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KAPITELWAHL

GAME OF DEATH (USA 2010)

von Hasko Baumann

Original Titel. GAME OF DEATH
Laufzeit in Minuten. 98

Regie. GIORGIO SEAFINI
Drehbuch. MEGAN BROWN . JIM AGNEW
Musik. JESSE VOCCIA
Kamera. ERIK CURTIS
Schnitt. TODD C. RAMSAY . KEVIN BUDZYNSKI
Darsteller. WESLEY SNIPES . GARY DANIELS . ZOE BELL . ROBERT DAVI u.a.

Review Datum. 2011-05-05
Erscheinungsdatum. 2011-03-25
Vertrieb. SPLENDID

Bildformat. 1.78:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . ENGLISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
GAME OF DEATH ist einer der am schlechtesten inszenierten Filme der letzten Jahre. Nee, das stimmt nicht. GAME OF DEATH ist einer der am schlechtesten inszenierten Filme, die ich jemals gesehen habe. Dabei ist es eigentlich schon ein Kanonenschlag von Euphemismus, überhaupt von Inszenierung zu sprechen. Der Serienregisseur Giorgio Seafini hat hier größtenteils mit einem Viertel Arschbacke das Geschehen abfilmen lassen, um dann in der Postproduktion plötzlich den großen Aufmotzkoller zu kriegen. Schon von Minute 1 an kräuselt sich der Geschmacksnerv zum Gewölle, wenn die verdiente Filmlocation Detroit sich von einer todesranzigen Quatschmontage vergewaltigen lassen muss. Kein Bild darf stehenbleiben, sofort kommt das nächste, und wenn es nicht beschleunigt wird, wird es eben verdoppelt und übereinander gelegt, damit es so richtig kacke aussieht. Dazu läuft megaschrottiger Vierviertelrock aus der Konserve. Wer denkt, daß diese stilistischen Schwerverbrechen mit dem Vorspann ihr Ende finden, darf sich gehackt legen: Seafini haut die Bockwürste mit einem bis dato kaum bekannten Mangel an Talent vom Teller und rüpelt sich rücksichtslos ins Pantheon der Totalversager. Sogar in den so spärlichen wie bewegungslos runtergerissenen Actionszenen kommt die völlig sinnfreie Doppelüberblendung wieder zum Einsatz. Oder es wird kurz mal grobkörnig (= digitalrauschig) und schwarzweiß, als hätte jemand nen Flashback! Und wem das nicht langt, kann sich die letzten Zähne von schneller laufenden Bildern ausschlagen lassen - das sieht aus wie das Niemandsland zwischen "Väter der Klamotte" und dem seligen Fussballballett! Wie oft habe ich an dieser Stelle schon darum gefleht, ein guter Geist möge den unfähigen DTV-Klappspaten ihr Spielzeug aus der Hand nehmen. Nicht jeder kann einen auf Tony Scott machen, schon gar nicht mit Mikrobudgets, und ganz ehrlich, selbst bei Tony Scott ist nicht jeder Powercut aus Gold! Der Schock über die unsägliche, unerträgliche filmische Bankrotterklärung von GAME OF DEATH wiegt noch schwerer, wenn man in den Credits den Namen Todd Ramsay findet - der Mann hat einst Carpenters THE THING und ESCAPE FROM NEW YORK geschnitten!

Man möchte Seafini mit einem Avid die Griffel zu Klump hauen für seine Unfähigkeit, aber noch zehn Mal nachtreten, wenn man sieht, wen er hier verheizt. Der Plot, der mal wieder einen Profikiller um Erlösung ringen lässt, ist nicht das Opfer des inszenatorischen Supergaus - wohl aber die Darsteller. Gary Daniels, schon das Beste an Stallones Rohrkrepierer THE EXPENDABLES, gibt erneut ausdrucksstark den Bösewicht und gleicht so ein paar weitere seiner späten C-Heuler aus. Zoe Bell spielt spröde, aber nicht unsexy die verbitterte Meuchelmörderin Floria, und Robert Davi zeigt als sterbenskranker Waffenhändler mal ein Gesicht, mit dem man nicht nur Nüsse knacken kann. Am schlimmsten trifft es aber Wesley Snipes, den man wieder einmal für seine Größe nur bewundern kann: Wie schon in seinem vorangegegangenen halben Dutzend Direct-to-DVD-Klopper agiert er auch dieses Mal wieder mit demselben Engagement, das er einst Spike Lee oder Mike Figgis schenkte. Für Snipes spielt das Drumherum keine Rolle, er bietet immer das Maximum. Das gilt auch für seine Fights, in denen er seinen harten, knackigen Stil mit Wucht und Wumms darbietet, gipfelnd natürlich in der Konfrontation mit Daniels. Doch was hilft all das Engagement, wenn es in einen Film gebettet ist, der seinen Helden auf der Flucht durch ein Krankenhaus in die psychiatrische Abteilung schickt und dort auf total Irre treffen lässt - und ein Mädchen, das stammelt "Ich hab von Dir geträumt" und dann auf den ersten Sex mit Snipes wartet? Inklusive Überblendung natürlich, dieses Mal mit verzerrten Gesichtern. Das alles darf man sich vorstellen wie bei Opa Kasulke, der sich mit fettigen Fingern durchs Effektmenü seiner Digitalkamera klickt.

Als ich Ende 2009 mit Zoe Bell in Los Angeles drehte, erzählte sie mir, daß sie am nächsten Tag nach Detroit müsse, um die Killerin Floria in einem Film mit Wesley Snipes zu spielen. Und daß sie ganz aufgeregt sei, weil der Regisseur nämlich Abel Ferrara hiesse. Und deswegen müsse sie auch unbedingt noch KING OF NEW YORK besorgen, was sie dann ja auch vor der Kamera getan hat. Abel Ferrara war auch in Detroit. Aber er hat den Film nach wenigen Wochen verlassen. An seine Stelle trat eine totale Flachzange, und diese hat Zoe eine Sterbeszene samt Best Of-Zoe-Montage aus den vorangegangenen 80 Minuten verpaßt. Die Flachzange heisst Giorgio Seafini. Und sein Verbrechen heißt GAME OF DEATH. Avoid at all costs.

DVD.
Die Synchro geht dank Snipes' Feststimme in Ordnung. Was nicht in Ordnung geht, ist die Tonzensur: Sämtliche Knochenbrüche wurden eliminiert. Das sieht demnach alles trocken und doof aus. Versteh ich nicht, die Jauche ist doch eh ab 18? Im Making Of (ohne Snipes) gibt's einiges zu lachen, wenn nämlich die Schauspieler ihren Regisseur preisen, weil er wisse, was er will. Hihi. Der Trailer ist auch nix.








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