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FILM.
Dieter Hallervorden als früher Ahne des HITCHER: Der etwas heruntergekommene Anhalter steigt bei einem Geschäftsmann (Arno Assman) ins schicke Auto, angeblich, um nach Frankfurt zu fahren. Doch wie wir schon zu Beginn des Films gesehen haben, hat der Anhalter sich exakt diese Mitfahrgelegenheit ausgesucht und alle anderen Angebote ausgeschlagen. Zunächst subtil, dann aggressiver und schließlich sogar mit Waffengewalt setzt der offenbar Irre den Fahrer unter Druck, bis dieser unter dem dauerhaften Psychoterror einzuknicken droht.
DER SPRINGTEUFEL lief erstmals 1974 zur besten Sendezeit im Programm der ARD und erzielte als rare Videocassette Höchstpreise bei Hallervorden-Fans und den Freunden des ungewöhnlichen deutschen Films der 70er. Nicht nur Dieter Hallervorden selbst führt den Film immer wieder als den neben seinem Auftritt in DAS MILLIONENSPIEL besten Beweis für seine schauspielerische Wandlungsfähigkeit an. Doch erliegt der Kabarettist, Schauspieler und Theaterleiter Hallervorden dabei demselben Mißverständnis wie viele seiner (früheren) Kritiker. Er spielt den Psychopathen nicht grundlegend anders als viele der Rollen seines Slapstick-Alter Egos Didi, der Filmjournalist Holger Kreymeier behauptet im Audiokommentar zum Film nicht ganz zu Unrecht, der Anhalter wirke wie "ein böser Bruder Kurt Schmidtchens" - auch wenn Hallervorden das ganz offensichtlich extrem gegen den Strich läuft. Doch Hallervorden ist in DER SPRINGTEUFEL nicht besser und nicht schlechter als in seinen Auftritten in NONSTOP NONSENS; er hat auch den Didi gut gespielt und zeigt, wie jeder Schauspieler, als verrückter Gemeingefährlicher eben so einige Ticks und Manierismen, die einfach zu ihm gehören und die man genauso von seinen Albernheiten kennt. Zusammen mit Assmann bildet er ein gut abgestimmtes Duo, und ihm gelingen durchaus Momente von Irrsinn und Bedrohlichkeit.
Es mangelt jedoch Regisseur Heinz Schirk an den inszenatorischen Mitteln, hier eine Ästhetik zu entwickeln, die ein solcher Stoff braucht. Immerhin begegnen sich hier Täter und Opfer auf engstem Raume, den ein talentierter Filmemacher auch dementsprechend einsetzen würde. Doch das Versprechen, das Schirk gleich zu Anfang mit einem gloriosen, auf Hallervorden endenden Hubschraubershot gibt, löst er nie ein, so daß sich DER SPRINGTEUFEL selbst mit seiner schrägen Laufzeit von 54 Minuten ziemlich in die Länge zieht. Sicherlich ist der Film eine interessante Fußnote deutscher Fernsehgeschichte wie auch in Hallervordens Karriere, aber ein wirklich bemerkenswerter Film verbirgt sich hinter dem Mythos nicht.
DVD.
Das Label Turbine setzt ihre hervorragende Reihe an Hallervorden-Veröffentlichungen fort. Neben dem liebevoll restaurierten Hauptfilm findet sich auf der DVD der besagte durchgängige Audiokommentar von Holger Kreymeier und Hallervorden, den man sich auch als Video (Bild im Bild) ansehen kann. Kreymeier verfällt hier leider zusehends ins von Genremagazinen bekannte schlichte chronologische Abrufen von Hallervordens Biografie und zeigt ein ums andere Mal mangelndes Gespür, wenn er an Hallervordens Reaktion einfach nicht bemerkt, die falsche Richtung eingeschlagen zu haben. Dennoch, sehr interessant. Man kann sich einen Vorher/Nachher-Vergleich der Restauration ansehen und in Biografien über Darsteller, Autor und Regisseur informieren. Oder noch ein paar Trailer zu anderen Hallervorden-Filmen ansehen.
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