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SCREWED (Japan 1998)

von Björn Eichstädt

Original Titel. NEJI-SHIKI
Laufzeit in Minuten. 87

Regie. TERUO ISHII
Drehbuch. TERUO ISHII
Musik. KENICHI SEGAWA
Kamera. TAKAHIRO KADOI
Schnitt. nicht bekannt
Darsteller. TADANOBU ASANO . MIKI FUJITANI . YUKO FUJIMORI . KAZUHIKO KANAYAMA u.a.

Review Datum. 2005-11-05
Kinostart Deutschland. direct-to-video

Wenn ein Großer seiner Zunft zur letzten Reise antritt, dann ist das einen Rückblick wert. Am 12. August 2005 starb Exploitation-Ikone Teruo Ishii im Alter von 81 Jahren an Lungenkrebs. Ishii war vor allem in den 60er- und 70er-Jahren durch Exploitation-Klassiker wie die JOYS OF TORTURE-Serie legendär geworden. Auch diverse Verfilmungen klassischer Horrorgeschichten des Autors Edogawa Rampo, dem japanischen Edgar Allan Poe, sind Teil seines Oeuvres. Und nun ist er nicht mehr da. Ein trauriges Ereignis, dem das Asia Filmfest in München mit der Deutschlandpremiere von Ishiis 1998er Werk SCREWED Rechnung tragen wollte. Doch sowohl die Wahl des Films, als auch die Form der Vorführung brachten vor allem eines: Ratlosigkeit.

Die digitale Projektion steckt ja leider noch in den Kinderschuhen - das merkte man auch bei der Aufführung von SCREWED. Wer sich noch an die klassischen Videoabende der 80er erinnert, die Knutschen mit Videokopien der fünften Generation, etwa von EVIL DEAD verbanden, der hat in etwa ein Bild der Vorstellung. Verwaschene Farben, unscharfe Konturen, matschiger Sound. Eigentlich eine Frechheit, aber wahrscheinlich war kein anderer Film zu bekommen. Und irgendwie passte das alles zu diesem Streifen, der irgendwo zwischen Wahnsinn, Traum, Realität, aber auch Schwachsinn balanciert.

Zunächst scheint noch ein wenig Sinn im Spiel: Der Cartoonist Tsube, gespielt vom großartigen Tadanobu Asano - bekannt aus VITAL, ZATOICHI, BRIGHT FUTURE, GEMINI und anderen Highlights der vergangenen japanischen Filmjahre - , ist von Frau und Geld verlassen und sucht sich einen neuen Unterschlupf bei einem Bekannten auf dem Land. So ist jedenfalls der Plan, der Tsubes Leben wieder in rechte Bahnen lenken soll. Doch was folgt sind erotische Übergriffe, surrealistische Wanderungen und mehr als schräge Charaktere, die Tsubes Weg kreuzen. Und dann folgen Sequenzen deren Sinn und Zweck vielleicht einmal die japanische Filmwissenschaft aufdecken wird. Oder auch nicht.

Ishiis Film kommt rüber wie ein Traum - ein ziemlich verworrener natürlich. Was positiv auffällt ist die ganz hervorragende Musik von Kenichi Segawa, die die skurrile Atmosphäre zu unterstützen weiß. Der Rest ist fragwürdig, für manche sicher Kult, aber, ganz ehrlich, über die volle Distanz von nur 87 Minuten kaum zu ertragen. An einer Stelle bringen es die englischen Untertitel des Protagonisten schön auf den Punkt: "I'm wasting my time. I need to find a doctor." Da muss man wenig hinzufügen. Außer: Teruo Ishii war sicher ein ganz Großer. SCREWED ist wohl eher ein negativer Ausrutscher im Werk des Außenseiters.











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