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Es taugt nur für Begräbnisse und Schlangen soll Fritz Lang einmal über CinemaScope (und sinngemäß alle anderen technischen Möglichkeiten, Bilder von 2,35:1 und darüber auf die Leinwand zu zaubern) gesagt haben. Und auch wenn man diesem Aphorismus als Freund der breiten Bilder ablehnend gegenüber steht, so wenig Gedanken, wozu ein solches Format gut sein kann, wie in DIE VORAHNUNG, hat man sich wohl selten gemacht. Und dabei steht ein Begräbnis an bestimmender Stelle der Handlung.
Linda (Sandra Bullock) muss den Tod ihres Mannes Jim (Julian McMahon) betrauern, kann dies jedoch nicht auf die übliche Weise tun. Sie wird eines weniger schönen Donnerstages aus ihrem idyllischen und erfüllten Leben als Mutter zweier Töchter und Heimchen am Herd herausgerissen, als sie erfährt, dass ihr Mann am Mittwoch zuvor mit dem Auto tödlich verunglückt ist. Dass das mit den Wochentagen wichtig ist, schwant jedem nicht ganz hirntoten Zuschauer, wenn am nächsten Tag nicht nur der Göttergatte lebt sondern auch Montag ist.
Linda aber ist verwirrt. Der Witz an PREMONITION soll nämlich sein, dass sie (natürlich als einzige) die Tage der Woche des Unglücks in der man sie vorgeführt bekommt, wahrnimmt. Auf den ersten Blick wild durcheinander, aber doch immer schön abwechselnd jeweils ein Tag vor und einer nach dem Unfall mit dem blutigen Mittwoch als End- und Höhepunkt. Natürlich steht sie da um einiges länger auf der Leiter. Bei so einer abstrusen Vorstellung muss man ja eher am eigenen Verstand zweifeln, als den Sachverhalt als gegeben anzunehmen, vom Schock des Verlustes mal abgesehen. Dass es ihr aber nicht bereits beim Aufwachen am "ersten" Tag spanisch vorkommt, dass tags davor doch eigentlich Samstag war, ist schon mal eine Krot, an der man trotz des gebotenen Hausfrauen-Einheitstrotts kräftig schlucken muss.
Erst spät kann sich Linda durch diverse Begebenheiten und deren Verlauf über die Woche das alles zusammenreimen: Einen toten Vogel; den Unfall, bei dem sich eine ihrer Töchter das Gesicht zerschneidet und so einiges mehr. Jims heimliche Freundin (hat auch irgendwer vermutet, dass Dr. Doom an keine andere Frau als die brave Sandy denken würde) und ein Psychiater, behandeln sie so, als ob sie sie bereits kennen, da das erste Treffen chronologisch schon in der Vergangenheit liegt, in der Wahrnehmung von Sandra Bullocks Rolle aber erst in der Zukunft.
Dabei leistet sich das Drehbuch im Nachhinein betrachtet ein paar kleinere Unstimmigkeiten, was die verunglückte Tochter betrifft sogar einen groben Patzer. Auf den Donnerstag mit der Todesnachricht und den Montag davor folgt der Samstag mit dem Begräbnis, an dem sich Linda auch über das zerschnittene Gesicht erschreckt und dann der Dienstag, an dem die Ursache dafür bekannt wird. Dabei hätte sie doch bereits am "ersten Tag", also zwei Tage nach der Verletzung, die Folgen davon bemerken müssen.
Weit schlimmer als solche echten Fehlkonstruktionen sind noch die gefühlten Peinlichkeiten im Drehbuch. Völlig missraten etwa eine Szene beim Begräbnis, in der Linda darauf besteht, in den Sarg zu schauen, wogegen sich die Zeremonienmeisterin mit Händen und Füßen sträubt. Obwohl die Witwe erfolgreich abgeschirmt wird und den Sargträgern in keiner Weise in den Weg kommt, rutscht denen dennoch beim Entladen des Leichenwagens ihre Last ab, worauf Jims Kopf auf die Straße purzelt. Das wirkt so gewollt und unnatürlich, dass es schon weh tut. Dabei bedient dieser "Gag" noch nicht mal die Gorebauern. So diskret und kurz wird hier der Lapsus, mit dem man ohnedies schon gerechnet hat, ins Bild gerückt, dass man da kaum mit den Augen mitkommt. Überhaupt richtet sich dieser preiswerte Fantasyfilm fast ausschließlich an das Publikum von WÄHREND DU SCHLIEFST und vergleichbaren Schmonzetten. Aber so recht weiß der Film wohl selbst nicht, was er sein will. Thriller? Drama? Zu wenig Überraschung und Spannung, zu eindimensionale Charaktere, um hier oder dort punkten zu können. Seifenoper für den Bible Belt, da passt er wohl am ehesten rein. Vor allem wegen des anti-emanzipatorischen Frauenbilds, dessen Sandra Bullock hier frönt und der christlichen Verbrämung des Phänomens durch einen Priester, die keinerlei Erklärung oder Moral für das ganze parat hat, aber immerhin so tut, als ob.
Eine Einstellung: Die Weite der Straße, auf welche der Gatte verunglückt, einer langen Schlange nicht unähnlich, ist ein einsamer Lichtblick in diesem ansonsten grottigen Machwerk. Erstmals seit dem Beginn, bei dem der Vorführer zunächst vergessen hatte, das Anamorphot anzuschrauben, wird einem hier das Format wirklich bewusst. Der avisierte Höhepunkt, der Autounfall selbst, entgleitet dem Regisseur dann wieder trotz etwas größeren technischen Aufwands auf der emotionalen Ebene wie zuvor der Sarg den Trägern. Ein durch und durch schwacher Film.
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