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THE WALKER (USA/Großbritannien 2007)

von Matthias Mahr

Original Titel. THE WALKER
Laufzeit in Minuten. 108

Regie. PAUL SCHRADER
Drehbuch. PAUL SCHRADER
Musik. ANNE DUDLEY
Kamera. CHRIS SEAGER
Schnitt. JULIAN RODD
Darsteller. WOODY HARRELSON . KRISTIN SCOTT THOMAS . LAUREN BACALL . MORITZ BLEIBTREU u.a.

Review Datum. 2007-11-23
Kinostart Deutschland. nicht bekannt

Es war eine seltene Fügung der Viennale-Programmierung, dass im gleichen Kino in zwei unmittelbar aufeinander folgenden Vorstellungen MICHAEL CLAYTON und THE WALKER gebracht wurden. Eine Fügung, da es wohl keine bessere Möglichkeit geben könnte zu demonstrieren, woran es an MICHAEL CLAYTON hapert. THE WALKER ist der Film, der MICHAEL CLAYTON gerne wäre.

In vielen Dingen ähneln sich die beiden Filme auf verblüffende Weise. Beide haben einen stattlichen Stab an supporting cast, richten sich aber konsequent nach ihrem Star, WALKER sogar noch konsequenter als CLAYTON, gibt es hier doch buchstäblich keine einzige Szene, in der Harrelson nicht anwesend ist. Mitunter beginnt eine ohne ihn, doch man kann immer sicher sein, dass er bereits hinter der nahen Tür wartet, einzutreten. Beide erzählen von kriminellen Machenschaften in mächtigen Kreisen und stellen dem eine bestens eingeweihte, aber vergleichsweise machtlose Einzelperson gegenüber. In diesem Fall eben Carter Page III (Woody Harrelson), Sohn einer einflussreichen Familie, bedingt durch sein schwules Dandytum (erklärtes Vorbild: Oscar Wilde) aber als schwarzes Schaf deklariert. Er verdingt sich, wiewohl finanziell unabhängig, als Walker, als Begleitservice für ältere, sehr mächtige Damen (u.A. Lauren Bacall und Lily Tomlin), die er mit spitzer Zunge und Gespür für das richtige Maß an Anzüglichkeiten und Klatsch, aber ohne Sex, zu unterhalten weiß. Er weiß nur zu genau, wie er die Ladys zu nehmen hat, das ist bereits von Start weg mit der ersten Kartenpartie, bei der man ihm zusehen darf, klar. Er füllt somit einen ungewöhnlichen, aber nachvollziehbaren Job glaubwürdig aus, kein Vergleich zu dem fragwürdigen "Hausmeister-Anwalt", den uns MICHAEL CLAYTON zu verkaufen versucht. Er hat als WASP-Liebhaber eines deutsch-türkischen erfolglosen Photokünstlers (Moritz Bleibtreu) die originelleren privaten Probleme und ist wesentlich aktiver am Geschehen dran.
THE WALKER schafft es auch, echten Zweifel zu säen, ob Page III wirklich der integre "Ermittler" ist, als der er uns geboten wird, wenn neben ihm Lynn Lockner (Kristin Scott Thomas), Gattin eines Senators (Willem Dafoe) über die Leiche ihres Lovers stolpert. Bereitwillig vertuscht er ihre Anwesenheit, dabei offenbarte er kurz zuvor in seiner einzigen wirklich privaten Szene ohne Toupet ein Äußeres, dass nur zu gern in der Hollywoodcodierung als Antlitz des psychotischen Mörders besetzt ist. In jedem Fall ist dieser Anblick kein Vergleich zu den Augenringen von Clayton.

WALKER ist witzig, CLAYTON hat vielleicht eine Handvoll absolut guter Oneliner. WALKER ist spannend, CLAYTON hat einen einzigen in der Konsequenz seiner Inszenierung wirklich packenden Mord. WALKER ist subtil und clever, CLAYTON tut so, als ob. WALKER hat eine phantastische Besetzung, CLAYTON zugegeben eine sehr gute. Doch was leider zählt ist George Clooney. Ihm allein ist es zu danken, dass der höchst durchschnittliche Film eines Regiedebütanten unendlich mehr Publicity und Verbreitung findet als das neue Werk des versierten, bedauerlicherweise halt nicht grad flopresistenten, Paul Schrader. Von dieser Warte aus besteht leider wirklich kein Anlass für den Hausmeister, auf die schwule Hostess eifersüchtig zu sein.











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