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KAPITELWAHL

DURCH DIE NACHT MIT... FOLGE 5 (Deutschland 123)

von Jan Zeleny

Original Titel. DURCH DIE NACHT MIT... FOLGE 5
Laufzeit in Minuten. 90

Regie. HASKO BAUMANN . CORDULA KABLITZ-POST
Drehbuch. -
Musik. diverse
Kamera. BORIS FROMAGEOT . FREDERIC DOSS . GÜNTHER UTTENDORFER
Schnitt. RALF STREHSE . GERRIT OHLSBERG
Darsteller. ANKE ENGELKE . NIKOLAI KINSKI . UDO KIER . GRAYSON PERRY u.a.

Review Datum. 2007-06-30
Erscheinungsdatum. 2006-12-15
Vertrieb. ZWEITAUSENDEINS

Bildformat. 1.78:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 2.0)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Die fünfte Folge der DVD-Edition von DURCH DIE NACHT MIT... vereint aus vermutlich ökonomischen Erwägungen zwei Folgen auf einer Scheibe, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.

In der ersten, bereits drei Jahre alten Episode muss man mitansehen, wie ein anfangs betont cooler, schnell milde überfordert wirkender Nikolai Kinski von einer vollkommen überkandidelten Anke Engelke plattgequatscht wird. Wirklich viel zu sagen hat die Gute allerdings nicht, und so wird man Zeuge einer eher penetranten one-woman-show vor wechselnden Locations. An einer einzigen Stelle bewegt sich das Gespräch auf Kinskis Initiative kurzzeitig auf eine persönliche Ebene, wozu Engelke nicht viel einfällt, und spätestens danach ist der Ofen aus.

Normalerweise ist dieses Format gerade auch im Scheitern einer Begegnung hochinteressant (vgl. Bieito vs. Houellebecq), aber diesen beiden zuzusehen ist schlicht dröge. Man hat sich nichts zu sagen. Sowas wie Spass kommt beim Zuschauer erst auf, als Oliver Korittke dazustösst, der sich von Engelkes Art nicht vereinnahmen lässt – allerdings auch gleich bei der nächsten Station wieder aussteigt und es vorzieht, den Rest des Abends mit Turnschuhe Anprobieren zu verbringen. Am Ende lassen sich die beiden dann noch von Françoise Cactus & Brezel Göring alias STEREO TOTAL in Barbie Deinhoffs Freundschaftsclub mitschleppen, wo sich der Abend dann in jeder Hinsicht in seine Bestandteile auflöst.

Und so sorgen Sneakerfetischist Korittke und Gastchauffeur Effjott Krüger in der Bilanz für die unterhaltsamsten Momente; besonders Krügers abschliessendes, lakonisches "Feieram'nd!" bringt die Folge treffend auf den Punkt.

Sehr interessant ist in diesem Fall allerdings der Audiokommentar, der tiefe Einblicke in den problematischen Ablauf der Produktion bietet und ausführlich die Hintergründe beleuchtet; Regisseur Baumann und Kollege Martin Eberle suchen nach Worten, die Problematik zwischen den Protagonisten zu umschreiben und spekulieren, ob Engelke einfach zu professionell für das Format oder tatsächlich so ist, wie sie sich gibt.

Und dann die zweite Folge, eine der grandiosesten Begegnungen überhaupt: Der grosse Udo Kier trifft in London auf den "töpfernden Transvestiten" (Selbstzitat) und Turner-Preisträger Grayson Perry. Von der ersten Minute an macht Udo ganz weit auf, spricht mit grosser Offenheit über seine Kindheit, schafft sofort souverän eine gemeinsame Basis und eliminiert jegliche Unsicherheit auf Seiten Perrys. In der Saatchi Gallery bewundert Kunstkenner und –sammler Kier dann aufrichtig interessiert die hintergründigen Arbeiten Perrys, während der kommentiert ("Masturbation is underrated") und seine Inspirationen wie z. B. S/M und Kindheitstraumata offenlegt. Im Folgenden wird man Zeuge des Beginns einer wunderbaren Freundschaft und bekommt dabei auch noch Bonmots um die Ohren gehauen, dass einem schwindlig wird vor Glück.

Eine wunderbar surreale Komponente bekommt das Geschehen, als sich Perry im Hotel in sein Alter Ego Claire verwandelt, während Kier sich schnell ein paar Gläser Schampus genehmigt, da Claire gerade nicht trinken würde. Danach stürzen sich die beiden wieder zurück in die Nacht und flanieren unter neugierigen Blicken über den Piccadilly; Kier spricht über seine Unfähigkeit, eine Beziehung zu führen und erzählt, wie er eher beiläufig in die Schauspielerei gerutscht ist, Perry/Claire berichtet von seiner Zeit als Hausbesetzer und den Vorzügen einer Psychotherapie und Udo geniesst im Restaurant eine seines Erachtens "vulgäre" Crème Brûlée, als wäre es seine letzte.

Allerspätestens wenn diese Begegnung damit ausklingt, dass ein mittlerweile deutlich, aber über alle Massen elegant angeschickerter, zunehmend kokett werdender Kier aus CABARET rezitiert und sich kurz darauf aufs Zärtlichste von Claire/Perry verabschiedet, möchte man vor Dankbarkeit niederknieen, hier dabei gewesen sein zu dürfen. Eine weitere Sternstunde des Fernsehens, die allein den Kauf der DVD rechtfertigt.

"I came in here last time when the Queen Mum was lying dead across the street and I had a party upstairs!" -Udo Kier, beim Betreten des Institute of Contemporary Arts."

DVD.
Abgerundet wird die wie üblich technisch einwandfreie Veröffentlichung durch das obligatorische, ausführliche Booklet mit begleitenden Texten der RegisseurInnen und Kurzbiografien der Protagonisten. Darüberhinaus gibt es zur Kinski/Engelke-Folge den bereits erwähnten, hochinformativen Audiokommentar.








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