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KAPITELWAHL

LOVE RANCH (USA 2010)

von Marc Zeller

Original Titel. LOVE RANCH
Laufzeit in Minuten. 113

Regie. TAYLOR HACKFORD
Drehbuch. MARK JACOBSON
Musik. CHRIS BACON
Kamera. KIERAN MCGUIGAN
Schnitt. PAUL HIRSCH
Darsteller. HELEN MIRREN . JOE PESCI . SERGIO PERIS-MENCHETA . GINA GERSHON u.a.

Review Datum. 2011-07-16
Erscheinungsdatum. 2011-04-12
Vertrieb. ASCOT ELITE

Bildformat. 1.78:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DTS/DD 5.1) . ENGLISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Das Rotlichtmilieu ist im Kino der Gegenwart selten Gegenstand realistischer Betrachtungen. Stattdessen sind im Grunde nur zwei stereotype Annäherungsweisen erkennbar, die allzu oft das horizontale Gewerbe ins dramaturgisch rechte Licht zwingen: Das Freudenhaus als Hort unerfüllter Sehnsüchte im Angesicht käuflicher Liebe sowie der allseits beliebte Sumpfspaziergang zwischen Kriminalität, Drogen und dem ganz großen Geld als pervertierte Version des amerikanischen Traums. Taylor Hackfords LOVE RANCH bedient sich beider Welten und erzählt die Geschichte des ersten legalen Bordells in Nevada.

Kurz gesagt geht die so: Grace Bontempo (Helen Mirren) leitet mit ihrem windigen Ehemann Charlie (Joe Pesci) seit vielen Jahren das erwähnte Etablissement. Als Charlie sich zu Höherem berufen fühlt und ins Boxmanagement einsteigen will, nimmt er den argentinischen Shooting-Star Armando Bruza (Sergio Peris-Mencheta) in seine Obhut. Die spröde Grace ist auf eine widerwillige Art von dem durchtrainierten Kämpfer fasziniert und beginnt eine Affäre mit ihm. Doch dies bleibt nicht ohne Konsequenzen: Charlie ist von der Liebschaft wenig begeistert und setzt alles daran, sein Lebenswerk nicht untergehen zu lassen ...

Das mit der "wahren Geschichte", auf der der Film laut eigener Aussage basiert, ist mal wieder mit äußerster Vorsicht zu genießen: Ganz lose ist LOVE RANCH an Ereignisse angelehnt, die sich in und um die reale Mustang Ranch abgespielt haben. Es gab da einen Besitzer, dessen Frau, einen argentinischen Boxer und eine verbotene Liebschaft - allerdings wurden die Namen für den Film geändert, und das ist auch kein Wunder: Was Autor Mark Jacobson sich da zusammengesponnen hat, ist rein spekulativ. An sich wäre das ja nicht schlimm, wenn die Handlung denn wenigstens spannend wäre.

Es wird gemunkelt, dass das Skript während eines Autorenstreiks von Jacobson nicht abgesegnete Änderungen erfahren hat, was aber keine Entschuldigung für die fehlgeleitete Grundkonzeption darstellt. LOVE RANCH bewegt sich im Fahrwasser diverser sex and crime-Stories, schleppt reichlich aufgesetzte Tragik mit sich herum und debattiert am Rande auch noch die gesellschaftliche Diskussion um legale Prostitution in Nevada. Durch die Fülle an hineingepferchten Themen weiß der Film zu keiner Zeit, wo er anfangen soll geschweige denn hinwill, dümpelt von hier nach da, greift dieses und jenes auf, bleibt aber in jedem Bereich völlig belanglos.

Wäre Taylor Hackford (RAY) erst seit gestern im Geschäft, könnte man ihm die quälend uninspirierte Verfilmung des ohnehin jämmerlichen Drehbuchs ja noch verzeihen. Aber dass einer, der seit EIN OFFIZIER UND GENTLEMAN bei den Großen mitmischt, nach fast dreißig Jahren immer noch keinen eigenständigen Stil gefunden hat, ist das eigentliche Drama, von dem LOVE RANCH ausführlich berichten kann.

In diesem Stadium des filmischen Verfalls kann die Besetzung eigentlich nur noch Schadensbegrenzung betreiben, was zumindest Helen Mirren auch tut. Sie spielt selbst im Schlaf noch besser als die meisten anderen Schauspielkolleginnen, sodass ihr Auftritt als Lichtblick im Tunnel der Einfallslosigkeit bezeichnet werden muss. Der große Kleine Joe Pesci dagegen köchelt auf Sparflamme seine alten Scorsese- und Leone-Charaktere wieder auf und wirkt in der Deja-Vu-Collage bedauernswert alt und albern. Den unfreiwilligen Tiefpunkt setzt Sergio Peris-Mencheta, der trotz wuchtiger physischer Präsenz einfach nicht das Format besitzt, um gegen die beiden genannten Hochkaräter anzustinken.

Zusammen genommen bleibt erschreckend wenig, wofür sich auch nur der Blick aufs Cover von LOVE RANCH lohnen würde. Die großen Namen vor der Kamera sind nur Staffage für die phlegmatische, nichts wagende Eintönigkeit, in der der Film badet. Schade um den Aufwand, der diesem planlosen Blindgänger den hübschen Retro-Look beschert.

DVD.
Ascot Elite bringt LOVE RANCH im Amaray-Case mit nettem Hochglanzschuber. Noch erfreuter wäre man über diese Aufmachung, wenn die Bilder auf der Rückseite nicht schon das ohnehin vorhersehbare Ende verraten würden. Bild und Ton der DVD bewegen sich auf Standardniveau, das Bonusmaterial beschränkt sich auf einen Trailer und die übliche Trailershow. Gähn, wie passend zum Film.








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