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WRONG TURN: THE FOUNDATION (USA 2020)

von André Becker

Original Titel. WRONG TURN: THE FOUNDATION
Laufzeit in Minuten. 106

Regie. MIKE P. NELSON
Drehbuch. ALAN MCELROY
Musik. STEPHEN LUKACH
Kamera. NICK JUNKERSFELD
Schnitt. TOM ELKINS
Darsteller. CHARLOTTE VEGA . ADAIN BRADLEY . MATTHEW MODINE . BILL SAGE u.a.

Review Datum. 2021-07-25
Kinostart Deutschland. nicht bekannt

WRONG TURN: THE FOUNDATION wird fälschlicherweise in der einen oder anderen Rezension als Reboot der gleichnamigen, mittlerweile sechs Teile umfassenden, Horrorfilmreihe aus den 2000er Jahren bezeichnet. Ein Reboot im eigentlichen Sinne ist der Film von Mike P. Nelson (THE DOMESTICS) aber nicht. An die Stelle degenerierter Hinterwäldler tritt bei Nelson eine Art Sekte, die in den Appalachen von West Virginia für allerlei Tod und Terror sorgen. Wie im Überraschungs-Hit WRONG TURN aus dem Jahr 2003 gibt es auch beim Neustart die eine falsche Entscheidung, die unmittelbar ins Verderben führt. Es ist das Abweichen vom Weg, der buchstäbliche Wrong Turn, der die Hauptfiguren mitten in die Fänge der Meuchelmörder treibt.

Der gesamte Film bietet dabei das genre-typische Einmaleins. WRONG TURN: THE FOUNDATION folgt geradezu penibel den vertrauten Mustern des Backwood-Slashers: Die Hauptfiguren verlaufen sich (nachdem sie NATÜRLICH die Warnungen der Einheimischen ignoriert haben), verzweifeln schrittweise als sie dies herausfinden und fallen schließlich einer nach dem anderen ihren Jägern zum Opfer. Wirkliche narrative Überraschungen gibt es bei dieser Horror-Show keine, obwohl der Film mit einer parallel zur eigentlichen Story laufenden Plot-Linie handlungsseitig ein wenig mehr auffährt als üblich. Das gerade dieser Handlungsstrang (Matthew Modine sucht als verzweifelter Vater seine Tochter) das Tempo des Films immer wieder ausbremst ist schade, zeigt Regisseur Mike P. Nelson hier doch im Ansatz, dass er durchaus auch erzählerisch sein Handwerk versteht.

Interessant ist, dass sich unter den Figuren neben den üblichen Klischee-Personas auch ein männliches, homosexuelles Paar wiederfindet, das vom Drehbuch zwar nicht allzu viel Screentime spendiert bekommt, das allerdings im Gegensatz zu den anderen Figuren erfreulich klischeefrei gezeichnet wurde. Hier zeigt das Horror-Genre abermals, das es im Vergleich mit anderen Genre-Spielarten weitaus progressiver auf den Zeitgeist (und die soziale Realität) reagieren kann und will. Im Serienkosmos ist das Bekenntnis zu Diversität zwar weiterhin deutlicher wahrnehmbar, im Genre-Film scheint aber mittlerweile zumindest ein Stück weit etwas in Bewegung geraten zu sein. Natürlich müssen im Filmverlauf auch diese Figuren sterben und am Ende führt kein Weg am Auftreten des Final Girl vorbei, nichtsdestotrotz ist WRONG TURN: THE FOUNDATION anzumerken, dass zumindest bei den Figuren versucht wurde, die ausgetretenen Pfade zu verlassen und neue Wege zu gehen.

Bei der Verortung und der Erklärung des Ursprungs der Sekte versucht WRONG TURN: THE FOUNDATION ebenfalls Neuland zu betreten und vermischt amerikanischer Geschichte mit der Darstellung patriarchalisch geprägter Machtstrukturen, die geradezu zwangsläufig in Gestalt toxischer Männlichkeit auftreten. Auch das wird zwar nicht besonders tiefsinnig im Sinne eines sozial- oder zeitdiagnostischen Kommentars dargereicht, gleichwohl baut der Film damit weitere erzählerische Brücken, die ihn eben genau dadurch von den allseits bekannten Metzel-Streifen abgrenzen.

WRONG TURN: THE FOUNDATION positioniert sich damit leicht über dem Mittelmaß und ist den letzten Vertretern der 2000er-Reihe allein schon deshalb weit überlegen, weil Mike P. Nelson auch verstärkt auf Spannung setzt und weiß wie er diese zu inszenieren hat. Insbesondere im ersten und letzten Drittel ist das Spannungslevel hoch und lenkt gekonnt von den fußballfeldgroßen Logiklöchern und sonstigen inhaltlichen Ungereimtheiten ab. Das Reboot, das eigentlich keines ist, fällt deshalb unter die Kategorie Besser als erwartet und schafft es, das man dies als Kompliment einfach so stehen lassen kann.

Der Film ist am 22.07. als Blu-ray und DVD erschienen.











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