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WORLD WAR Z (USA 2013)

von Fabian Mauruschat

Original Titel. WORLD WAR Z
Laufzeit in Minuten. 116

Regie. MARC FORSTER
Drehbuch. MATTHEW MICHAEL CARNAHAN . DREW GODDARD . DAMON LINDELOF
Musik. MARCO BELTRAMI
Kamera. BEN SERESIN
Schnitt. ROGER BARTON . MATT CHESSE
Darsteller. BRAD PITT . DANIELLA KERTESZ . JAMES BADGE DALE . LUDI BOEKEN u.a.

Review Datum. 2013-06-26
Kinostart Deutschland. 2013-06-27

Jahrelang galten für Zombiefilme folgende Regeln: Sie sind voller Blut, Schmutz und Eingeweide, sie sind brutal, sie sind ab 18 und sie sind keine großen Mainstream-Produktionen. Erst der Box Office Erfolg von ZOMBIELAND änderte die ehernen Gesetze der lebenden Toten. Der apokalyptische Roadmovie gab der Zombie-Welle den entscheidenden Schwung, um in den Mainstream vorzustoßen. Der neueste Film mit dem Z im Titel ist allerdings kein lustiges Untoten-Verkloppen sondern ein internationaler Zombie-Thriller.

Brad Pitt spielt hier den Typus ‚Action-Held im Ruhestand‘, wie wir ihn seit den Achtzigern kennen und lieben. Zu Beginn des Films bitten ihn die Vereinten Nationen, doch wieder seinen alten Job als UN-Ermittler aufzunehmen. Ganz klassisch muss der Held bei Frau und Kindern bleiben und lehnt dankend ab. Erst der drohende Zusammenbruch der Zivilisation und die Sorge um seine Familie bringen ihn dazu, dem Ursprung der Seuche nachzugehen. Immerhin hat er ein Satellitentelefon dabei, um seine Frau täglich anzurufen ...

Zunächst steigert der Film von Regisseur Marc Forster kontinuierlich seine Schauwerte: Im ersten Drittel überfluten riesige Zombiehorden Philadelphia, im zweiten Drittel sehen wir die Infizierten im Schwarmmodus an den gigantischen Mauern Jerusalems emporklettern. Dann jedoch wird es klaustrophobisch in einem Laborkomplex voller langsam schlurfender Zombies. Es wirkt, als ob die typischen Settings der Zombiekalypse abgearbeitet werden sollten: Die Straßen voller Zombies, der geplünderte Supermarkt, der Helikopter auf dem Dach, die belagerte Militärbasis, die abgeschottete Stadt, der medizinische Laborkomplex. Nimmt man die Actionbremse im letzten Drittel in Kauf, ist WORLD WAR Z ein recht gelungener Action-Film mit Zombie-Elementen. Allerdings wohl nur für Zuschauer, die Brad Pitt etwas abgewinnen können. Der UN-Ermittler und Familienvater Gerry Lane meistert jede Situation mit Bravour, Anstand und ohne sichtbar in Schweiß auszubrechen. Dass man Mr. Perfect trotzdem nicht den Tod durch gierige Horden wünscht, muss wohl tatsächlich an Pitts Ausstrahlung liegen. Anders ist das nicht zu erklären.
Dazu kommt allerdings, dass WORLD WAR Z ein ausgesprochen zahmer Zombiefilm ist. Beim Wort »Zombie« im Titel erwarten wir zwei Dinge: Gierige Untote, die Menschen zerfleischen und verzweifelte Überlebende, die noch einmal zögern, bevor sie den Alptraum aus dem Grab mit einem Kopfschuss zurück in die Hölle schicken. Beide Erwartungen werden von WORLD WAR Z enttäuscht, wenn auch auf unterschiedliche Art. Die Zombies scheinen nicht besonders hungrig zu sein. Sie beißen einmal zaghaft zu (wir sehen nur oberflächliche Zahnabdrücke) und flitzen dann mit Affenzahn weiter zu ihrem nächsten Opfer. Kein Wunder also, dass die Untoten recht frisch aussehen. Mit ihren grauen Kontaktlinsen und ihren aufgemalten schwarzen Adern, könnten sie durchaus auf einem blutarmen Zombiewalk mitlaufen. Gerade zu Zeiten, in denen bei THE WALKING DEAD Widergänger von geradezu beeindruckender Widerlichkeit kreiert werden, verblasst die Erinnerung an die generisch-sterilen Zombies von WORLD WAR Z schon beim Abspann. Da helfen auch die spektakulären Menschenstapel-Szenen nicht. Die andere Erwartung, nämlich normalen Menschen bei extremen Notmaßnahmen gegen die Infizierten zuzusehen, wird durch viele, viele Discretion Shots enttäuscht. Wenn Gliedmaßen not-amputiert werden und Brechstangen in Zombieköpfen feststecken, sind die betroffenen Stellen immer außerhalb des Sichtfelds der Kamera. Auch wenn mehr Andeutungen und Subtilität in vielen Filmen einfach mal schön wären, kommen sie einem in einem Zombiefilm falsch vor. Zudem leiden Zombies und Menschen im Filmuniversum von WORLD WAR Z an Blutarmut. Selbst nach den oben genannten Amputationen oder Attacken weisen Pitt und seine Mitstreiter nur kleinste rote Spritzer auf. Eine Abkehr von den Wurzeln des Genres sondergleichen. Schließlich wurden im Klassiker BRAINDEAD angeblich bis zu 19000 Liter Kunstblut verbraucht - wahrscheinlich waren es mehr so 300 Liter, aber auch an diese Blutmarke kommt WORLD WAR Z nicht annähernd heran. Grund für diese Zaghaftigkeit ist wohl das Mega-Budget: Der Film hat 190 Millionen Dollar gekostet, und soll dieses Geld wieder reinkommen, müssen auch Jugendliche, vielleicht sogar Familien, in die Kinosäle gelassen werden. Der zahnlose Krieg gegen die Z-Monster erhielt schließlich das US-amerikanische Rating PG-13, ist also auch für Jugendliche ab 13 ohne Erwachsenenbegleitung zugelassen. Die Rechnung scheint in Deutschland nur bedingt aufzugehen, schließlich läuft der Film trotz aller gezogenen Zähne hier ab 16.

Kurz vor dem Fazit noch eine kleine Anmerkung zum Thema Literaturverfilmung: Für Freunde der Buchvorlage von Max Brooks wurden viele kleine Details eingebaut, die darüber hinwegtrösten, dass beide Werke nicht sonderlich viel gemeinsam haben. Jetzt aber das Fazit.
WORLD WAR Z ist ein Zombiefilm by the book, der sich aber nicht wie ein Zombiefilm anfühlt sondern eher wie ein Bourne-Film mit einer kleinen Dosis RESIDENT EVIL und einer Pro-WHO-Message. Das klingt seltsam, ist aber keine schlechte Kino-Unterhaltung. Vielleicht ist WORLD WAR Z genau der Film für die Leute, die schon immer mal einen von diesen Zombiefilmen sehen wollten, aber kein Blut sehen können.











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