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FILM.
Wer sich heutzutage so lautstark über die schlechte Qualität von Comicverfilmungen echauffiert, sollte sich vielleicht mal in Erinnerung rufen, wie das Ganze früher aussah. Nachdem 1989 der dauerpubertierende Tim Burton den dank Frank Miller gerade aufpolierten Ruf Batmans als kinderäugigen Art Deco-Alptraum wieder auf Adam West-Niveau runtergedreht hatte, wollten plötzlich alle auf den Superheldenzug aufspringen. Was ja auch verständlich war, bei der unerhörten Kasse, die Burtons Simplifizierung eines Mythos zumindest in den USA eingefahren hatte. Fortan flitzten so manche kostümierten Verbrechensbekämpfer über Leinwand und Bildschirm, nicht immer allerdings mit dem megalomanischen Budget der Majors (der eine oder andere wird sich vielleicht an Albert Pyuns CAPTAIN AMERICA erinnern). Irgendwo zwischen Burtons BATMAN und Warren Beattys Augenschmaus DICK TRACY siedelte Universal seine Adaption des uralten Radio- und Comichelden The Shadow an, in jeder Hinsicht ein zweifelhaftes Unterfangen. Und das weiss man schon nach wenigen Filmminuten.
Alec Baldwin, der spätere Shadow, wird in einer selten sinnlosen Exposition als zotteliger Böswatz in Asien eingeführt. Die, wenn überhaupt, als Prolog einzig sinnvolle Erzählung der Herkunft und Entstehung des Helden wird stattdessen einfach abgebrochen, bevor sie losgeht und mittels "XX Jahre später"-Einblendung übersprungen. Da darf man sich als Zuschauer schon mal verhohnepiepelt fühlen. Nach den Titeln ist der Shadow bereits als Crime Fighter tätig - im Amerika der 40er Jahre nämlich, was die Ausstatter zu ähnlichen kindischen Übertreibungen hingerissen hat wie zuvor Anton Furst bei BATMAN. Noch alberner ist nur The Shadow selbst, denn sobald sich der ölige Baldwin in sein geheimes Alter Ego verwandelt, werden seine Gesichtszüge zu denen eines kantigen Schlägers mit mehrjähriger Knasterfahrung, während seine Nase zu einem absurden Zinken heranwächst, hinter dem sich Nick Knatterton mühelos komplett verstecken könnte. The Shadow hat also die Sexiness einer der grotesken, unter Latexmasken begrabenen Gangstervisagen aus DICK TRACY - damit aber nicht genug: Bevor er seine Gegner konfrontiert, lacht er sie erstmal aus dem Dunkel heraus aus, was man sich als "Hehehehohohohihihi" in Stereo vorstellen darf.
Baldwin selbst ist langweilig und steif als stinkreicher Frühzeit-Bruce Wayne; man muss ihm aber zugute halten, dass er im Grunde genauso wenig zu tun bekommt wie sein verschlagener Gegner John Lone. Für die Nebenrollen hat der ewige HIGHLANDER-Macher Russell Mulcahy vor allem auf schräge Gesichter gesetzt; und das in der unglückseligen Zeit, in der man die unerträglichen Grimassen von Tim Curry vorübergehend für unverzichtbar hielt. Ein ähnliches Mißverständnis hat auch der blassen Penelope Ann Miller zu temporärem Starruhm verholfen, sie sorgt hier wie so oft für mädchenhafte Farblosigkeit. Nun hat THE SHADOW in keiner Hinsicht die Schauwerte, die er bräuchte, um das alles auszugleichen; es gibt neben einigen wenigen, kaum in die Handlung eingebetteten ansprechenden visuellen Ideen (etwa die Reise einer Rohrpost) vor allem jede Menge Beweise für die These, dass CGI-Effekte schneller altern als andere. Allenfalls die Gnadenlosigkeit, mit der der Shadow seine Gegner mitunter beseitigt, verwundert. Der Film selbst erwacht nur zum kurzen Leben, als Baldwin und Lone nach einer Stunde zusammen an einem Tisch sitzen und reden. Da passiert plötzlich was zwischen den beiden, und vor allem Baldwin kann endlich mal aus sich raus. Aber da merkt man auch schnell, dass diese Szene in einen anderen Film gehört.
DVD.
Nicht ganz sauberes Bild, das mitunter etwas unscharf wirkt; aber dicker Ton, mit einer Synchro, die okay geht. Als Extras gibt's ein Making Of, das durchaus von Interesse ist - besonders Baldwin hat 10.000 Watt mehr Charisma als in seiner Rolle. Dazu wurde noch das EPK für Interviews geplündert. Und Trailer und Werbematerialien darf man sich auch ansehen. Man hat wieder mal das Gefühl, daß Koch alles gegeben hat.
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