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KAPITELWAHL

BLADES OF BLOOD (Korea 2010)

von André Becker

Original Titel. BLADES OF BLOOD
Laufzeit in Minuten. 104

Regie. LEE JOON-IK
Drehbuch. CHO CHUL-HYUN
Musik. KIM SOO-CHUL
Kamera. CHUNG CHUNG-HOON
Schnitt. KIM SANG-BUM
Darsteller. HWANG JUNG-MIN. CHA SEUNG-WON . HAN JI-HYE . KIM CHANG-WAN u.a.

Review Datum. 2011-04-19
Erscheinungsdatum. 2011-01-07
Vertrieb. SPLENDID

Bildformat. 2.35:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . KOREANISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH . NIEDERLÄNDISCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Totgesagte leben eben doch länger. Mitte der neunziger Jahre schien es fast so, als hätte der klassische Swordsplayfilm komplett ausgedient. Die damals noch im asiatischen Raum federführende Filmindustrie Hong Kongs griff vermehrt auf publikumswirksame Fantasyelemente und hemmungslose Albernheiten zurück und Produzenten wie Wong Jing sorgten mit zahlreichen kruden Machwerken dafür, dass die qualitativen Standards im Genre immer weiter nach unten korrigiert werden mussten. Freilich gab es natürlich Ausnahmen zu bewundern, aber der Großteil der Werke war purer Nonsens. Kasperltheater mit chargierenden Hauptdarstellern, lahmer Actionchoreographie und selten dämlichen Plots. Irgendwann war der Spuk allerdings vorbei. TIGER AND DRAGON und HERO rehabilitierten das Genre und plötzlich war der klassische Swordsplayfilm wieder en vouge.

Seitdem werden in Hong Kong wieder fleißig ernst angelegte Swordsplayfilme gedreht und weltweit vermarktet. Ganz weit vorne mit dabei ist aber auch das Nachbarland Südkorea, in dem ebenfalls zahlreiche Big-Budget-Schwertkampffilme, meist mit melodramatischer Schlagseite, produziert werden. Trotz einiger wirklich rundum gelungener Werke (allen voran der großartige MUSA) kommt aus Südkorea in letzter Zeit jedoch vermehrt ziemlich unterdurchschnittliche Kost (THE DEVINE WEAPON, SWORD WITH NO NAME). Das ist besonders ärgerlich, weil die Filme zumeist kostspielig inszeniert wurden und in der Regel in Punkto Ausstattung durchaus zu gefallen wissen. Davon abgesehen mangelte es den Filmen aber häufig an einer adäquaten Dramaturgie, überzeugenden Actionszenen und charismatischen Darstellern. Zudem machte sich oftmals schlicht Langeweile breit, was sicherlich auf die extrem dialoglastige und schnarchige Inszenierung einiger Werke zurückgeführt werden kann. Nun stellt sich die Frage, ob auch BLADES OF BLOOD ähnliche Fehler begeht und sich als öder Leinwandlangweiler entpuppt und die unselige Tendenz damit bis auf weiteres fortführt.

Im Korea des 16. Jahrhunderts hat das Land nicht nur mit einer korrupten Regierung zu kämpfen, sondern auch mit einer bevorstehenden Invasion durch japanische Truppen. Um das Land zu retten schart der kampferprobte Schwertkrieger Lee Mong-hak (Cha Seung-won) eine Gruppe treu ergebener Kämpfer um sich, mit denen er das kriminelle Regime stürzen und die Invasoren abwehren will. Die von ihm gegründete Allianz kann im Laufe der Zeit immer mehr Erfolge verbuchen und es scheint so, als ob ein Machtwechsel unmittelbar bevorsteht. Lee Mong-hak ahnt jedoch nicht dass ihm sein ehemaliger Weggefährte, der blinde Hwang Jung-hak (Hwang Jung-min) dicht auf den Fersen ist und das alles entscheidende Duell bereits unmittelbar bevorsteht.

Die schlechte Nachricht zuerst: BLADES OF BLOOD enttäuscht ausgerechnet in den (ohnehin schon rar gesäten) Actionszenen, womit ein weiters Mal verdeutlicht wird, dass die Koreaner hier noch ein wenig Nachholbedarf haben. Die Actionchoreographie ist solide, aber es fehlt einfach das gewisse Etwas, sozusagen der letzte Schliff, um wirklich nachhaltig zu überzeugen. Glücklicherweise punktet der Film aber anderweitig. BLADES OF BLOOD skizziert äußerst pointiert und nie auf triviale Weise das politische Machtgefüge und die unüberbrückbaren Hierarchien des damaligen Koreas. Regisseur Lee Joon-ik zeigt wie gewaltanfällig und manipulierbar Ideologien sind und wie schnell Macht systematisch missbraucht werden kann. Es sind vor allem die Momente in denen die Grenzen zwischen Gut und Böse diffus werden und verschwimmen, die Szenen in der einfache Antworten verweigert werden, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen und den Film letztendlich über den Durchschnitt hieven.

Der Film reflektiert daher auch stets die immanente Systemfrage, die den Film als Subtext trägt. Die handelnden Akteure sind lediglich austauschbare Figuren, eingebettet in ein System in dem sie einen Zweck erfüllen und dass sie trotz aller Bemühungen nicht beeinflussen, sondern allerhöchsten irritieren können. Insofern muss BLADES OF BLOOD auch als gesellschaftskritischer Kommentar rezipiert werden. Der Film überzeugt deshalb auch immer dann besonders, wenn er die Pfade des Actionfilms sukzessive verlässt und die Richtung eines Politthrillers einschlägt. Daneben können speziell die schauspielerischen Leistungen der charismatischen Hauptdarsteller begeistern. Insbesondere Hwang Jung-min in der Rolle des blinden Schwertkämpfers spielt grandios und sorgt für einige großartige Momente im Film.

BLADES OF BLOOD wird sicherlich nicht jeden hinreichend überzeugen. Auf der Ebene des Politthrillers funktioniert der Film einwandfrei, die recht undynamischen Kampfchoreographien verderben aber schlussendlich doch so einiges. Das liegt vorwiegend daran, dass der Film auch ein spektakulärer Actionfilm sein möchte und dementsprechend auch der wenig flexiblen Dramaturgie eines Actionfilms folgt, in diesem Zusammenhang aber eher mittelprächtige Erfolge erzielt. Was bleibt ist deshalb ein guter, aber kein sehr guter Politthriller im Gewand eines historischen Swordsplayfilms, der leider nicht in allen Punkten überzeugen kann.

DVD.
Bild- und Tonqualität sind absolute Spitzenklasse. Wie so oft bei asiatischen Veröffentlichungen ist die Synchronisation aber mal wieder ziemlich zweitklassig und verzichtbar. Als Alternative kann man jedoch auf die untertitelte Originaltonspur zurückgreifen, die in der Regel eh die bessere Wahl darstellt. Das Bonusmaterial ist nicht gerade ausufernd und hat neben der obligatorischen Trailershow und dem Making-of, ein kleines Special zu den Kampfchoreographien zu bieten.








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