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KAPITELWAHL

DIE SEVEN-UPS (USA 1973)

von Björn Lahrmann

Original Titel. THE SEVEN-UPS
Laufzeit in Minuten. 99

Regie. PHILIP D'ANTONI
Drehbuch. ALBERT RUBEN . ALEXANDER JACOBS . SONNY GROSSO
Musik. DON ELLIS
Kamera. URS FURRER
Schnitt. JOHN C. HORGER . STEPHEN A. ROTTER
Darsteller. ROY SCHEIDER . TONY LO BIANCO . RICHARD LYNCH . JOE SPINELL u.a.

Review Datum. 2013-11-12
Erscheinungsdatum. 2012-06-08
Vertrieb. KOCH MEDIA

Bildformat. 1.85:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 2.0) . ENGLISCH (DD 2.0)
Untertitel. ENGLISCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
DIE SEVEN-UPS, das sind vier verschworene New Yorker Straßenbullen mit eigenem Clubraum, ihrer Prolomethoden wegen im Dezernat verschrien, angesichts überdurchschnittlicher Einbuchtungsquoten - sieben Jahre und mehr - aber längst als notwendiges Übel akzeptiert. (Fragt sich, wie oft THE SHIELD-Erfinder Shawn Ryan diesen Film gesehen hat.) Vom mies gelaunten Rüpel-Cop-Standard der frühen 70er, von existenzialistischen Lonern wie Harry Callahan und Popeye Doyle sind sie dabei noch weit entfernt: Den Auftakt bildet ein buddykomödienhaft orchestrierter Drug Bust auf einen Madison-Avenue-Antiquar, ein Seven-Up hängt als Fassadenmaler auf Spähposten, einer fährt als Kurier vor, und Teamchef Roy Scheider spielt im Kaschmirmantel den Elefant im Porzellanladen. Später stratzt er mit brauner Lederjacke durchs heimische Little Italy, grüßt die dicke Mamma am Gemüsestand, hält ein Schwätzchen mit dem Frisör: Mann des Volkes, Freund und Helfer.

Trotzdem ist Polizeigewalt als damaliges Modethema Pflicht, wenn auch auf erzählerisch holprigem Umweg: Zwei mit falscher Dienstmarke bewehrte Kriminelle entführen hochrangige Mafiosi gegen erkleckliche Lösegeldsummen; mit im Erpressernetz hängt Scheiders Unterweltspitzel Vito (Tony Lo Bianco), im Grunde heimlicher Held der Geschichte, demgegenüber die Seven-Ups selbst so gut wie profillos bleiben. Die erste halbe Stunde widmet sich fast ausschließlich der Feinmechanik des Kidnaps; bis in kleinste Handgriffe etwa wird die Geldkofferübergabe in einer Waschstraße durchgespielt - eine Szene, die allein aus der präzisen Rekonstruktion eines Arbeitsablaufs Suspense generiert, wie man es beispielsweise von Anthony Mann oder Robert Aldrich kennt. Die nominellen Protagonisten bleiben derweil buchstäblich außen vor: Hin und wieder sieht man Scheider und Kollegen zwar beim Observieren Mafia-eigener Gebäuden, die inneren Zusammenhänge - sprich: der Plot - stellen sie jedoch vor ein Rätsel.

Um die Seven-Ups aus ihrer statischen Randposition zu reißen, sie in Gang zu setzen, hilft nur eins: physische Bewegung. Kleine Theorie des Actionfilms: Handlung ist alles, was nicht stillsteht. Deswegen kickstartet der Film, könnte man sagen, nach ziemlich genau der Hälfte nochmal neu bzw. erst richtig mit einer legendären zehnminütigen Autojagd, die einen trotz Beigeschmacks nach olympischer Selbstübertrumpfung (Regisseur Philip D'Antoni hatte zuvor BULLITT und THE FRENCH CONNECTION produziert) mühelos aus den Latschen haut. Von Downtown Manhattan geht's Richtung Freeway mit Ach, Krach und fliegenden Perspektivwechseln - eine editorische Meisterleistung nicht zuletzt, die aus fragmentarischem Rohmaterial einen enorm flüssigen Temporausch webt.

Bezeichnenderweise ist diese Sequenz, die sowohl Marketing als auch Rezeption der SEVEN-UPS geradezu erschöpfend dominierte, eben nicht als großes Finale angelegt, sondern als Halbzeitmarke, auf die ein heftiger narrativer U-Turn folgt: Scheider nimmt, von der automotiven Raserei angesteckt, endlich jene Durchgreiferrolle ein, die ihm von Anfang an zugedacht war, gibt sich nicht länger mit dem passiven Beobachterblick zufrieden, sondern verschafft sich skrupellos und gewaltsam Zutritt zu den Orten der Handlung - etwa ins Schlafzimmer eines Mafioso, den er zum Reden bringt, indem er seiner nachtfeinen Gattin die Knarre in den Mund rammt. Im Grunde ist das das eigentliche Thema des Films: Wie die Seven-Ups sich den schlechten Ruf verdienen, der ihnen immer schon angedichtet wurde; wie sich leutselige Gesetzeshüter zu behördlich sanktionierten Rächern wandeln, die im Resignationsmorast der 70er weitaus authentischer schienen als wackere, strahlende Helden.

DVD.
Rustikale Standardedition, optimal für die vielen tollen Locationaufnahmen in nasskaltem Herbstbraun. Achtung: Keine deutschen Untertitel (dafür englische, was ohnehin schon bei marginalen Sprachkenntnissen mehr Sinn macht). Unbezahlbares Extra: Ein damals zu Promozwecken angefertigtes TV-Making-of der Rennsequenz, von D'Antoni persönlich mit markigen Sprüchen kommentiert ("I'd shaved off my beard, but the situation was still pretty hairy").








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