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TRAUZEUGE GESUCHT! (USA 2009)

von Stefan Rybkowski

Original Titel. I LOVE YOU, MAN
Laufzeit in Minuten. 105

Regie. JOHN HAMBURG
Drehbuch. JOHN HAMBURG . LARRY LEVIN
Musik. THEODORE SHAPIRO
Kamera. LAWRENCE SHER
Schnitt. WILLIAM KERR
Darsteller. PAUL RUDD . JASON SEGEL . RASHIDA JONES . J.K. SIMMONS u.a.

Review Datum. 2009-04-19
Kinostart Deutschland. 2009-04-23

Es soll der schönste Tag im Leben sein, ein perfekter Tag, doch was, wenn man keinen Trauzeugen zur Hochzeit parat hat? Nicht viele Ehemänner in spe dürften dieses Problem haben, denn bevor man sich endgültig festlegt, hat man sich meist einige Jahre mit den besten Freunden ausgetobt. Anders ist es bei Peter Klaven (Paul Rudd), der so etwas wie Männerabend oder Feierabendbier gar nicht erst in seinem Wortschatz hat. Er hat nur weibliche beste Freunde, was auch der Grund ist, warum er immer wieder für schwul gehalten wird. Doch ist nicht jeder Mann ein Weichei, in dessen Leben Jason Segel noch nicht getreten ist? Der liebenswerte Kindsmann aus HOW I MET YOUR MOTHER, der mit die Sitcom endgültig seinen Durchbruch schaffte, macht hier eigentlich nichts anderes als seine Rolle aus ebenjener Serie zum Besten zu geben. Er ist eigen - das zeigt sich bereits in seiner Wohnung, die eigentlich eine Garage ist -, mal dreist, aber stets ehrlich und irgendwie auch liebenswert, dieser große und auch nicht gerade schmächtige Mann, über den man eigentlich nicht allzu viel erfährt.

Er hat Freunde, ja, aber die haben auch nicht gerade den allerbesten Draht zu ihm, sodass er sich im Grunde genommen kaum von Peter unterscheidet. Kein Wunder also, dass sich die beiden bald schon näher kommen - ganz kumpelhaft natürlich, denn queere Erfahrungen hat Peter schon genügend (unfreiwillige) gemacht. Auch das, was sie tun, scheint irgendwie ständig an HOW I MET YOUR MOTHER zu erinnern, und Rudd nimmt dabei ganz eindeutig die Rolle Josh Radnors, Segels "Bro", ein. Herumlungern, laut Musik machen, am Strand entlang gehen und Mitbürger zur Weißglut bringen, die beiden funken auf einer Wellenlänge. So weit , so gut, denn was in einem Fernsehformat von gerade einmal 22 Minuten hervorragend funktioniert, wirkt auf Spielfilmlänge dann aber leider schnell redundant und ermüdend. Irgendwann sind die Gags aufgebraucht und abgenutzt, die vermeintlich komischen Situationen alle bereits da gewesen, kurzum: die Luft ist bei TRAUZEUGE GESUCHT! leider recht schnell raus. Auch hochkarätige Nebendarsteller wie Andy Samberg oder J.K. Simmons können da angesichts ihrer dünnen Charaktere, denen sowieso viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, nichts mehr retten.

Der Vergleich zu den Apatow'schen Komödien hinkt natürlich alles andere als, doch an deren Qualitäten kommt Hamburgs Film dennoch nicht heran, auch wenn er es offensichtlich immer wieder versucht. Dazu fehlt ihm nicht nur das Timing in Verbindung mit einem hohen Erzähltempo, wie man es von Apatow gewohnt ist, sondern vor allem auch die richtigen Lacher. TRAUZEUGE GESUCHT! hingegen suhlt sich bisweilen in Fäkalhumor und den plattesten Gags, wie man sie seit der Welle von Teencomedies eigentlich schon wieder nahezu vergessen hatte - aber in den USA scheint man das wohl etwas anders zu sehen. Das ist doch ziemlich schade, schaut man sich das Setting noch mal an: zwei Comedygenies wie Rudd und Segel, die beiden genannten Nebendarsteller und The Hulk alias Lou Ferrigno oder Regisseur Jon Favreau, die sich hier beide selbst auf den Arm nehmen, aber dennoch viel Potential verschenken. Selbst auf der romantischen Seite kann der Film nur wenig punkten, gibt es doch keinerlei Szenen, die so richtig ans Herz gehen - erst recht nicht ein sentimentaler Sydney (Segel), der sich gerade zum ersten Mal, auf Drängen Peters, CHOCOLAT angesehen hat. So bewahren Segel und Rudd die "Bromedy" schließlich vor Schlimmerem, denn irgendwie ist man dann doch erleichtert, wenn das Ganze endlich vorbei ist.

Eines muss man TRAUZEUGE GESUCHT! dann aber doch hoch anrechnen, nämlich die Jerk-Off-Station - "This is the man cave, there's no women allowed in here. I got a jerk-off station for God's sake" -, die nicht nur unglaublich lustig ist, sondern auch einer der wenigen Gründe, weshalb man sich noch lange an den Film erinnern wird. Wenn aber schon diese Art von Humor, dann doch lieber noch mal SPRITZTOUR oder eine andere Teencomedy - auch wenn man nicht von ungefähr den Eindruck hat, dass Peter und Sydney nie über das Teenageralter hinausgekommen sind.











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