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PROTÉGÉ (Hong Kong 2007)

von Thorsten Hanisch

Original Titel. MOON TO
Laufzeit in Minuten. 106

Regie. DEREK YEE
Drehbuch. DEREK YEE
Musik. nicht bekannt
Kamera. KWOK-MAN KEUNG
Schnitt. CHI-LEUNG KWONG
Darsteller. ANDY LAU . DANIEL WU . LOUIS KOO . JINGCHU ZHANG u.a.

Review Datum. 2007-06-05
Kinostart Deutschland. direct-to-video

Wir sehen eine düster-verschrabbelte Hochhausfront, im Hintergrund fliegen dunkle Wolken im Zeitraffer vorbei. Das Sonnenlicht dringt nur sporadisch in Fetzen durch, Weltuntergangsstimmung. In der nächsten Szene streift die Kamera durch ein Apartment, dem man die Anstrengungen des Setdesigner die Behausung einer Drogensüchtigen darzustellen förmlich anmerkt. Die Kamera gleitet als Nächstes zur Bewohnerin, diese setzt sich gerade einen Schuss. Völlig bedröhnt - noch mit der Spritze im Arm - wankt die gute Frau zum gemütlich aussehenden Sofa und gleitet hinweg. Da schiebt sich ein kleiner roter Kinderwagen ins Bild. Wir machen Bekanntschaft mit der süßen Tochter der BTM-Konsumentin: Das putzige Kind zieht ihrer Mutter die Spritze aus den schlaffen Arm und schmeißt sie in die Tonne. Schnitt.
Nun kommt Hauptprotagonist Nick ins Spiel und im Verlauf der nächsten 106 nicht allzu aufregenden Minuten wird uns folgende Geschichte erzählt: Nick ist seit sieben Jahren Undercover-Cop und hat sich in dieser Zeit das Vertrauen von Drogenboss Kwan erschlichen. Kwan möchte sich zur Ruhe setzen und ist so angetan von Nick, dass er ihm allmählich die Geschäfte übertragen möchte. Hin- und Hergerissen zwischen Gesetzestreue und Symphatie zu Kwan und seiner Familie verwischen für Nick allmählich die Grenzen und dann ist da auch noch Jane, seine Nachbarin, die von ihrem Junkie-Exmann immer wieder in die Abhängigkeit getrieben wird...

PROTÉGÉ ist wunderbar gefilmt (vor allem bei Kwans Thailand-Aufenthalt gibt's tolle Bilder) und - zumindest von Lau und Zhang - gut gespielt, allerdings so überambitioniert, dass man sich schon nach kurzer Zeit leicht verarscht vorkommt. Ich bin mir sicher, dass Regisseur & Drehbuchautor Derek Yee (ONE NIGHT IN MONGKOK - NACHT DER ENTSCHEIDUNG ehrbare Absichten mit seinem Film hatte, allerdings knallt einem selbst Hollywood nicht mit einer dermaßen erschlagenden Penetranz die Message (DROGEN SIND BÖÖÖÖÖSSSSEEEE!) um die Ohren. Die oben beschriebene Eingangszene ist Programm: Hier soll geschockt und vor allem belehrt werden. Subtilitäten sind fehl am Platz. An so mancher Stelle - etwa dann wenn Kwan und Nick sich über Drogen unterhalten - möchte man meinen, der Film wurde von der Hong Konger Schulbehörde gesponsert. Und wenn Nick Jane auf die Frage, wieso er einem Hund aber nicht ihr hilft, antwortet "Der Hund hat keine Chance, Du aber schon." will man schreien angesichts solch grenzenloser Naivität.
Da fällt auch Koos rasend schlechte Darstellung von Janes Ex gar nicht mehr so in Gewicht, denn der Film fickt sich mit einer unglaublichen Vehemenz selbst ins Knie:
Während einer sleazigen Sexszene zwischen der total dichten Jane und Nick offenbart sich diesem ihre Drogensucht in Form von Einstichlöchern in ihren schon ganz blauen Kniekehlen. Aber nein, zuerst wird zu Ende gepimpert nur um dann zu fragen, wie es sich denn anfühlt, das high-sein. Als er später in einer Szene, die auch aus einem Horrorfilm stammen könnte, die tote, von Ratten belagerte Jane findet, ist Nick außer sich. Eine Szene später lässt er Kwan zwar auffliegen, von der toten Jane ist aber nicht mehr die Rede.
Die - nie auch nur ansatzweise herausgearbeitete - Symphatie zwischen Kwan und Nick ist sogar so groß, dass er Kwan am Ende den Freitod gewähren lässt und sich danach bei seinen Kindern entschuldigt...?
Selbst die - einzige - Actionszene gerät zum deplatzierten Scherz:
Einem Cop wird in einer brutalen Szene die Hand vom Stumpf abgeschlagen. Die Wirkung relativiert sich aber gleich danach in einer EVIL DEAD II mäßigen Sequenz wieder und der in Internetforen beklatschte Sprung ohne Schnitt entpuppt sich nicht nur als unnötiges Gimmick, sondern auch noch als mittelmäßiger CGI-Effekt.

Der ganze Film macht einen dermaßen halbfertigen und irrationalen Eindruck, dass man direkt vermuten könnte, dass der Verantwortliche - zu Recherche-Zwecken, versteht sich - selbst mal die Nadel angelegt hat und wohlgemerkt, hier schreibt jemand, der für so manchen Blödsinn was übrig hat. PROTÉGÉ aber ist einfach nur
saudoof...











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