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KAPITELWAHL

WALTZ WITH BASHIR (Israel/Deutschland/Frankreich 2008)

von Stefan Mader

Original Titel. VALS IM BASHIR
Laufzeit in Minuten. 87

Regie. ARI FOLMAN
Drehbuch. ARI FOLMAN
Musik. MAX RICHTER
Kamera. nicht bekannt
Schnitt. FELLER NILI
Darsteller. RON BEN-YISHAI . RONNY DAYAG . YEHEZKEL LAZAROV . MICKEY LEON u.a.

Review Datum. 2009-08-03
Erscheinungsdatum. 2009-05-22
Vertrieb. PANDORA FILM

Bildformat. 1.85:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1/DD 2.0) . HEBRÄISCH (DD 5.1/DD 2.0)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Boaz Rein-Buskila braucht Hilfe, jemanden zum Reden, da ihn seit geraumer Zeit ein Alptraum plagt, in dem er von 26 Hunden verfolgt wird. Sicher, dass es sich dabei um eine verspätete Verarbeitung seiner Kriegserlebnisse im Libanon handelt, klingelt er mitten in der Nacht seinen Freund, den Autor und Filmemacher Ari Folman, aus dem Bett. Während des Gesprächs wird Ari sich bewusst, dass er selbst keine Erinnerungen mehr an seinen Kampfeinsatz im Jahr 1982 hat und beschließt, alte Kameraden aufzusuchen, um mit deren Hilfe seine verdrängten Erlebnisse im Krieg zu rekonstruieren. Nach und nach gelingt das auch, einzig der Tag der Massaker in den Flüchtlingslagern von Beirut bleibt nebulös. Während er die Vergangenheit weiter erforscht, wird Ari klar, dass die Wahrheit sein Selbstverständnis als Jude in seinen Grundfesten zu erschüttern droht.

2008 feierte WALTZ WITH BASHIR in Cannes seine Premiere und wurde dort überaus wohlwollend aufgenommen – aus gutem Grund, denn Folmans animierte Dokumentation vermag auf allen Linien zu überzeugen. So sind die im Film enthaltenen Interviews mit Zeitzeugen authentisch, wovon WALTZ WITH BASHIR ganz eindeutig profitiert. Den historischen Hintergrund des Films stellt, wie bereits erwähnt, der Libanon-Krieg von 1982 dar, in dem israelische Truppen mit Waffengewalt gegen palästinensische Geschütze im Südlibanon vorgingen. Unterstützt wurden sie dabei von den christlichen libanesischen Phalangisten, die nach der Ermordung ihres Anführers Bashir Gemayel (den die Israelis gern als Präsidenten des Libanons gesehen hätten), in Sabra und Shatila im Westen Beiruts, ein Massaker an palästinensischen Frauen und Kindern begingen.
Soweit die äußerst verknappte Geschichtestunde. Es ist klar, dass WALTZ WITH BASHIR all dies in knapp 90 Minuten nicht erschöpfend erzählen kann, das ist aber auch nicht unbedingt Folmans Ziel. Vielmehr geht es dem Filmemacher darum, die Schrecken und die grundsätzliche Sinnlosigkeit des Krieges zu zeigen. Deshalb sind auch die vereinzelten kritischen Stimmen, die WALTZ WITH BASHIR vorwerfen, nicht objektiv genug zu sein, zu vernachlässigen. Es stimmt zwar, dass in den Interviews nur Israelis und keine Palästinenser zu Wort kommen, als moralisch einwandfrei porträtieren diese sich selbst aber keineswegs. Stattdessen sehen wir die Interviewten in ihren Erinnerungen als junge Männer, gerade mal 20 Jahre alt, für die sich der Einsatz zunächst wie Abenteuerurlaub darstellt, ehe dieser wie aus heiterem Himmel zum tödlichen Ernst wird und die Soldaten völlig überfordert. Folman hätte seinen Film in jedem Krieg spielen lassen können, die Aussage wäre dieselbe geblieben.
Bizarre Traumsequenzen und ein grundsätzlich recht langsames Erzähltempo bewahren WALTZ WITH BASHIR davor, sich in irgendeiner Weise exploitativ an sein Sujet heranzuwagen, außerdem gehen die Berichte von Folmans Zeitgenossen einfach zu sehr unter die Haut, als dass irgendjemand die Botschaft des Film falsch verstehen könnte.
Formal gibt es ebenso wenig zu bemängeln. Natürlich ist die Idee, einen Doku-Animationsfilm zu machen zunächst etwas befremdlich, die Umsetzung ist allerdings zweifelsohne gelungen. WALTZ WITH BASHIR verzichtet zwar nicht gänzlich auf digitale Spielereien, ist aber trotz der Flash-Animationen primär ein "klassischer" Zeichentrickfilm. Zusätzlicher Realismus wird dem Geschehen durch die hervorragenden Schatteneffekte verliehen, die nicht zuletzt an RENAISSANCE erinnern (auch wenn die Technik dort eine ganz andere ist).
Ein kleines Meisterwek!

DVD.
Das Bild ist einwandfrei: gestochen scharf, satt und kontrastreich, und auch der Ton lässt auf keiner der vier Spuren Wünsche offen. Die Extras bewegen sich mit einer Trailershow, Storyboardvergleich, einem mit über einer Stunde ziemlich langen Making Of und "nicht verwendeten Szenen" (eher die Storyboards dazu) in einem vernünftigen Rahmen.








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