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In Jason Reitmans UP IN THE AIR erklärt George Clooneys Figur, wie man am effizientesten am Flughafen eincheckt: indem man seine Mitmenschen klischiert. Das gehe schneller, klärt Clooney auf. Ähnlich verhält es sich auch mit den meisten Filmen, die sich für ihre Prämisse eindimensionaler Klischeefiguren bedienen, um zum Punkt zu kommen. So ist der typisierte Adam Brody in WELCOME TO THE JUNGLE der Büro-Nerd Chris, der in seiner Werbefirma nicht beachtet wird, in seiner Freizeit Fantasy-Fiction verfasst und insgeheim in die Firmenpersonalmanagerin Lisa (Megan Boone) verknallt ist. Auf die hat es auch Rob Huebels Arschloch-vom-Dienst Phil abgesehen, ein kiffender Kumpel sowie eine in Hasen vernarrte Kollegin (Kristen Schaal) runden die Hauptfiguren des Film-Büros nebst Nebendarstellern dann ab.
Als Teambildungsmaßnahme werden alle von Agenturchef Dennis Haysbert auf ein Survival-Wochenende geschickt. So weit, so gewöhnlich. Interessant wird dieser Film nun dadurch, dass Jean-Claude van Damme den Ex-Soldaten und Überlebenstrainer Storm Rothchild gibt, der für die bunte Truppe auf einer dicht bewachsenen Insel verantwortlich ist. Van Damme setzt mit seinem genüsslich selbstironischen Auftritt seinen zweiten filmischen Frühling der letzten Jahre fort und ist sehr offensichtlich - daraus macht auch das Filmplakat keinen Hehl - der Hauptgrund, sich diese durchweg durchschnittliche Komödie anzusehen, die abgesehen von Filmfestivals kaum über deutsche Kinoleinwände flimmern dürfte. Was nichts an ihrer Vergnüglichkeit ändert.
Wunderdinge sollten Zuschauer dabei dennoch nicht erwarten, zu vorhersehbar ist der Ablauf der Geschehnisse und zu absurd das Inselszenario. Dieses orientiert sich weniger an dem von der Prämisse nicht unähnlichen SEVERANCE, sondern versucht sich als überdrehte Variante von William Goldings "Herr der Fliegen" nachdem van Dammes Überlebenstrainer plötzlich von der Bildfläche verschwindet. Kaum überraschend, dass Phil sich fortan zum Rädelsführer aufschwingt und später dank Drogeninduzierung des restlichen Büropersonals sogar zur "Gottheit" aufsteigt. Wie bereitwillig die Arbeitskollegen dann einander ins Jenseits befördern wollen, erklärt sich durch die Drogen, macht es jedoch nicht plausibler.
Umso dankbarer also, dass van Damme irgendwann wieder auftaucht. Denn außerhalb seiner Interaktion mit dem übrigen Ensemble ist selten eine Szene wirklich über Fremdschämniveau. Tatsächlich ist WELCOME TO THE JUNGLE gerade in der zweiten Hälfte bisweilen eine zähe Angelegenheit, so lange wie der Film braucht, um Chris endlich erkennen zu lassen, dass er Manns genug werden muss, sich gegen Phil zu erwehren, um alles zu bekommen, was er sich vom Leben erhofft - insbesondere Lisa. Unterm Strich erzählt der Film somit eine Boy-gets-Girl-Geschichte, die nicht einmal sonderlich verkompliziert wird. Vielmehr ist die Story trotz des Herr der Fliegen-Szenarios erstaunlich frei von echter Dramatik.
Kurzweil ist trotzdem versprochen, auch wenn nicht jede Figur so sympathisch ausfällt wie Brody, Boone, Huebel (der gerade in der zweiten Hälfte verstärkt an Will Arnett erinnert) oder van Dammes Kinder. Die sind im Vergleich zu den Smith- und Schweiger-Sprösslingen dankbarer Weise unaufdringlich in kleineren Nebenrollen besetzt und verzichten als Kristopher Van Varenberg und Bianca Bree gar auf den Künstlernamen ihres berühmten Erzeugers. Bedauerlich ist zudem, dass Haysbert den Dschungeltrip nicht mitgemacht hat, hätte dies doch gerade in Bezug auf die Beziehung zwischen Chris und Phil zusätzliches Potential geboten. Für einen mit Bier gestärkten DVD-Abend - vielleicht ja sogar im Büro? - lässt sich WELCOME TO THE JUNGLE aber allemal gebrauchen.
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