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DER TEUFEL SOLL DICH HOLEN (Indonesien 2018)

von André Becker

Original Titel. SEBELUM IBLIS MENJEMPUT
Laufzeit in Minuten. 110

Regie. TIMO TJAHJANTO
Drehbuch. TIMO TJAHJANTO
Musik. FAJAR YUSKEMAL
Kamera. BATARA GOEMPAR SIAGIAN
Schnitt. TEGUH RAHARJO
Darsteller. CHELSEA ISLAN . SAMO RAFAEL . PEVITA PEARCE . RAY SAHETAPY u.a.

Review Datum. 2018-12-23
Kinostart Deutschland. nicht bekannt

Timo Tjahjanto gehört neben Gareth Evans zu den Regisseuren, die das indonesische Genre-Kino einem internationalen Publikum nähergebracht haben. Tjahjanto erweist sich dabei als besonders fleißiger Filmemacher. Nachdem 2017 HEADSHOT auf die Welt losgelassen wurde, sind in diesem Jahr gleich zwei Filme am Start. Da wäre einerseits der infernalische Actionfilm THE NIGHT COMES FOR US und andererseits der Horror-Rundumschlag SEBELUM IBLIS MENJEMPUT. Die im nichtasiatischen Raum meist unter dem Titel MAY THE DEVIL TAKE YOU (hierzulande unschön eingedeutscht als DER TEUFEL SOLL DICH HOLEN) veröffentlichte Produktion ist so etwas wie die Rückkehr zu den Wurzeln des Regisseurs. Tjahjanto kehrt zurück zum bretterharten Hardcore-Horror der Anfangstage seiner Karriere. Dahin, wo einst MACABRE und Beiträge für Horror-Anthologien blutig-bizarre Anfangspunkte setzten.

Die Hauptrolle übernimmt Chelsea Islan. Eine recht talentierte Schauspielerin, die Tjahjanto bereits in HEADSHOT im Cast platzierte. Im Gegensatz zu ihrem Auftritt in dem Star-Vehikel mit Iko Uwais ist ihre neue Rolle wesentlich kämpferischer angelegt. Islan spielt Alfie, eine junge Frau, die mit ihrer Familie gebrochen hat und versucht ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Als ihr Vater kurz davor steht sein Leben auszuhauchen, muss sie sich dennoch den Dämonen der Vergangenheit stellen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ihr Vater, der einst im großen Reichtum lebte und dafür einen Pakt mit einer mächtigen Hexe einging, ist mehr oder minder bankrott. Dennoch glauben ihre Stiefmutter und ihre Geschwister das noch irgendwo verstecktes Kapital zu holen ist. Der Zufall will es schließlich, dass die zerstrittene Familie in genau jenem Haus aufeinandertrifft, in dem ihr Vater einst dunkle Mächte heraufbeschwor. Als Alfies Bruder eine verschlossene Tür zum Keller aufhebelt, bricht die Hölle los.

Man merkt schnell, Tjahjanto hatte wohl eine Verbeugung vor Sam Raimis Kult-Schocker TANZ DER TEUFEL und all den freidrehenden Nachzüglern im Sinn (v.a. die Euro-Kracher von Lamberto Bava usw.). Dazu, quasi als Nice-to-have-Beilage, die eine oder andere Referenz an den Japan-Horror der 2000er. Die gute Nachricht: Diese Mixtur schafft dank hohem Tempo, vielen gut getricksten Effekten und einigen sauber gesetzten Schocks durchaus respektable Ergebnisse. Auch die Atmosphäre ist schön scary und malträtiert das Nervenkostüm des Publikums mit souverän eingesetzten dramaturgischen Mitteln. Die schlechte Nachricht: Tjahjanto gelingt es nicht ausreichend dem Film einen eigenen Stempel aufzudrücken. Man fühlt sich zweifellos kurzweilig unterhalten. Dennoch hätte man von dem Regisseur unterm Strich einfach mehr kreativen Input erwartet. Oder zumindest eine stärker wahrnehmbare Positionierung als Horror made in Indonesia und die damit einhergehende Abgrenzung zum US-Mainstream. Die vereinzelt vorhandenen Bezüge zu Folklore und Mythologien (Ziegen als satanische Manifestationen etc.) schaffen es in diesem Zusammenhang leider nicht echte Alleinstellungsmerkmale zu generieren.

Timo Tjahjanto liefert mit DER TEUFEL SOLL DICH HOLEN einen solide runtergefilmten Horrorstreifen ab. Für ein echtes Genre-Highlight reicht es aber nicht. Dazu bleibt der Film zu sehr im Modus der Hommage hängen, ohne hier genügend eigene Akzente zu setzen. Nichtsdestotrotz bewegt sich der Regisseur aber trotzdem weiter mit sicheren Schritten auf der guten Seite. Das Feuer in Tjahjanto ist insofern noch nicht erloschen. Es brennt nur nicht mehr ganz so lichterloh wie bei seinen früheren Regiearbeiten.

Der Film ist seit dem 15 November auf Netflix abrufbar.











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