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PUBLIC ENEMY NO. 1 - MORDINSTINKT (Frankreich/Kanada/Italien 2008)

von Martin Eberle

Original Titel. L'INSTINCT DE MORT
Laufzeit in Minuten. 114

Regie. JEAN-FRANÇOIS RICHET
Drehbuch. JACQUES MESRINE . ABDEL RAOUF DAFRI
Musik. MARCUS TRUMPP
Kamera. ROBERT GANTZ
Schnitt. HERVÈ SCHNEID
Darsteller. VINCENT CASSEL . CÈCILE DE FRANCE . GÈRARD DEPARDIEU . GILLES LELLOUCHE u.a.

Review Datum. 2009-02-26
Kinostart Deutschland. 2009-04-23

Staatsfeind Nummer eins zu sein war für Jaques Mesrine sicher Auszeichnung und Ehre. Und er hat sich diesen Titel redlich verdient. Nach seiner Rückkehr aus dem Algerienkrieg beginnt Mesrine 1959 in Frankreich, später auch in Kanada, eine Gangsterkarriere, die er rücksichtslos verfolgt. Geschickt inszeniert er sich über die Jahre als ein moderner Robin Hood, später als linker Revolutionär, er ist Charmeur und Charismatiker.
Die Chuzpe, mit der Mesrine seine Coups ausführt, seine perfekten Verkleidungen, die ständigen Ausbrüche, die die Polizei düpieren, lassen ihn in der frankophonen Welt zur Legende werden.

30 Jahre nach Mesrines gewaltsamen Tod haben die zurzeit besonders umtriebigen Franzosen sein Leben in zwei Teilen auf die Leinwand gebracht. Sie gehen es allerdings ganz anders an als ihre deutschen Nachbarn, die sich lieber auf ihre Sekundärtugenden verlassen, und sich, wie beim BAADER MEINHOF KOMPLEX, im fleißigen Zusammentragen so wesentlicher Details wie der genauen Anzahl der Einschusslöcher und dem detailgetreuen Nachpressen der Originalnummernschilder des Käfers am Straßenrand erschöpfen. Klar, dass hier die Illusion von Authentizität erzeugt werden soll, klar aber auch, dass die klugen Franzosen es besser wissen und gleich ganz auf den subjektiven Blick setzen. Das beginnt schon bei der ersten Einstellung: ein split screen, bei dem verschiedene takes derselben oder ähnlichen Einstellungen zusammenmontiert werden, so dass der Griff zur Brille, der Blick nach hinten leicht asynchron liegen. Ein schöner, verstörender Moment, der den durchkonditionierten Blick des abgerichteten Zuschauers ahnen lässt, dass Kino noch ganz anders laufen kann.

Auch inhaltlich geht Jung-Regisseur Jean-François Richet mit dem Anfang seines Filmes recht locker um. Er beginnt mit Mesrines Tod in einer Polizeifalle, entledigt sich also der Last der klassischen Biopic-Konstruktion eines rein linearen Erzählstranges. Und vergisst das gleich wieder, holt die continuity von der Reservebank und rattert die ersten Jahre der Abenteuer des Jaques Mesrine runter. Das ist jetzt zwar recht plötzlich und nicht mehr sonderlich originell, aber schlecht ist es auch nicht. Denn Richet lässt Vincent Cassel von der Leine und ohne Cassel wäre MORDINSTINKT nicht denkbar. Er gibt sich seiner Figur völlig hin, spielt sie mit einem versteckten Zorn, einer mühsam gedeckelten Wut, die einem Angst macht. Dialoge haben hier nicht den Zweck, den Verlauf zu erklären sondern Beziehungen und Gefühle klar zu machen. Und die, das macht Cassel ziemlich deutlich klar, sind nicht sonderlich friedfertig.

Und schon sind wir bei der Action. Mesrine hat genug erlebt, um fünf Folgen LEATHAL WEAPON mit Munition zu füttern. Die wird hier in einer verballert. Schüsse, Explosionen, quietschende Reifen, zersplitternde Heckscheiben, dazu die drastischen Szenen, in denen Cassel den charmanten Edelgangster ablegt, um den grimmen Töter rauszulassen, die Kombination von schauspielerischem Übertalent mit hemmungslos losgelassener, sinnvoller Gewalt macht MORDINSTINKT zu einem spannenden, neugierig machenden Exposé für den zweiten Teil. Hoffentlich kann der mithalten.











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