KEHRT ZURÜCK ist ein wunderbares Beispiel. Allein die Lauflänge: Hat man für den auch schon nicht unbedingt runden, aber noch halbwegs funktionierenden ersten Teil lediglich 90 Minuten abgezapft, veranschlagt Teil 2 satte 108 für die Kinoversion, etwas später wurde von Paramonunt in den USA noch eine weitere Version mit unfassbaren 143 Minuten hinterher geschoben.
Komik lebt in erster Linie von Timing und dieser mittlerweile so typisch von Geld und Ego vernebelte Blick auf das eigene Werk ist auch hier das große Problem: Viel zu viele Szenen, oft mit ohnehin schon mehr als fragwürdigem Humor (Will Ferrells Abendessen bei den Eltern seiner afroamerikanischen Flamme), werden peinvoll weit über jede Schmerzgrenze ausgewalzt, Szenen, die dem emotionalen Unterbau dienen sollen, werden regelrecht pflichtschuldig - zu spät - eingereicht. Da wundert es auch nicht, dass das einzige Highlight des Films, die herrlich dadaistischen Momente mit Steve Carell und Kristen Wiig, die hier ein absonderliches Liebespärchen verkörpern, komplett isoliert im Raum stehen.
Es ist nicht so, dass bei ANCHORMAN - DIE LEGENDE KEHRT ZURÜCK kein Talent an Bord ist, es ist nur diese Selbstzufriedenheit der Macher, dieser selbstbesoffene Vibe, den der Film ausströmt, dass der Zuschauer schon glücklich sein wird, sein muss, denn er kriegt ja einen Film von uns, der das Ganze zu solch einem endlos langen, qualvollen Flickenteppich macht.
DVD.
Bild und Ton sind, wie bei einem aktuellen Multimillionendollar-Film nichts anders zu erwarten ist, einwandfrei. Diverse Featuretten (2 Gag Reels, Willkommen bei der Delfinshow, Frau gegen Frau, News-O-Rama, Kencho-O-Rama) entpuppen sich als genauso witzlos wie der Hauptfilm (konsequent also). Bemerkenswert ist aber der Audiokommentar mit Adam McKay, Will Ferrell, Judd Apatow, Steve Carrell, Paul Rudd und David Koechner, denn hier kommt die obige Einschätzung von ANCHORMAN - DIE LEGENDE KEHRT ZURÜCK voll und ganz zum Tragen: Mag ja sein, dass es Leute gibt, die's wahnsinnig interessant finden, wenn sich die Truppe minutenlang über Paul Rudds mitgebrachtes Mikrophon unterhält, ich hab mich getreten gefühlt und dementsprechend die Flucht nach vorne gewählt ("Aus"-Knopf).
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