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KAPITELWAHL

SWORD WITH NO NAME (Korea 2009)

von Andreas Neuenkirchen

Original Titel. BOOL-KKOTT-CHEO-REAOM NA-BI-CHEO-REOM
Laufzeit in Minuten. 119

Regie. KIM JONG-GYUN
Drehbuch. LEE SOOK-YEON . KIM YOUNG-IN
Musik. CHOI YONG-BAK
Kamera. KIM MYUNG-JOON
Schnitt. KIM SANG-BUM . KIM JAE-BUM
Darsteller. CHO SEUNG-WOO . SU AE . CHUN HO-JIN . KIM-YEONG-MIN u.a.

Review Datum. 2010-10-25
Erscheinungsdatum. 2010-07-30
Vertrieb. SPLENDID

Bildformat. 1.77:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . KOREANISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH . NIEDERLÄNDISCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Regisseur Kim Jong-gyun machte 2005 mit dem zähen aber interessanten Horrorfilm THE RED SHOES von sich reden. Zumindest in Kreisen, in denen über sowas geredet wird. Seine neue Arbeit, SWORD WITH NO NAME, könnte inhaltlich, erzählerisch und ästhetisch nicht unterschiedlicher sein, aber eines eint die beiden Filme doch: In beiden Fällen liegt das Gesamtergebnis unter der Summe der Einzelteile. Diesmal sogar deutlicher als 2005.

Im späten 19. Jahrhundert hat das koreanische Königshaus die Befürchtung, dass Korea sich bald vor lauter Überfremdung abschaffen könnte. Eine neue Königin soll dem König den Rücken stärken. Die Wahl fällt auf das Mädchen Ja-young. Die neugierige junge Dame kungelt allerdings etwas zu sehr mit den europäischen Migranten, was man weder in Korea noch in Japan gerne sieht. Wer ihr aber nach dem Leben trachtet, muss vorbei am Leibgardisten Moo-myong, der seinen Dienst nur angetreten ist, um der Frau nahe zu sein, in die er sich schon verliebt hatte, als sie noch eine Bürgerliche war. Als hätte man nicht schon mit Intriganten am Hof und expansionswütigen Japanern genug Ärger, ist dem König und seinen Getreuen auch der liebestolle Leibwächter ein Dorn im Auge.

Löblich ist, dass in SWORD WITH NO NAME nicht der dumpfe, ausgrenzende Patriotismus gepflegt wird, der im asiatischen Historienfilm eher zu- als abnimmt. Die Begeisterung der Hauptfigur für fremde Kulturen und ihr selbstverständlicher Umgang mit deren Vertretern macht sie, und für kleine Weilen auch den Film, sympathisch. Lediglich Japan kommt hier ganz schlecht weg, das hat sich Japan angesichts der tatsächlichen Geschichte aber auch ganz selbst zuzuschreiben.

Schade, dass man sonst kaum etwas loben mag. Dass ein paar dramatische Momente im Ansatz funktionieren, ist überzeugenden Darstellern und der garstig manipulativen Musik zu verdanken. Regie und Buch denken gar nicht daran, bei der Sache durch eine spannende Inszenierung oder interessante Entwicklungen und Wendungen mitzuhelfen. Die Geschichte der Königin und ihres Leibwächters kennt in Korea jedes Kind. Da bringt der Zuschauer wohl schon so viel emotionales Gepäck mit, dass man ihn nicht mehr groß ködern muss. Wer aber von Ja-young und Moo-myong noch nie etwas gehört hat, den lässt ihr Schicksal hier über die weitesten Strecken kalt.

Abgesehen von zwei oder drei kurzen Kampfszenen, die in einem hübschen aber unpassenden Videospiel-Stil inszeniert sind (mitsamt der realen Umgebung entrückten Fantasie-Arenen), ist SWORD WITH NO NAME konservativ und plump vor die Kamera gebracht. Wo das angeblich große Budget geblieben ist, ist ein Rätsel. Auf der Leinwand ist es jedenfalls nicht, denn mit Schauwerten wird außerhalb der vereinzelten Kampf-Clips mehr gekleckert als geklotzt. Garderobe und Kulisse sind gerade mal solide Kostümschinken-Hausmannskost. Manche Spezialeffekte, insbesondere ein ganz furchtbarer Schmetterlingsflug, sind so absurd, dass man nicht recht weiß, ob es sich um gewollten Pop-Kitsch oder schlichtes Unvermögen handelt.

Zum Schluss rackert sich der Film noch mal ordentlich ab mit viel Geschrei, etwas Blut und ein wenig Geschlechtsverkehr (zuvor fragte man sich, warum um alles in der Welt dieses harmlose Missvergnügen ab 16 Jahre freigegeben werden musste), und kippt so schlussendlich vom lediglich langweiligen 08/15-Film ins unfreiwillig komische Machwerk, in dem sich christliche Märtyrersymbolik mit dem politischen Holzhammer verbindet. Damit kippt außerdem ein ideologisch recht ausgewogener Film in die spirituelle und politische Propagandabrühe. Wie gut, dass er dann auch bald vorbei ist. Lange genug hat's gedauert.

Muss noch erwähnt werden, dass es in SWORD WITH NO NAME keineswegs um irgendwelche Schwerter geht, ob namentlich bekannte oder unbekannte? Egal, in THE RED SHOES ging es ja auch in Wirklichkeit um pinke Schuhe.

DVD.
Das Bild wünscht man sich mitunter einen Tick heller, könnte aber an künstlerischer Absicht und nicht an DVD-Nachlässigkeit liegen. Der Ton klingt gut. Die deutschen Sprecher sind zwar durch die Bank talentiert, aber hier und dort fehlbesetzt. Die Extras sind der übliche geschmacksneutrale Korea-Mix aus Szenen vom Set und gespielten Interviews.








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