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KAPITELWAHL

HOUSE OF CARDS - DIE KOMPLETTE ERSTE SEASON (USA 2013)

von Florian Lieb

Original Titel. HOUSE OF CARDS
Laufzeit in Minuten. 646

Regie. DAVID FINCHER . JOEL SCHUMACHER
Drehbuch. BEAU WILLIMON
Musik. JEFF BEAL
Kamera. EIGIL BRYLD
Schnitt. SIDNEY WOLINSKY . MICHELLE TESORO
Darsteller. KEVIN SPACEY . ROBIN WRIGHT . MICHAEL KELLY . KATE MARA u.a.

Review Datum. 2013-11-28
Erscheinungsdatum. 2013-12-17
Vertrieb. SONY PICTURES

Bildformat. 1.78:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . ENGLISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH . ENGLISCH . DÄNNISCH . FINNISCH . NORWEGISCH . SCHWEDISCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Wenn selbst ein radikaler Radiotalker und TV-Host Glenn Beck in einem Anflug von Scharfsinn sagt "der einzige Unterschied zwischen Las Vegas und Washington, D.C. ist, dass Las Vegas den Anstand hat zuzugeben, dass es eine Stadt voller Huren und Betrüger ist", gibt das einen Eindruck von der Hauptstadt der USA. Lug, Trug und Ränkespiele in der Machtzentrale Nordamerikas, dessen hat sich einst Aaron Sorkin bereits mit THE WEST WING angenommen, zuletzt auch Armando Ianucci in VEEP und in diesem Jahr David Fincher mittels HOUSE OF CARDS. Seines Zeichens handelt es sich hierbei um ein Remake einer gleichnamigen britischen Serie von 1990, die eine Produktion der Online-Videothek Netflix darstellt. Das ist in etwa so, als würde hierzulande maxdome Qualitätsfernsehen produzieren.

In HOUSE OF CARDS wird der Zuschauer von Frank Underwood (Kevin Spacey) an die Hand genommen, dem stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Demokraten. Kontinuierlich die vierte Wand durchbrechend lässt er das Publikum an seinem machiavellischen Rachefeldzug teilhaben. Schließlich war ihm nach der gewonnenen Präsidentschaftswahl eigentlich das Außenministerium zugesagt worden, aber im Repräsentantenhaus sei er doch zu wichtig für seine Partei. Underwood macht gute Miene zum bösen Spiel und beginnt alsbald mit seinem getreuen Stabschef Doug Stamper (Michael Kelly) ein Intrigennetz zu spinnen, in welchem sich sogar der Präsident verfängt. Behilflich ist ihm dabei die aufstrebende Bloggerin Zoe Barnes (Kate Mara), der Washington Post, mit der Underwood sogar eine Affäre beginnt. Natürlich abgestimmt mit seiner nicht minder karrieregeilen Gattin Claire (Robin Wright).

Handlungstechnisch wird die erste Staffel der Serie dadurch dominiert, dass Underwood zuerst ein neues Bildungsgesetz auf den Weg geben soll und später versucht, den drogenabhängigen demokratischen Repräsentanten Peter Russo (Corey Stoll) zum nächsten Gouverneur seines Bundesstaates zu pushen. Zugleich kollidieren seine Pläne verstärkt mit den Wünschen seiner Gattin, die mit ihrer NGO-Unternehmen gerne Finanzspritzen der Gas-Lobby annehmen würde. Nur glaubt Underwood, dass er es später sein wird, der den Gefallen zurück erweisen muss und lehnt ab. Drama zieht herauf, Beziehungen geraten in Gefahr und auch nicht jede der Figuren wird angesichts von Underwoods Planspielen die ersten 13 Folgen lebend überstehen. Die Message soll klar werden: Don't fuck with Frank Underwood. Außer buchstäblich, wenn man eine Journalistin ist.

Ensembletechnisch angereichert ist diese Hochglanz-Politserie teils mit alten Bekannten von Fincher. Kevin Spacey gab einst den Serienmörder in SE7EN, Robin Wright war zuletzt wie Kate Maras kleine Schwester Rooney in Finchers überflüssigem Remake von VERBLENDUNG zu sehen. Und erwartungsgemäß lässt sich HOUSE OF CARDS weder von darstellerischer, noch von technischer Seite ein Vorwurf machen. Fincher selbst hat dabei lediglich bei den ersten beiden Folgen die Regie geführt, ansonsten waren unter anderem Joel Schumacher und James Foley aktiv. Die Probleme, insofern man von solchen sprechen will, finden sich vielmehr in den Figuren und der Handlung. Wirkliche Identifikationsfiguren erhält der Zuschauer in HOUSE OF CARDS keine. Frank und Claire Underwoods sind egozentrische Arschlöcher, die bei Bedarf buchstäblich über Leichen gehen, Peter Russo ist ein Verlierer und Junkie, der glaubt, Politiker zu sein und Zoe Barnes wiederum eine Prostituierte, die sich für eine Journalistin hält.

Und obschon es sich nicht um eine Comedy-Serie handelt, verhalten sich die Figuren selten viel schlauer als in VEEP. Die Naivität derjenigen, mit denen Underwood sein machiavellischen Gelüste auslebt, ist teilweise sogar grenzwertig - insbesondere bei Russo, aber auch Linda Vasquez (Sakina Jaffrey), der Stabschefin des Präsidenten. Die gefälligste Episode ist daher gerade jene, in der Underwood an sein altes College fährt, weil ihm dort eine Bibliothek gewidmet wird und er in ehemaligen Kameraden auf Charaktere trifft, von denen er zur Abwechslung nichts will, sondern wo er sein kann, wie er ist. Sympathischer als hier erlebt man die Figur nicht mehr, deren ständiges Durchbrechen der vierten Wand mit der Zeit nicht minder nervig ist, wie das unentwegt auftretende Product Placement von Sony und Apple. Auch die musikalische Untermalung von Jeff Beal reißt ebenso wenig von den Socken wie das lieblose Intro, das sich von denen seiner HBO-Kollegen eine Scheibe abschneiden könnte.

FAZIT: Unterm Strich ist HOUSE OF CARDS ein netter Zeitvertreib und besonders für Fans von Kevin Spacey oder politischer Serien beziehungsweise Filme sicherlich geeignet, wirklich verpasst hat man jedoch nichts, wenn die Show nie ihren Weg in deutsche DVD-Spieler findet.

DVD.
Zwar fällt der Ton zufriedenstellend aus, das Bild jedoch dagegen enttäuscht für eine 2013 produzierte Serie. Die Synchronisation ist in Ordnung, Spacey, Wright und Kelly haben ihre gewöhnlichen Sprecher erhalten. Auf Bonusmaterial muss der Fan verzichten.








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