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THE RUM DIARY (USA 2011)

von Sebastian Moitzheim

Original Titel. THE RUM DIARY
Laufzeit in Minuten. 120

Regie. BRUCE ROBINSON
Drehbuch. BRUCE ROBINSON
Musik. CHRISTOPHER YOUNG
Kamera. DARIUSZ WOLSKI
Schnitt. CAROL LITTLETON
Darsteller. JOHNNY DEPP . AARON ECKHART . MICHAEL RISPOLI . AMBER HEARD u.a.

Review Datum. 2012-08-03
Kinostart Deutschland. 2012-08-02

Hunter S. Thompsons Roman THE RUM DIARY, verfasst mit 22 Jahren - lange also vor seiner Glanzzeit als Journalist - , ist sicher nicht das stärkste oder wichtigste Werk des "Gonzo"-Autors. Wahrscheinlich ist es aber das "verfilmbarste", erzählt Thompson hier doch eine fiktionale - wenn auch autobiographisch gefärbte - coming-of-age-Story, die sich schon rein strukturell eher für einen Spielfilm anbietet als, sagen wir, FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS - an dessen grandiose Adaption von Terry Gilliam THE RUM DIARY dennoch erwartungsgemäß nicht annähernd heranreicht.

Erneut spielt Johnny Depp die Rolle von Thompsons Alter Ego. Als Jungjournalist und gescheiterter Romanautor Paul Kemp nimmt er 1960 eine Stelle in der Redaktion des heruntergekommenen San Juan Star in Puerto Rico an. Anfangs noch ambitioniert und entschlossen, über die im Film nicht wirklich erklärten, aber irgendwie brisanten politischen Verhältnisse Puerto Ricos zu schreiben, ist er bald hin- und hergerissen zwischen dem eigenen Idealismus und dem lukrativen Angebot, PR-Texte für den Geschäftsmann Sanderson (Aaron Eckhart), der auf einer idyllischen Insel eine Hotelanlage errichten will, zu verfassen.

Nicht, dass es wichtig wäre, worum es in THE RUM DIARY geht. In der Adaption von Regisseur Bruce Robinson sind die politischen Verhältnisse nur Kulisse, der Konflikt zwischen Kemps journalistischer Integrität und den Verlockungen von Sandersons Angebot kaum mehr als ein MacGuffin, um die (letztlich ebenso konsequenzlose) Liebesgeschichte zwischen Kemp und Sandersons Freundin Chenault (Amber Heard) anzukurbeln. Das coming-of-age-Element der Geschichte, Kemps Anstrengungen, seine "Stimme" als Journalist zu finden, bleibt ebenfalls eher behauptet, als dass es wirklich spürbar wird.

Doch wenn THE RUM DIARY auch nichts zu sagen hat, Spaß macht er dennoch zumindest streckenweise. Zu verdanken ist das vor allem Johnny Depp. Nicht nur, weil Paul Kemp eigentlich in jeder Szene entweder betrunken oder verkatert ist und damit von Depp genau das fordert, was er am Besten spielen kann, sondern auch, weil wohl kaum jemand dieselbe Spielfreude und Leidenschaft für diese doch recht eindimensionale Repräsentation seines verstorbenen Freundes Hunter S. Thompson mitgebracht hätte, ist er, obwohl eigentlich ein paar Jahrzehnte zu alt, die einzig richtige Wahl für die Rolle. Ebenfalls großartig ist Michael Rispoli als Kemps Kollege Sala und so sind die unterhaltsamsten Szenen des Films die, in denen Kemp und Sala unter Einfluss von zuviel Rum in Schwierigkeiten und absurde Situationen geraten, also die, die am wenigsten mit der dünnen Story zu tun haben.

THE RUM DIARY trägt damit vor allem weiter zur Legenbildung bei, transportiert er doch das besonders im Internet von vielen Fans verbreitete Bild von Thompson als badass, als ständig irgendwie zugedröhnter Draufgänger, dessen Schreibstil beinahe eine Art Superkraft ist, mit der er zwischen seinen Drogeneskapaden nebenbei im Alleingang gegen das Böse in Form von Korruption und Ausbeutung kämpft - ohne, dass je erklärt würde, was Thompson bzw. Kemp zu einem so guten Journalisten macht (oder wenigstens, worüber genau er da schreibt). Dieses Bild wird wohl weder Thompson selbst noch der Vorlage so ganz gerecht - aber immerhin ist es auch alles andere als langweilig.











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