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KAPITELWAHL

PRIVATE COLLECTIONS (Frankreich/Japan 1979)

von Lutz Granert

Original Titel. COLLECTIONS PRIVÉES
Laufzeit in Minuten. 99

Regie. JUST JAECKIN . SHÛJI TERAYAMA . WALERIAN BOROWCZYK
Drehbuch. JEAN-MICHEL RIBES . SHÛJI TERAYAMA . RIO KISHIDA . WALERIAN BOROWCZYK
Musik. PIERRE BACHELET . J.A. SEAZER
Kamera. TATSUO SUZUKI
Schnitt. MICHELE BOËHM . MICHELE AMSELLEM . KHADICHA BARIHA . TOMOYO OSHIMA
Darsteller. ROLAND BLANCHE . MARIE-CATHERINE CONTI . LAURA GEMSER . JÛZÔ ITAMI u.a.

Review Datum. 2011-03-24
Erscheinungsdatum. 2011-02-18
Vertrieb. DONAU FILM/ALIVE

Bildformat. 1.66:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DTS/DD 5.1/DD 2.0) . ENGLISCH (DD 2.0)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Auf dem Papier ist PRIVATE COLLECTIONS der feuchte Traum von Freunden der 70er Jahre-Erotik: Drei genreerprobte Regisseure wurden von Produzent Pierre Braunberger (SCHIESSEN SIE AUF DEN PIANISTEN) versammelt, in kurzen Segmenten ihre "intimen Visionen in einem gemeinsamen Film zu verwirklichen", wie auf der DVD-Hülle zu lesen ist. Dass dabei die folgende Werbezeile um "eines der eigenwilligsten und sinnlichsten Kinoerlebnisse unserer Zeit" wie die meisten Superlative nur mit Vorsicht zu genießen ist, ist den unterschiedlichen Stilen von Just Jaeckin, Shûji Terayama und Walerian Borowczyk geschuldet.

Jaeckins Filmen wie DIE GESCHICHTE DER O. ist seit jeher eine Fixierung aufs Visuelle anzumerken, was bei einem ehemaligen Modefotograf auch nicht verwunderlich ist. Er stürzt sich auch bei seinem Segment L'ile aux sirènes auf eine Weichzeichner-Ästhetik, lässt entblößte Frauen mit ins Gesicht wehendem Haar in die Kamera grinsen oder starr lauernd auf den Moment des Angriffs warten. Er drapiert seine sich unnatürlich bewegenden und handelnden Figuren in die dankbar exotische, da pittoreske Kulisse, stellt all seine Schauwerte aus. Dabei passiert wenig: Ein Schiffbrüchiger (Roland Blanche ist in dieser Rolle schlicht zu albern, als dass man ihn ernst nehmen könnte) macht Bekanntschaft mit vier wunderschönen Sirenen - eine von ihnen Exploitation-Ikone Laura Gemser - bevor er aus seinem Traum erwacht. Der Traum ist auch das verbindende Element zwischen den drei hochgradig verschiedenen Episoden.

In dem folgenden Segment mit dem Titel Kusa-Meikyu von Shûji Terayama (DIE FRÜCHTE DER LEIDENSCHAFT) wird diese Traumlogik am meisten verfolgt und angewendet. Die Hauptfigur sucht nach dem Text eines Kinderliedes und begegnet dabei zahlreichen Menschen, aber niemandem, der es in seiner Reinform kennt. Diese Handlung wird nicht in kausal auseinander folgenden Szenen erzählt, sondern immer wieder zugunsten surrealistischer Einschübe fallen gelassen. Die Bilder sind dabei mal ausgebleicht, fast schwarz-weiß, mal farbenfroh - mal der japanischen Lebensrealität verpflichtet, mal dieser enthoben. Dieser Traum kulminiert in einem ebenso künstlichen, wie hysterisch vorgetragenen Theaterstück, bei welchem er mit einem Mutterkomplex konfrontiert wird. Der Traum und das Leben als Reise, die keinen Sinn hat. Eine ebenso faszinierende wie spröde Episode, die sich dem Zugang sperrt, unterlegt mit einem penetranten Off-Kommentar.

Es schließt sich mit Walerian Borowczyks Segment L'Armoire die künstlerisch am weitesten ausgefeilte an. Nach seinen vorangegangenen erotischen Werken wie LA BÊTE - DIE BESTIE oder UNMORALISCHE GESCHICHTEN ist das Geschehen wieder in einer historischen Situation verankert - dieses Mal im Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Getaucht in impressionistische Bilder lässt er einen von düsterem Gemüt geplagten Mann in einem Tanztheater in den Genuss einer Liebesnacht kommen. Borowczyk offenbart in seiner Adaption einer Geschichte von Guy de Maupassant wieder die Verlogenheit einer Anstandsmoral, die mit Geld korrumpiert wird. So bezahlen Gaffer einem Theaterangestellten Geld, um hinter der Bühne sein zu dürfen. Der Traum ist dabei hier rein visuell nicht als solcher zu erkennen, verbirgt sich auch noch beim Schlussbild, welches formalästhetisch keine Unterschiede zum Vorangegangenen offenbart. Leider fehlt hier genau das, was allen Episoden fehlt: eine Pointe.

Diese Zusammenstellung ist tatsächlich eigenwillig, da ist der Werbezeile zuzustimmen. Nur fehlt innerhalb der verschiedenen Annäherungen an das Thema "erotischer Traum" die konkrete Fragestellung, der rote Faden, ein durchdachter Inhalt, der eine Auflösung präsentiert. Genau diese Nachdenken auslösende Elemente sucht man zwischen all den hübschen Bildern in PRIVATE COLLECTIONS aber leider vergeblich.

DVD.
Das zum Teil etwas verwaschen wirkende Bild geht für das Alter des Films in Ordnung. Insbesondere bei den ersten beiden Segmenten ist jedoch allzu deutliches Rauschen auf der französischen Tonspur zu vernehmen, die im Vergleich zur deutschen auch viel lauter daherkommt. In Anbetracht der hübschen Aufmachung der DVD enttäuschen die mit Ausnahme einer Bildergalerie nicht vorhandenen Extras jedoch sehr.








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