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Warner Bros sind clever. Warum ist sonst noch niemand auf diese Idee gekommen? Mit Staunen verfolgen Studio executives nun schon seit Monaten die enormen Kino-Einspielergebnisse von billig zu produzierenden Horrorfilmen. Von den DVD-Gewinnen mal ganz zu schweigen. Der Horrorfilm hat sich somit zum lukrativsten Filmgenre überhaupt gemausert. Also beschloß man bei Warner, gleich ein Sublabel für beinharten Direct to DVD-Horror ins Leben zu rufen: "Raw Feed".
Der erste Film dieser Reihe, REST STOP, vertraut dabei - ebenfalls ein kluger Schachzug - auf Altbewährtes. Ein Mädchen in Gefahr (Jamie Alexander); ein gesichtsloser Psychopath; die US-Hinterwälder als Location und bibelschwingende Irre auf Reisen. Daß man, wenn man schon auf Nummer sicher geht, auch nicht allzu viel Geld ausgeben will, ist schon ziemlich schnell klar: REST STOP war nicht teuer. Die wacklige Handkamera kommt sofort zum Einsatz, wenn das Mädchen und ihr Freund von zuhause abhauen und sich mitten im Nirgendwo einer sehr unerotischen Sexszene hingeben. Weite und Einsamkeit stellt man aber nicht mit Nahaufnahmen dar, und was mit HD alles möglich ist, hat uns doch gerade erst WOLF CREEK gezeigt.
Als aber der Junge verschwindet und sich das Mädchen der Attacken eines offenbar auf grausame Psycho-Spielchen versessenen Irren erwehren muß, zieht der Film an, und die unruhige, distanzlose Machart kommt ihm zugute. Da sich die Geschehnisse größtenteils um einen kleinen Rastplatz samt ungemütlicher Toilette konzentrieren, ist das ein durchaus nicht geringes Verdienst. Jamie Alexander absolviert den Wandel von Daddy's Girl zum verängstigten Wrack bis zur zornigen Amazone durchaus beachtlich. Je mehr sie über den Psycho, der ihr ans Leder will, herausfindet, desto extremer werden die Gewaltexzesse von REST STOP. Was als Mischung aus THE HITCHER und einem coming of age-Film beginnt, wird zum Goreknaller mit aufgebohrten Beinen, abgebissenen Fingern und einer rausgerissenen Zunge; Höhepunkt muß jedoch der Auftritt von Joey Lawrence als Highway-Cop sein, dem Regisseur John Shiban nicht nur ein, sondern gleich mehrere üble Schicksale zuteil werden läßt.
Das kann alles nicht darüber hinwegtäuschen, daß REST STOP durchaus in einer Stunde hätte erzählt werden können, etwa als packende Episode der MASTERS OF HORROR. Der Film ist schlichtweg underwritten und zieht sich mitunter erheblich, was mit ensetzlichen Musikmontagen eher verschlimmert wird. Überhaupt, die Musik: Wollte da jemand Morricones AUTOSTOP ROSSO SANGUE eine Hommage gönnen und hat sich dabei im Ton vergriffen?
REST STOP entschließt sich irgendwann, die geistige Gesundheit seiner Protagonistin zu hinterfragen, was durchaus für Spannung sorgt. Ein unverschämt blöder Epilog unterminiert das aber und damit auch den ganzen Film. Dennoch ein durchaus sehenswerter Reißer, der eine hoffentlich auch weiterhin interessante Reihe einläutet.
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