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KAPITELWAHL

HARPER'S ISLAND - DIE DVD EDITION (USA 2009)

von Thorsten Hanisch

Original Titel. HARPER'S ISLAND
Laufzeit in Minuten. 518

Regie. diverse
Drehbuch. diverse
Musik. DAVID LAWRENCE
Kamera. ROBERT MCLACHLAN
Schnitt. diverse
Darsteller. ELAINE CASSIDY . CHRISTOPHER GORHAM . MATT BARR . GINA HOLDEN u.a.

Review Datum. 2010-10-25
Erscheinungsdatum. 2010-10-21
Vertrieb. PARAMOUNT

Bildformat. 1.78:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . ENGLISCH (DD 2.0) . FRANZÖSISCH (DD 5.1) . ITALIENISCH (DD 2.0)
Untertitel. DEUTSCH . ENGLISCH . DÄNNISCH . FINNISCH . FRANZÖSISCH . ITALIENISCH . NIEDERLÄN
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Als Wes Craven mit SCREAM Ende 1996 die zweite Morgendämmerung des Slasherfilms einleitete wehten naturgemäß bis zum Ende des Jahrzehnts eine ganze Reihe ähnlich gearteter Filme in die Kinos und hofften, was vom großen Scream-Kuchen (die Franchise spielte über eine halbe Milliarde Dollar in die Taschen der Macher) abzubekommen. Wie schon bei der ersten Slasher-Welle Ende der 70er verpuffte die Schnetzel-Blase aber auch schnell wieder, die Möglichkeiten zur Variation des Sujets sind nun mal begrenzt, die Kopisten griffen die damals erfrischend selbstreflexiv-clevere Ader des Originals kaum auf (das wurde dann etwas später von diversen "Hommagen" bis zum Erbrechen durchexerziert) und Craven selbst setzte mit SCREAM 3 einen hilflos zerfahrenen und reichlich unoriginellen Schlusspunkt, bei dem selbst anspruchsloseste Genrefans müde abwinkten. So weit, so begraben. Möchte man meinen.

2009 trat nicht nur ein alter Bekannter (Jason Vorhees) wieder auf den Plan, auch Ari Schlossberg, Autor des Robert DeNiro-Horror-Vehikels HIDE AND SEEK reaktivierte mit Hilfe von Regisseur und Produzent John Turteltaub (DUELL DER MAGIER) die mittlerweile ganz weit hinten im kollektivem Gedächtnis-Mausoleum geparkte Slasher-Leiche wieder, und zwar in Form einer TV-Serie.

Die Handlung ist so schlicht wie eh und je: Eine bildhübsche Millionenerbin will einen armen Schlucker heiraten. Die einen feiern in einem schnieken Top-Restaurant, die anderen laden Familie und Freunde lieber auf eine abgelegene Insel ein, auf der vor einigen Jahren ein geisteskranker Killer sechs Menschen ins Nirvana schickte. Natürlich gehört unser Paar zum zweiten Typ Mensch und natürlich bitten schon bald die ersten Gäste vor dem Himmelstor um Einlaß.

Die Frage aller Fragen (also noch vor: "Wo komm ich her, wo geh ich hin?") lautet nun natürlich: Lässt sich ein Konzept, das bei vielen Vertretern noch nichtmal für neunzig Minuten gereicht hat, auf rund neun Stunden ausdehnen? Die Antwort: Ja, es klappt.
Größtenteils.

Das liegt zu allererst an der Oldschool-Mentalität der Serie: Insidergags, Selbstreflexionen und anderen Metaebenen-Schnickschnack, der SCREAM damals frisch, aus oben genannten Gründen heute aber etwas verstaubt wirken lässt, findet sich keiner. Die Serie nimmt ihre Protagonisten ernst, lässt sich Zeit zur Vorstellung der selbigen und verleiht auch den eher klischeehaften Figuren einen ambivalenteren Anstrich als auf den ersten Blick vermutet, was der Spannungsaufrechterhaltung natürlich ziemlich zuträglich ist. Apropos Spannungsaufrechterhaltung: Zugegeben, HARPER'S ISLAND fängt etwas dösig an, findet dann aber seinen Rhythmus und packt die wohl ewig in einem schlummernde juvenile Neugier mit raffinierter Legung von falschen Fährten geschickt beim Schlafittchen, was auch durch die gute Nutzung der Drehorte gefördert wird: So atmosphärisch wurde zuletzt bei LOST durch einsame Wälder und gruselige Geheimgänge geschlichen.
Leider, und das ist der einzig echte Wermutstopfen an dieser ansonsten feinen Serie, will HARPER'S ISLAND seine TV-Herkunft keinen Augenblick verschleiern. Trotz erfahrener Regisseure wie Rick Bota, Craig R.Baxley oder John Turteltaub sieht HARPER'S ISLAND über weite Teile aus wie ein Frühneunziger-TV-Format und fällt somit leider weit hinter aktuellen Serienproduktionen zurück, was schade ist. Die Form muss nicht zwangsläufig immer dem Inhalt folgen. Trotzdem: Wer das verknuspern kann und schon immer ein Herz für sinistre Killer und ihre jugendlichen Opferlämmer hatte, wird hier auf seine Kosten kommen.

DVD.
Bild & Ton sind - das Produkt ist schließlich vom letzten Jahr - erwartungsgemäß state of the art. Besonders erfreulich, dass auch Deutschland eine (gut ausgesteuerte und effektlastige) Dolby Digital 5.1-Tonspur bekommen hat, bei Paramount ja nicht immer selbstverständlich.

Die Extras: Achtung! Bitte erst NACH der Serie schauen, denn hier werden massiv Überraschungen zerstört.
Zum einen gibt es diverse CBS-Promo-Trailer, dann diverse Filmchen (insgesamt eine runde Stunde lang), die sich mit dem Casting, der Produktion, dem Mörder etc. beschäftigen. Das ist eher redundant und ermüdend als interessant und trägt mal wieder zur kompletten Illusionszerstörung bei. Gibt es wirklich Leute da draußen, die immer und ständig jedes einzelne Background-Fitzelchen wissen möchten? Where's the magic?

Die deleted scenes sind da schon eher okay, in einer gibt's sogar mehr Gore. Weitaus sehenswerter ist die Internet-Spin-Off-Serie HARPER'S GLOBE die hier komplett vertreten ist. HARPER'S GLOBE erzählt eine weitere auf HARPER'S ISLAND angelegte Killer-Story (natürlich tauchen auch Charaktere aus der Hauptserie auf). Das Ganz ist stellenweise sogar richtig gruselig, leidet aber auch unter einer für solche Formate nur allzu typische YouTube-Dramaturgie. Trotzdem: Eine nette Ergänzung und als Extras sowieso interessanter als alles Making Of-Blabla dieser Welt.








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