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FILM.
Dass Schauspielerinnen und Schauspieler auf einen bestimmten Rollentypus festgelegt werden, soll ja vorkommen. Bei Vicky Zhao Wei nimmt das aber etwas bizarre Formen an. Offenbar ist sie jetzt erste Ansprechpartnerin im chinesischen Film, wenn es um Frauen geht, die sich als Männer ausgeben. Weite Strecken von RED CLIFF verbrachte sie spionierend als männlicher Soldat verkleidet hinter feindlichen Linien. In 14 BLADES gibt sie sich zumindest in einer Szene oberflächlich verschleiert als die männliche Hauptfigur aus. Und dazwischen durfte sie in MULAN - LEGENDE EINER KRIEGERIN sogar die Mutter aller Crossdressing-Rollen der chinesischen Folklore spielen.
Hua Mulan möchte ihrem siechen Vater den Militärdienst ersparen. Sie zieht an seiner statt in den Krieg und macht von Schlacht zu Schlacht schnell Karriere. Dass der Schummel nicht im großen Stil auffliegt, liegt wahrscheinlich eher an der "Don't ask, don't tell"-Politik der Armee als an der raffinierten Verkleidung (Haare hochgesteckt). Zwei Mitstreiter kommen ihr jedoch auf die Schliche, ihr Jugendfreund Fei Xiaohu (Jaycee Chan) und General Wentai (Chen Kun), der nicht mehr von ihr lassen mag, seit er ihr im Bade zu nahe kam. Die Zuneigung beruht auf Gegenseitigkeit, was Mulans Fertigkeiten in der Heeresführung beeinträchtigt. So fingiert Wentai schweren Herzens seinen Tod, und nach einer kurzen Trotz- und Trauerphase wird Mulan zum obersten Kriegshelden, der die Armee gegen aufmüppfige Steppenvölker in die finale Schlacht führt.
Im Vergleich zu dem, was uns an historischer Opulenz in letzter Zeit so aus dem Reich der Mitte ereilte, wirkt MULAN wie ein besserer Fernsehfilm. Die Betonung liegt hier immerhin eindeutig auf "besserer". All die Massenaufmärsche und Schlachtszenen, die der Stoff erfordert, sind vorhanden. Nur etwas weniger bombastisch und weniger detailvernarrt inszeniert, als man erwarten könnte, auch in eher gedeckten Tönen als im wilden Farbenrausch. Das steht dem Film nicht unbedingt schlecht. Es ist halt ein Kriegsfilm, kein Fantasyfilm, und kein Abenteuerfilm. Was nicht heißen soll, dass hier auf allzu großen Realismus Wert gelegt wird. Dramaturgisch ist MULAN sehr klassisch chinesisch. Hier muss man nicht nur vor großem Pathos gewappnet sein (Schlüsselsatz: "Die Nation geht vor."), sondern auch damit rechnen, dass alle Tausende Soldaten in ihrer finstersten Stunde auf dem Schlachtfeld erst mal innehalten und gemeinsam ein Heimatlied anstimmen.
Immerhin relativiert der Film zumindest seinen Militärfetisch recht glaubhaft. Siege sind hier nie von langer Dauer und immer mit schmerzhaften Verlusten verbunden. Letztlich wird auch der Endsieg nicht durch massenhaftes Säbelrasseln herbeigeführt, sondern durch eine pazifistisch korrekte Verquickung von Diplomatie, Spionage und Tyrannenmord.
Wer sich an singenden Soldaten und Vaterlandsliebe über echte Liebe nicht stört, findet in MULAN - LEGENDE EINER KRIEGERIN großes Pantoffelkino ohne nennenswerte Längen und mit einer wie immer überzeugenden und sympathischen Vicky Zhao Wei, die aber trotzdem ruhig mal wieder Mut zu Frauenrollen zeigen sollte.
DVD.
Ein durchschnittlich interessantes Making-of, vergnügliches Hinter-den-Kulissen-Geplänkel und ein erst goldiges, dann deprimierend auswendig gelernt wirkendes Interview mit der Darstellerin der jungen Flashback-Mulan runden die technisch akzeptable DVD ab.
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