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FILM.
In REPO MEN, das auf dem 2009 erschienenen Roman The Repossession Mambo von Eric Garcia basiert, spinnt Regisseur Miguel Sapochnik die amerikanischen Versionen von Gesundheitssystem und Kapitalismus bis zu ihrem menschenverachtenden Extrem weiter. Nähert sich das Leben im Jahr 2025 aufgrund von Krankheit oder Unfall dem vorzeitigen Ende, kann man sich auf die Warteliste für eine klassische Organspende einschreiben - eine Prozedur, die weder Erfolg verspricht noch allzu schnell vonstatten geht. Oder man wendet sich an die Firma "The Union", um das entsprechende Körperteil als biomechanisches Implantat auf Kredit zu kaufen wie ein Eigenheim in den Suburbs.
Remy (Jude Law) kümmert sich mit Kumpel Jake (Forest Whitaker) als einer von vielen sogenannten Repo Men um die Kunden von The Union, die ihren monatlichen Zahlungsverpflichtungen nicht pünktlich nachkommen - indem sie die entsprechenden Organe eigenhändig pfänden und zurück in die Firma zurückbringen. Dass das zwangsläufig mit dem Tod endet, juckt nicht. Firmencredo: "You don't take a life, you keep the Union viable so that we can keep on giving".
Die erste halbe Stunde, in der Remy und Jake vordergründig ihrem Job nachgehen und danach zu Frau und Familie heimkehren, ist wegen der sadistischen Freude der beiden und der grotesken Selbstverständlichkeit des Ganzen nur schwer zu ertragen - und bildet doch den besten Part des Films. Während der Auftakt nämlich zumindest noch als sehr eindringliche Karikatur eines Ayn-Randschen Ideals des freien Markts funktioniert, verliert sich der Rest des Films in seinem Versuch, eine massenkompatiblere Geschichte zu erzählen.
Nachdem Remy nach einem Unfall selbst auf ein künstliches Herz angewiesen ist, fehlt es ihm an der nötigen Kaltschnäuzigkeit, um seinen Beruf zufriedenstellend auszuüben. Er empfindet plötzlich Verständnis und Mitleid für die Situation seiner Opfer, kann sie nicht mehr töten. Wegen seines ausfallenden Gehalts gerät er bald mit seinen Zahlungen in Rückstand und landet selbst auf der Fahndungsliste der Repo Men. Gemeinsam mit Beth (Alice Braga), die er auf seinem letzten Einsatz kennengelernt hat, beschließt er, sein registriertes Herzimplantat mit Waffengewalt aus dem System auszutragen.
So trennt REPO MEN das gute Zusammenspiel zwischen Jude Law und Forest Whitaker nicht nur auf, um fortan eine dröge Außenseiter-gegen-das-System-Story herunterzureißen, sie stilisiert Remy auch unsinnig zum empathischen Helden, der die Fehler seines Handelns aber nur dann einsieht, wenn er selbst direkt betroffen ist. Auf dem Weg zum Hauptquartier, in dem die Flucht von Remy und Beth letztlich in einer BLIND BEAST wachrufenden Szene gipfelt, lässt REPO MEN seine potente Prämisse zudem völlig vertrocknen und verpasst es so, seine eigentliche Stärke - die spannende Grundidee - ausreichend auszuspielen. Stattdessen konzentriert sich der Film auf - immerhin gut inszenierte - Actioneinlagen und Gewaltszenen, deren Härtegrad über das FSK-16-Siegel wundern lassen.
Das offenbar fehlende Selbstvertrauen in die eigenen Stärken schlägt sich auch in anderen Bereichen des Films nieder: teilweise lässt sich Repo Men als Collage gängiger Filmtrends der letzten Jahre zusammenfassen. Dazu gehört nicht nur ein unnötiges, Shyamalan-würdiges Twist-Ende, auch stilistisch bewegt sich der Film stellenweise wenig behände auf dem Grat zwischen Hommage und Abkupfern: Deutlich festhalten lässt sich zumindest, dass die Hammerszene aus Chan-Wook Parks OLDBOY mit Sicherheit einen bleibenden Eindruck bei Sapochnik hinterlassen hat.
DVD.
Bild und Ton sind top, genau wie die Ausstattung der DVD. Neben gleich sechs Sprachversionen presst Universal einige Deleted Scenes sowie ein sechsminütiges Making-Of der Spezialeffekte auf die DVD. Die Zusatzfeatures sowie der eigentliche Film werden auf Wunsch begleitet durch Kommentare von Regisseur Miguel Sapochnik und Autor Eric Garcia, die das Ganze angenehm unernst nehmen. So macht der Film dann tatsächlich mehr Spaß.
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