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FILM.
Wo ist Also sprach Zarathustra? Das ist die Frage, die sich am Ende von STORY beinahe automatisch einstellt. Denn was man soeben gesehen hat, ist der 2001 - ODYSSEE IM WELTRAUM der Dokumentarfilme. Und da gehört eigentlich auch ein wuchtiger Richard Strauss mit Orgeleinsatz und Symphonieorchester dazu. Doch wo Stanley Kubrick auf ausgewählte Klassik mit Schmiss setzt, da gräbt sich bei Dana Ranga Stille in den luftleeren Raum. Denn - da lag Kubrick schon Ende der 60er vollkommen richtig - im Weltraum machen Raketen keinen Lärm, selbst im Krieg nicht. Aber eines ist auch klar: Musik hört man in der Unendlichkeit ebenfalls nicht.
Ausschluss ist eines der zentralen Motive der Dokumentation über das Leben des inzwischen 70-jährigen Astronauten und Poeten Story Musgrave. Und Dana Ranga treibt es recht weit: Weltraum gibt es kaum zu sehen, Raketen oder gar Space Shuttles schon gar nicht. Stattdessen ist sie ganz nah dran an ihrem Protagonisten, rückt ihm beim Erzählen hautnah auf die Pelle, lässt ihn nicht mehr aus dem Visier. Der Mann hat aber auch wirklich viel zu sagen, nicht umsonst ist sein Vorname, der wohl kein Künstlername ist, selbst eine Geschichte.
Wer von einer Astronautendoku eine fesche Nacherzählung von Weltraummissionen erwartet oder die echten Bilder hinter Houston, wir haben ein Problem, der wird mit STORY nichts anfangen können. Denn Story Musgrave, der die meisten Apollo-Missionen direkt oder vom Boden aus begleitet hat, verweigert sich bei solchen Themen schlicht. Stattdessen sucht er im Weltenraum nach sich selber, seiner eigenen Philosophie und Lebensgrundlage. Denn für ihn ist da oben nicht nur im Orbit, sondern vor allem auch im Kopf. Wo andere den Weltraum erobern, da will Musgrave sich ihm ergeben, mit dem Unbekannten ringen und sich mit ihm vereinen. I'm a space person, sagt er schon zu Beginn. Und später - in einem nachdenklicheren Moment: The star that dies, that's me.
Irgendwann im Laufe des Films wird Story Musgrave dann selber zum All, so wie Keir Dullea in 2001. Er sieht Dinge, die andere nicht sehen, er will erfahren, nicht kategorisieren. Und spüren, nicht benennen. Deswegen liebt er auch den Wald, in dem er am Ende etwas verloren steht. Die Erde. Die Verwurzelung, die ihm als Kind genommen wurde. Und für deren Wiedererlangung er sogar den Planeten verlassen musste. Ob er einsam ist? Er weiß es nicht. Aber auf der Suche scheint Musgrave noch immer zu sein. Ein Film, der magnetisiert, um hier mal die altehrwürdige Cahiers Du Cinema frei zu zitieren, und auf jeden Fall eine Anschaffung wert ist.
DVD.
Die DVD, die von Good Idea Films im Eigenvertrieb herausgegeben wurde, entspricht allen Standards, die derzeit von DVDs erwartet werden - nicht nur das: STORY spielt in Sachen Aufmachung, Technik und Sound in der oberen Liga mit. Neben dem wirklich exzellenten Bild und dem präzisen Ton überzeugen auch die Extras: Neben ein paar schönen und auch inhaltlich ergänzenden Outtakes gibt es Stills vom Drehort sowie einige Gedichte von Story Musgrave als Texttafeln.
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