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Die Geschichte der UFA ist eine wechselvolle: Gegründet im Dezember 1917 durch einen Zusammenschluss kleinerer Firmen und finanziell gesponsert von der Deutschen Bank und dem Kriegsministerium, sollte die UFA zunächst durch entsprechende Filme das durch den Krieg beschädigte Ansehen Deutschland im In- und Ausland korrigieren. Trotz dieser Propaganda-Aufgabe gelang es dem Unternehmen in den folgenden Jahren mit der Verpflichtung von Regisseuren wie Fritz Lang und Josef von Sternberg Filme zu produzieren, die bisweilen weniger politisch als vielmehr der Unterhaltung verpflichtet waren. Einige dieser Filme gelten bis heute als Meisterwerke des deutschen Kinos, darunter METROPOLIS und DER BLAUE ENGEL.
Doch der Schatten der Vergangenheit holte die UFA in den 1930ern wieder ein: Bereits kurz nach der Machtergreifung Hitlers und noch vor dem Beschluss eines entsprechendes Gesetzes entließ die UFA ihre jüdischen Angestellten und stellte sich offen in den Dienst der NS-Propaganda. Ab diesem Zeitpunkt veränderte sich schlagartig die Qualität der produzierten Filme: Standen in den 1920ern künstlerisch anspruchsvolle und technisch aufwendige Filme auf der Tagesordnung, so waren die braunen Jahre geprägt von mittelmäßig inszenierter dumpfer Propaganda und seichter Unterhaltung. Und dennoch gab es unter dem Nazi-Regime eine zentrale künstlerische Weiterentwicklung jenseits der Ästhetik einer Leni Riefenstahl: Den Farbfilm.
Seine Geschichte erzählen die drei Autoren Friedemann Beyer, Gert Koshofer und Michael Krüger in einem bereits 2010 bei der Collection Rolf Heyne erschienenen Prachtband, der nicht nur in Essays auf die Entwicklung des Farbfilmverfahrens und den Nutzen der bunten Bilder für die Propaganda eingeht, sondern auch zahlreiche Fotografien und Kinoplakate der insgesamt 14 im Deutschland der Jahre 1941 bis 1944 vollendeten Farbfilme versammelt. Zwar schadet es für das Verständnis des Beitrags über die Entwicklung des Agfacolor-Films nicht, wenn man als Leser über ein Grundwissen im Aufbau von Filmstreifen und ihrer Entwicklung verfügt, doch nach einem kurzen Blick ins Lexikon zur Klärung zentraler Begriffe kann der Beitrag auch technische Laien auf eine unterhaltsame Weise informieren.
Ganz anders verhält sich es bei den Artikeln über Starkult im dritten Reich und den heute eher unbekannten Star-Regisseur Hans H. Zerlett. Beide Artikel sind, ebenso wie die einzelnen Beiträge über die 14 Farbfilme, ohne weiteres Vorwissen lesbar, recht informativ und gehen sogar teilweise auf ihre Leser zu, indem sie z.B. Star-Gehälter jener Zeit in einen erklärenden Vergleich mit anderen Löhnen stellen. Darüber hinaus gibt es noch einen kurzen Beitrag eines Sammlers farbiger Starfotos, der von den Schwierigkeiten bei der Suche nach diesen Fotos berichtet. Abgerundet wird das Buch durch insgesamt 340 Abbildungen, die zwar in einer stark variierenden Qualität vorliegen, aber immer dort, wo es möglich und sinnvoll gewesen ist, ein Maximum an Raum zur Entfaltung ihrer vollen Wirkung zugewiesen bekommen. Dass man sich als Leser dadurch in einem Buch über Propaganda an der Propaganda delektieren kann, kann man dabei getrost als ironischen Nebeneffekt verbuchen, der den positiven Eindruck nicht allzu sehr schmälert.
UFA IN FARBE ist ein gut recherchiertes und informatives Buch, dessen lockere und unterhaltsame Schreibe es nicht für Filmwissenschaftler interessant macht, sondern jedem Filmliebhaber zusagen dürfte. Einziger Diskussionspunkt ist der Preis: knappe 60€ kostet das Buch und ja, das ist ein ziemlicher Batzen. Das Problem derartiger Nischenproduktion ist ihre geringe Auflage, die dann eben zu einem exorbitant teuer erscheinenden Preis führt. Sicherlich können sich manche Verlage die Freiheit erlauben und solche Veröffentlichungen mit anderen Büchern querfinanzieren, das aber ist jedoch nicht allen Verlagen möglich. Insofern sollten sich Interessierte nicht gleich abschrecken lassen, denn abgesehen davon, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis als "recht gut" durchgehen kann, sollte man recht dankbar dafür sein, dass dieses Buch überhaupt erschienen ist. Fazit: Lohnt sich!
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