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KAPITELWAHL

RAMPART - COP AUSSER KONTROLLE (USA 2011)

von Hasko Baumann

Original Titel. RAMPART
Laufzeit in Minuten. 104

Regie. OREN MOVERMAN
Drehbuch. JAMES ELLROY . OREN MOVERMAN
Musik. DICKON HINCHLIFFE
Kamera. BOBBY BUKOWSKI
Schnitt. JAY RABINOWITZ
Darsteller. WOODY HARRELSON . ROBIN WRIGHT . NED BEATTY . ANNE HECHE u.a.

Review Datum. 2012-11-05
Erscheinungsdatum. 2012-08-07
Vertrieb. ASCOT ELITE

Bildformat. 2.35:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DTS/DD 5.1) . ENGLISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Als ich 2008 zum ersten Mal mit James Ellroy telefonierte und ihn fragte, welche Locations er denn in Los Angeles für DURCH DIE NACHT MIT... besuchen wolle, was also wichtig sei für ihn und seine Arbeit, da fiel ihm sofort das Pacific Dining Car ein. Ein Restaurant in Downtown, in dem sich die Cops treffen, in dem überhaupt alle möglichen Deals gemacht werden. Als ich es betrat, wusste ich auch, wieso: Der Laden ist noch dunkler als kalifornische Restaurants ohnehin schon sind, mit schön abgegrenzten Sitzecken und dunkelgrünen Wänden, alles schön hush hush und voller Cops. Hier ist TRAINING DAY gedreht worden und später STREET KINGS, das hier ist Polizeiland und damit natürlich Ellroy-Land.

Und so kann man die Uhr danach stellen, wann wohl das erste Mal in RAMPART das Pacific Dining Car betreten wird, und tatsächlich dauert es auch nicht allzu lange. Der dirty cop Dave Brown zieht sich in eine abgegrenzte Sitzecke zurück mit einem väterliche Freund und bittet um Hilfe, er braucht nämlich Kohle und außerdem sitzt ihm die Interne am Arsch, weil er mal wieder einen vermeintlichen Kriminellen verdroschen hat, dieses Mal leider vor laufender Kamera; es haben ihn sowieso alle auf dem Kieker, denn irgendwann hat er mal einen angeblichen Vergewaltiger umgebracht oder auch nicht - jedenfalls nennen ihn seitdem alle "Date Rape Brown". Bislang kam er mit dem ganzen Irrsinn immer ganz gut durch, aber das ist jetzt vorbei: Der Mann sitzt in der Scheiße.

Man merkt Ellroy die Sympathie für den hart arbeitenden Polizisten an und für sich mal wieder an; nur stinkt dieses Mal nicht der Fisch am Kopf zuerst, Brown ist wirklich ein Arschloch, oder, wie seine Ex-Frau es mal auf den Punkt bringt, ein Dinosaurier, Rassist, ein Sexist, ein Frauenheld, ein Chauvi, ein Misanthrop, bigott und homophob. Brown lebt in einer merkwürdigen Zwei-Häuser-Gemeinschaft mit zwei Schwestern; er war mit beiden verheiratet und hat von beiden jeweils eine Tochter. Die ältere Tochter von beiden hat ihn längst abgeschrieben, die Schwestern wollen ihn auch bald raushaben. Er schleppt Frauen in Bars ab und bringt es dann entweder sexuell oder intellektuell nicht. Er pusht sich mit Drogen, säuft, betrügt die Steuer, schlägt ständig um sich und mordet schließlich für Geld. Brown ist ein Arschloch ohne Hoffnung, auf den keine Erlösung, sondern nur Erkenntnis wartet: "Alles, was man über mich erzählt, ist wahr. Ich kann mich nicht ändern."

Dan Brown ist vielleicht Woody Harrelsons beste Rolle, er bringt das unverschämte "Wer hat hier den Längsten"-Grinsen genauso überzeugend rüber wie den körperlichen und schließlich emotionalen Zusammenbruch, ohne um die Sympathien des Zuschauers zu buhlen. Um ihn herum zeigt sich ein beeindruckendes Ensemble in Hochform, mit Schauspielern, die man lange nicht mehr oder noch nie so gut gesehen hat. Besonders im Gedächtnis bleibt die Leistung Robin Wrights, die eine so unspielbare wie letztlich sinnlose Figur total mitreißend gestaltet.

Leider gefällt sich Regisseur Oren Moverman, der mit Harrelson und Ben Foster auch schon THE MESSENGER gemacht hat, allzu sehr als trippiger Ästhet; was bei den Jump Cuts noch ausgesprochen gut funktioniert, fängt bei ausgestellt "ungewöhnlichen" Einstellungen und völlig überdrehten Kamera-Moves bald so richtig an zu nerven. Moverman ist mal wieder einer von denen, die allzu gern auf allzu viele Knöpfchen drücken, ohne ihre Mätzchen auch mit irgendeiner Bedeutung bzw. Sinnfälligkeit aufzuladen. Aus Ellroys messerscharfem Charakterbild wird eine prätentiös in Szene gesetzte Absturzgeschichte, deren offenes Ende manchen gefällt, manchen nicht. Da Harrelson sich und den Film spätestens mit seinem suboptimalen Promotion-Auftritt bei der "Ask Me Anything"-Session von Reddit zur Zielscheibe von Hohn und Spott der Online-Community machte, haben eh nicht viele Menschen RAMPART gesehen; schade um großes Schauspielerkino, schade letztlich auch um einen zwiespältigen, aber zumindest in Momenten packenden Film.

DVD.
Bild und Ton wissen zu gefallen, der Film ist ganz ausgezeichnet gemischt worden, besonders in der Clubsequenz dröhnt's wie vor Ort. Die Synchro hingegen glänzt zwar mit vielen Feststimmen, liegt jedoch laut und topfig auf, einfach unsensibel und anstrengend. Die Extras bieten das Übliche: ein Making Of, in dem auch Ellroy mal zu Wort kommt, und Interviews sowie Trailer; außerdem das reichlich überflüssige Feature "Shit Dave Brown says", in dem einfach nur Harrelsons Gelaber aneinander geklemmt wird.








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