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PUNISHER: WAR ZONE (USA/Kanada/Deutschland 2008)

von Peter Martin

Original Titel. PUNISHER: WAR ZONE
Laufzeit in Minuten. 103

Regie. LEXI ALEXANDER
Drehbuch. NICK SANTORA . ART MARCUM . MATT HOLLOWAY
Musik. MICHAEL WANDMACHER
Kamera. STEVE GAINER
Schnitt. WILLIAM YEH
Darsteller. RAY STEVENSON . DOMINIC WEST . DOUG HUTCHISON . COLIN SALMON u.a.

Review Datum. 2008-12-16
Kinostart Deutschland. nicht bekannt

Wenn im pompösen Wohnzimmer des Mafiabosses die Lichter erlöschen, dann wissen wir, was als nächstes geschieht. Der Auftakt des Punishers, alias Frank Castle (Ray Stevenson), ist äußerst dramatisch: Er schlitzt die Kehle des Mafiabosses mit solcher Wucht auf, das dessen Kopf einfach nach hinten klappt...anschließend BRICHT ER SEINER ALTEN ITALIENISCHEN FRAU MIT DEN BEINEN DAS GENICK!!! Aber wir wissen genau welche Art von Film PUNISHER: WAR ZONE zu sein beabsichtigt. Der Punisher fährt damit fort, die Anzahl der toten Körper in Windeseile in den zweistelligen Bereich zu bringen, indem er wie wild Blei durch die Luft jagt und mit Patronen, Messern und Esszimmerstühlen wahre Blutgeysire erzeugt.

Besonders beeindruckend an der Sequenz ist, dass Regisseurin Lexi Alexander ein eigentlich tadellos gutes Actionfilm-Setting in der vorhergehenden Szene ungenutzt lässt. Das Büro des Mafiabosses ist ebenfalls teuer eingerichtet, mit zusätzlichen Extras wie zwei exorbitant großen Aquarien versehen, die danach schreien in Zeitlupe eingeschlagen zu werden (Hallo, LETHAL WEAPON 2!) und mehr Spiegeln als im Schlafzimmer einer billigen Prostituierten. Aber Alexander hat das Drehbuch offenkundig im Voraus gelesen und weiß, dass das Bersten der Spiegel erst später erfolgen darf, nachdem der Todfeind des Punishers, Jigsaw, alias Billy Risotti (Dominic West) seinen geisteskranken Bruder, Loony Bin Jim (Doug Hutchinson) aus einer Irrenanstalt holt. (Wir erfahren alles, was wir über den Charakter Jims wissen müssen, als er auf seinem Weg aus der Irrenanstalt anhält, um einem Krankenpfleger eine Niere aus dem Leib zu reißen und diese roh verspeist – keine Fava-Bohnen oder Chianti für diesen Kannibalen). Jim liebt seinen Bruder und schlägt nur zu gerne mit dem Kopf alle Spiegel des Raumes ein, um seinem Bruder das Spiegelbild seines schrecklich entstellten Gesichtes zu ersparen.

Durch einen glücklichen Zufall war Jim / Jigsaw der einzige Überlebende des Massakers des Punishers an der kriminellen italienischen Familie. Sein Gesicht wurde in einer Wanne mit zerbrochenem Glas, in die ihn der Punisher geschmissen hatte, fast zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Es ist unklar, warum sich der Punisher gerade Jim /Jigsaw für diesen sadistischen Akt ausgesucht hat; der unmaskierte Rächer tötete mehr als ein Dutzend anderer Menschen schnell und rücksichtslos, einschließlich eines verdeckten Ermittlers des FBI.

Als der Punisher aus seinen Fehlern lernt, ist er sofort voller Reue und alle beginnen, ihn Frank zu nennen. (Er zieht sich jedoch nicht anders an, er läuft immer noch in einem gefaketen Army-Outfit mit extrem engen Kragen umher). Vielleicht soll das einen Bezug zu der Zeit darstellen, als er noch ein Student am Priesterseminar war? (Ich weiß es nicht, ich habe den Comic, auf dem die Figur beruht, nie gelesen, aber es wird im Film kurz erwähnt.) Wo waren wir? Ach ja, Frank ist voller Reue, besonders als er sieht, dass der tote Agent eine Frau hat - und eine Tochter, die zufällig im gleichen Alter ist wie Franks Tochter. Franks Tochter und seine Frau wurden vor seinen Augen ermordet, weil sie zufällig die Hinrichtung eines Mafiabosses beobachtet hatten. Frank befindet sich seitdem auf einem Rachefeldzug gegen alle Mafiafamilien in New York City.

Fünf Jahre sind vergangen (oder vielleicht vier, oder vielleicht sechs; das ändert sich von Szene zu Szene) und Frank hat Dutzende und Dutzende von Kriminellen ausgelöscht. Dem New York Police Department macht das nichts aus, da es sich bislang nur um Kriminelle gehandelt hat – so ist die einzige der "Punisher Task Force" zugeteilte Person der ineffektive Detective Martin Soap (Dash Mihok). Soap, so stellt es sich heraus, ist eigentlich ein großer Fan des Punishers, daher gibt er sich nicht sonderlich viel Mühe, die Mordfälle zu lösen.

Der frühere Partner des FBI-Agenten, Paul Budiansky (Colin Salmon), ist massig, groß, wütend und schwarz, so dass das NYPD ihn nur zu gerne in die Punisher Task Force versetzt. Budiansky ist fest entschlossen, den Terrorreigen des Punishers zu stoppen und ihn vor Gericht zu bringen, und er könnte dafür der Richtige sein.

Vielleicht habe ich den Plot komplizierter dargestellt, als er eigentlich ist. In Wirklichkeit ist es nur ein Rahmen für den Punisher, um Dutzende Schurken auf möglichst entsetzliche Weise zu töten. Die Actionszenen sind oberflächlich; sie sehen wie die Aufbauten eines typischen 80er Jahre Slasher-Films aus, arbeiten schnell auf den Todesschuss hin und werden von Regisseurin Alexander so blutrünstig wie möglich eingefangen und inszeniert.

Gorehounds sollten Spaß haben; PUNISHER: WAR ZONE beinhaltet mindestens so viel, wenn nicht mehr, Gewalt und Blutvergießen wie jede andere Produktion in Hollywood, die ich in diesem Jahr gesehen habe. Aber anders als in SAW V, wo viel Zeit auf psychologischen Schwachsinn verschwendet und jeder Tod so lang und schmerzvoll wie möglich in die Länge gezogen wird, scheint eigentlich keines der Opfer des Punisher – bis auf eines – zu leiden. So gnadenlos der Punisher auch zu sein scheint, wenn er tötet, dann tut er es schnell und ohne Umschweife: Ein Kopfschuss mag zwar den halben Kopf des Opfers wegblasen, aber er beinhaltet keine Folter.

In dieser Hinsicht ist PUNISHER: WAR ZONE ein willkommener Rückschritt. Die Gewalt ist so extrem, so weit von der Realität entfernt, dass sie nicht ernst genommen werden kann. Das gilt auch für die Akzente, denn die sind, zumindest in der englischen Originalversion, so offensichtlich schlecht, dass sie scherzhaft gemeint sein müssen – niemand in der Geschichte der Menschheit hat jemals mit einem so starken und komischen Akzent gesprochen, außer in alten Trash-B-Movies.

Das ist es auch, was PUNISHER: WAR ZONE ist: ein Trash-B-Movie, der einem die Zeit ganz nett vertreibt, so lange man einen sehr kranken Sinn für Humor hat.











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