FILM.
Hach, was für ein Cover: die herbe Schönheit Mariel Hemingway posiert mit zornigem Don't fuck with me - Blick und riesengroßer Wumme auf der linken Seite, rechts finden sich drei Herren im Söldner-Look und schauen finster, etwas weiter unten stürzt ein Flugzeug ab, im Hintergrund brennt ein Wald und hüllt den Himmel in gelblich-rote Rauchwolken. Ich könnte stundenlang draufstarren, gefesselt von der wunderbar nostalgischen Simplizität und - geprägt von all den Enttäuschungen der letzten Jahre - von einer gewissen Unschlüssigkeit: Soll ich den Film wirklich einlegen? Will ich wirklich wissen, ob das vom Cover gegebene Versprechen eingehalten wird?
Ich wollte es wissen. Und es war schön. Richtig schön. Mal wieder ein toller Beweis, was möglich ist, wenn nur der richtige Mann am Ruder sitzt. Und dankenswerterweise wurde der von einem schwulen TV-Sender in Auftrag gegebene Film nicht von einem dieser unsäglichen Jungregisseure, die das Effektpult gerne mit der Spielkonsole verwechseln, inszeniert, sondern von B-Veteran Brian Trenchard-Smith (BLOOD CAMP THATCHER). Und der weiß, was er hat, was er will und vor allem weiß er, was das Zielpublikum will, und er liefert: Nach 9 Minuten ist der Basisplot abgehakt, 2 Minuten später fällt der erste Schuss.
Sicher, die Geschichte (Vizepräsident der USA samt weiblichem Bodyguard werden von durchgeknalltem Söldner plus Truppe zwecks Aufbesserung der Finanzen gejagt) ist alles andere als neu.
Und ja, stimmt schon, die Effekte sind besonders in den ersten Minuten extrem cheesy.
Klar, etwas saftiger könnte er auch sein (wie schrieb Kollege Baumann in seiner Besprechung zu THE MARINE so schön: "Es ist niemals zuviel im Actionland".) und...
...dass unsere Heldin eigentlich lesbisch ist wird zu mindestens in der vorliegenden Version leider nicht für innige Zungenküsse und zünftiges Gefummel genutzt.
ABER: AIR FORCE 2 ist einfach wahnsinnig on point inszeniert, Trenchard-Smith lässt in seinem unheimlich dynamisch gefilmten Actionknaller nicht auch nur eine Minute Langeweile aufkommen: Die symphatischen Charaktere werden auf angenehm knappe Art dem Zuschauer nahegebracht ansonsten gibt's das volle Programm: Verfolgungsjagden durch den Dschungel, Explosionen, Schiessereien oder auch nur einfach aufs Maul. Trenchard-Smith wringt das karge $ 1.000.000 bis zum letzten Cent aus, er hat Spaß an seinem Film und er will, dass auch wir Spaß haben und das haben wir.
Es ist einfach schön, wenn Versprechen eingehalten werden.
DVD.
Nach dem Einlegen der DVD kommt der allseits geliebte Raubkopierer-Spot ("Mama, wann kommt Papa wieder?"), der sich auch nicht überspringen lässt. Schön, dass man trotz Erwerb einer Original-DVD noch für einen potenziellen Raubkopierer gehalten wird.
Das Menü ist nicht übermäßig hübsch und die präsentierten Filmausschnitte nehmen auch ein paar Plot-Entwicklungen vorweg, spoilerempfindliche Naturen sollten gleich auf "Film starten" gehen.
Das Bild ist kristallklar: Die Farben sind klar und kräftig, Schärfe und Kontrast perfekt, Defekte jeglicher Art sind nicht auszumachen. Ebenso der Ton: Die DD5.1-Spuren (recht gute deutsche Synchro oder O-Ton, wahlweise mit Untertitel) wummern knusprig und schön bassig aus allen Kanälen, dem Actionfeeling im Heimkino steht nichts im Wege.
Mager die Bonussektion: Ein stimmungsvoller Trailer (dessen englische Texteinblendungen sich sogar untertiteln lassen!),eine sinnlose Fotogalerie mit Bildern aus dem Film und neun Trailer zu weiteren Titeln des Anbieters sind schon arg mau.
|