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ZOMBIELAND: DOPPELT HÄLT BESSER (USA 2019)

von André Becker

Original Titel. ZOMBIELAND: DOUBLE TAP
Laufzeit in Minuten. 99

Regie. RUBEN FLEISCHER
Drehbuch. DAVE CALLAHAM . RHETT REESE . PAUL WERNICK
Musik. DAVID SARDY
Kamera. CHUNG-HOON CHUNG
Schnitt. CHRIS PATTERSON . DIRK WESTERVELT
Darsteller. JESSE EISENBERG . WOODY HARRELSON . EMMA STONE . ABIGAIL BRESLIN u.a.

Review Datum. 2019-11-07
Kinostart Deutschland. 2019-11-07

Kaum zu glauben aber wahr: Zehn Jahr nach dem Kino-Release des ersten Teils erscheint nun tatsächlich die offizielle Fortsetzung zu Ruben Fleischers Überraschungserfolg ZOMBIELAND. Man hätte schon fast nicht mehr daran geglaubt. Zu viele Gerüchte kursierten um ein mögliches Sequel. Gerüchte, die sich letztlich immer wieder als Finte erwiesen. Viel wichtiger als die Frage, warum zur Hölle es so lange gedauert hat den Film zu realisieren, ist die Frage, ob ZOMBIELAND 2 - DOPPELT HÄLT BESSER (ebenfalls inszeniert von Fleischer) nicht viel zu spät kommt.

Zweifelsohne hat der erste Teil frischen Wind ins Genre gepustet. Und das zu einem Zeitpunkt als die Zombiethematik noch gar nicht so ausgelutscht war. Nun, zehn Jahr später, ist eine gewisse Untoten-Müdigkeit festzustellen. Braucht man da wirklich noch einen weiteren Zombie-Film, der mit dem Comedy-Vorschlaghammer das Genre zu Brei haut. Insbesondere, wenn Low-Budget-Werke a la ONE CUT OF THE DEAD für neue Perspektiven sorgen und die millionenschweren Studio-Titel reichlich alt aussehen lassen.

Es kann aber aufgeatmet werden: ZOMBIELAND 2 - DOPPELT HÄLT BESSER zeigt bereits beim knalligen Intro, dass man keine halben Sachen macht. Da ballern sich die vier Hauptfiguren durch ein Horde Zombies, nur um dann kurze Zeit später gut gelaunt ihr neues Zuhause (das White House) zu beziehen. Schnell ist dabei klar, dass auch beim zweiten Teil das neckische Miteinander der Figuren den Reiz des Films ausmacht. Es ist schon erstaunlich, wie leicht es dem Cast gelingt ihre Rollen wiederzubeleben und sie mit Leben zu füllen. Das ganze zehn Jahre zwischen den Filmen liegen, ist jedenfalls in Hinblick auf die Figuren nur selten sichtbar. Ein Riesenpluspunkt.

Storytechnisch wäre zugegebenermaßen noch Luft nach oben gewesen: Als Handlungstreiber führt das Drehbuch ausgerechnet die Abnabelungsversuche der mittlerweile längst dem Teenageralter entwachsenen Little Rock (Abigail Breslin) ein. Zum Unmut ihres Ziehvaters Tallahassee (Woody Harrelson) will die junge Dame nämlich die große, weite Welt kennenlernen. Auch Wichita (Emma Stone) zieht es hinaus in die Gefahrenzone außerhalb des Safe Space der neuen Behausung und so begeben sich beide Frauen auf einen Road Trip, der sie wieder enger zusammenschweißen soll.

Dieser Ausflug endet jedoch damit, dass Little Rock mit einem pazifistischen Anhalter durchbrennt und Wichita allein zurücklässt. Wieder im Weißen Haus angekommen, beschließt sie zusammen mit Tallahassee und ihrem mittlerweile abservierten Ex-Freund Columbus (Jesse Eisenberg) Little Rock aufzuspüren und sie wieder in den Schoß der Familie zurückzubringen. Die Rettungsmission gestaltet sich allerdings schwieriger als erwartet, denn auf dem Weg zu Little Rock begegnen die drei nicht nur einem neuen, intelligenteren Zombietypus, sondern ebenfalls weiteren Überlebenden, die die Geduld der Truppe mehr als ein Mal gehörig auf die Probe stellen.

Wie beim ersten Teil stimmt auch bei der Fortsetzung das Tempo und die Gagdichte. Im Vorgänger entwickelte Ideen (etwa die Top-Zombiekills) werden konsequent weitergeführt und bilden zusammen mit einigen neuen Running Gags (eine neue Zombiespezies mit Namen Homers) eine kurzweilige Mischung. Und Woody Harrelson mal wieder im Randale-Turbogang zu sehen ist sowieso ein Genuss, in den man die letzten Jahre viel zu selten gekommen ist.

Daneben versteht es Fleischer ausgesprochen gut ein paar kleinere Meta-Gags zu platzieren, die gekonnt die Ödnis im Zombie-Genre aufgreifen. Dass die neuen Nebenfiguren (u.a. gespielt Rosario Dawson) vom Drehbuch mitunter ein wenig ungelenk eingeführt werden und teilweise so fix verschwinden wie sie aufgetaucht sind, verzeiht man da gerne. Sehr angenehm ist überdies, dass die Fortsetzung nicht den Fehler macht den ersten Teil mit einem Mehr an Action, Splatter und Kalauern überbieten zu wollen. Ein Höher-Schneller-Weiter um jeden Preis wird vermieden. Man bleibt im Modus des Erstlings und zeigt der gängigen Überbietungslogik im Fortsetzungs-Business den Stinkefinger. Nice!

ZOMBIELAND 2 - DOPPELT HÄLT BESSER kann somit als überraschend gelungen bezeichnet werden. Auf den Cameo von Bill Murray während des Abspanns hätte man allerdings besser verzichten sollen. Einen der schönsten Gags des Vorgängers auf solch krampfhafte Weise aufzugreifen war definitiv keine gute Idee. Ansonsten aber Daumen hoch für diese hochgradig charmante und krachige Zombie-Comedy, die man ohne schlechtes Gewissen weiterempfehlen kann.











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