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WAR (USA 2007)

von Hasko Baumann

Original Titel. WAR
Laufzeit in Minuten. 103

Regie. PHILLIP G. ATWELL
Drehbuch. LEE ANTHONY SMITH . GREGORY J. BRADLEY
Musik. BRIAN TYLER
Kamera. PIERRE MOREL
Schnitt. SCOTT RICHTER
Darsteller. JASON STATHAM . JET LI . JOHN LONE . LUIS GUZMAN u.a.

Review Datum. 2007-11-23
Kinostart Deutschland. nicht bekannt

Irgendwie kann man Jason Statham nicht so richtig böse sein. Der Kerl gibt allen Typen mit Haarausfall ein gutes Gefühl. Er ist bodenständig genug, um sich für Männer als potenzieller Saufbruder zu qualifizieren, und hat die nicht unattraktive Mischung aus Prollbolzen und Kerlstil, die Frauen in zumindest temporären Bettgefährten suchen. Noch dazu hat er den Background, der ihn auf Parties mühelos zum Mittelpunkt macht: Statham war als Taucher Olympionik, war Model und Schwarzmarkthändler und brachte auch noch Kampfkunst-Erfahrung ans Set von TRANSPORTER. Man sieht den Mann einfach gern, wie er sich nicht ohne Selbstironie durch seine Actionrollen holzt. Und das, obwohl er mit CRANK, CHAOS und der Fortsetzung von TRANSPORTER den Scheißemesser zum Anschlag hat bimmeln lassen. Mit einer Hauptrolle in Uwe Bolls neuestem Epos wird er sich auch nicht gerade für den nächsten Scorsese empfehlen. Aber hey, so ist das Leben.

Mit WAR wird sich das leider auch nicht ändern. Statham spielt... naja, Statham halt. Aber hier heißt er Jack Crawford, ist FBI-Agent und stinksauer, weil ein geheimnisvoller Killer aus Asien seinen Partner und dessen Familie ausgelöscht hat. Soweit, so 80er. Drei Jahre später hat Crawford den Mörder noch immer nicht gefunden, sich aber selbst total aufgerieben und seine Ehe dabei auch noch kaputtgekriegt. Das gibt immerhin Raum für einen inspirierten Dialog für jeden, der schon mal eine Beziehung danebengehen sehen hat. Superinformant Benny (Luis Guzman) sagt zu Crawford: "Ich mag Deine Frau. Wie hast Du das bloß versaut?" - Crawford, resigniert: "Das war eigentlich gar nicht so schwierig."

Ein geheimnisvoller Killer aus Asien namens Rogue empfiehlt sich plötzlich als Hauptverdächtiger. Jet Li, ohne Frage ein Jahrhundertalent des Kampfkunstkinos, läßt hier als Darsteller die Hosen in die Kniekehlen fallen. Wer den Tiefpunkt seiner Karriere bereits in den bisherigen Auftritten an der Seite von US-Rappern sah, darf sich eines Besseren belehren lassen. Lustlos, desinteressiert, ohne Ausdruck marschiert der Mann durch seinen Auftritt, was man ihm angesichts des Films kaum übelnehmen kann. Es gibt mal wieder böse Jungs und ganz böse Jungs, und die haben sich ganz furchtbar viel Unsinn zu erzählen, was ja noch erträglich wäre, hätte man das Mischverhältnis Labern / Action zumindest auf 50/50 geschraubt. Aber dem ist nicht so. Eine halbe Stunde vor Schluß fällt Regisseur Atwell plötzlich ein, daß es doch auch mal krachen sollte, nachdem er uns zuvor mit einem völlig überzogenen Schnitt- und Bildeffektfeuerwerk davon ablenken wollte, daß nichts passiert. Wo vorher nichts war, wird plötzlich pflichtschuldig a) eine Schießerei, b) ein bißchen Gekloppe (inkl. Axt im Bauch) und c) eine total verschnittene Autoverfolgungsjagd, die wenigstens in einen exzellent gebauten Stunt mündet, abgerissen.

Nach und nach wird Rogue zur Hauptfigur, was aber keineswegs heißt, daß Jet Li sich nun zumindest in Sachen Martial Arts etwas mehr befleißigen müßte. Neben zackigem Schwert- und Pistolengefuchtel in einer aufgesetzt brutalen Hackepetersequenz darf er sich vor allem mit John Lone unterhalten, der in einer bizarren Vorstellung ein verdächtig wächsernes Gesicht zur Schau trägt. Aus dem beginnenden Schlaf schreckt einen ein selten dämlicher Supertwist hoch - Bahn frei für ein ziemlich unspektakuläres Duell von Statham und Li. Da hat man sich mehr drunter vorgestellt als eine kurze Rangelei.

Das elende Rumgeflashe Atwells ist nicht mal schlecht geschnitten, es ist nur völlig überflüssig. Wesentlich ehrlicher fallen seine Ablenkungsversuche aus, die weibliche Belegschaft grundsätzlich in wenig oder sehr enge Klamotten zu stecken. Daß Jet Li aber lieber neben seinem Köfferchen sitzenbleibt, als einer Lady ins Schlafzimmer zu folgen, die nur mit einem Hauch von Slip und Schuhen mit sehr hohen Absätzen bekleidet die Richtung vorgibt, ist keine Charakterisierung, sondern nur lächerlich. Und Statham? Wie immer. Alle sind auf Standgas. Man will ja auch mal einen schönen Urlaub machen können. Oder sich ne Veranda bauen. Oder überhaupt mal fünfe gerade sein lassen und warten, ob Scorsese nicht doch anruft.











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