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Die gute Nachricht zuerst: Tim Story braucht keine 140 oder gar 168 Minuten, um seinen Film zu erzählen. Mit großer Erleichterung stellt man fest, daß der zweite FANTASTIC FOUR-Film nach klassischen 90 Minuten bereits mit dem Abspann fertig ist - ganz anders als beim gegenwärtigen Hang zum Exzess der Überlänge. Dementprechend flott fegt das Sequel eines nicht besonders guten, aber doch recht unterhaltsamen Überraschungshits von 2005 über die Leinwand.
RISE OF THE SILVER SURFER ist auch kein besonders guter Film, aber er bietet ansprechende Unterhaltung und bemüht sich, besonders in der zweiten Hälfte, um die Magie der Vorlage. Mit dem Silver Surfer hat man sich an eine kultisch verehrte Marvel-Figur gewagt, die mit ihrer Tragik und philosophischen Bandbreite zur Legende geworden ist. Zwar konnte sich der Surfer nie als regelmäßige Heftfigur etablieren, doch sowohl seine Urfassung von Meister Jack Kirby wie auch die Interpretation des genialischen Franzosen Jean "Moebius" Giraud gehören zu den Klassikern der Comic-Geschichte. Der erste Auftritt des Surfer, 1966 im Fantastic Four-Comic "The Coming of Galactus", wird nun auf der Leinwand nacherzählt: Als Herold des Weltenverschlingers Galactus kommt der Silver Surfer auf die Erde, um den Planeten, wie schon so viele davor, auf die Vernichtung durch seinen Meister vorzubereiten.
Die fantastischen Vier sind jedoch hauptsächlich mit interfamiliären Querelen beschäftigt; die Hochzeit von Reed Richards und Sue Storm steht an. Wie schon in Teil 1 gibt dies Raum für furchtbar alberne Gags und Beziehungsgezerre auf Seifenopernniveau. Man könnte das Elend mit einer Lachspur versehen und "Fantastic Friends" nennen, fertig wäre der Sitcom-Horror. Leider ist ausgerechnet Michael Chiklis als "Das Ding" (wie auch schon Wolverine in X-MEN 3) zum Stichwortgeber degradiert worden, und der blasse Ioan Gruffudd wird als Reed nur noch von Jessica Alba unterboten. Alba ist mit Sicherheit die schlechteste Entschuldigung für eine Schauspielerin, die momentan weltweit im Kino zu sehen ist. Ihr Ausdruck, ihre Stimme, ihre Gestik - eine absolute Katastrophe. Sie mag ja als feuchter Traum fantasieloser FHM-Leser fungieren, vielleicht auch in einem Paul Walker-Film einen Bikini tragen, aber bitte nicht mehr; bitte nicht.
So obliegt es Chris Evans als menschlicher Fackel, die Sache am Glimmen zu halten, und das gelingt ihm auch dieses Mal durchaus. Erst nach 35 Minuten erscheint der Surfer in voller Pracht - eine Sequenz, die schon als Teaser heiß auf den Film machte und dort, frei von Gags und mit unheilschwangerer Musik, sogar noch mehr Druck hatte. Nach einer unseligen Szene, in der Johnny Storm mit den anderen die Kräfte tauscht, ändert sich die Tonlage des Films. Das Militär, das Reed zum Einfangen des Surfers zwingt, erweist sich als foltergeile Streitaxt (ein bemerkenswert haßerfülltes Portrait der US-Streitkräfte), und Julian McMahon nutzt als Dr. Doom seine knapp bemessene Zeit ohne Maske, um sinister zu gucken. Da ist immer noch mehr Dr. Troy als Dr. Doom drin, aber irgendwie gelingt es McMahon, gerade dank seiner Attraktivität eine unangenehme Fiesheit auszustrahlen.
Ein ausschweifendes Finale qualifiziert den bis dahin an Schauwerten nicht armen Film dann als Blockbuster. Die Spezialeffekte sind zwar nur in seltensten Fällen wirklich beeindruckend - auch der komplett digitale Surfer (Stimme: Laurence Fishburne) haut einen im Jahr 5 nach Gollum nicht vom Brett - aber sie sind vielfältig und einfallsreich und daher unterhaltend. Da RISE OF THE SILVER SURFER irgendwann, angesichts der Tragik des vermeintlichen Antagonisten, die Gags in der Kiste läßt und seine Helden mit einem apokalyptischen Szenario konfrontiert, kann der Film ordentlich punkten: Eine kurzweilige, knallige Comicverfilmung ist das geworden. Nach den schiefgegangenen neuen Abenteuern des Fledermausmanns, des Netzschwingers, der Gruppe X und des Mannes aus Stahl ist es ausgerechnet diese verstrahlte Quasi-Familie aus dem Baxter Building, die gerne nochmal vorbeikommen kann.
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