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PIERCING (USA 2018)

von André Becker

Original Titel. PIERCING
Laufzeit in Minuten. 81

Regie. NICOLAS PESCE
Drehbuch. NICOLAS PESCE
Musik. DANIEL SHEPPARD . JO CARON
Kamera. ZACK GALLER
Schnitt. SOFIA SUBERCASEAUX
Darsteller. CHRISTOPHER ABBOTT . MIA WASIKOWSKA . LAIA COSTA . MARIA DIZZIA u.a.

Review Datum. 2018-12-23
Kinostart Deutschland. nicht bekannt

Nicolas Pesce verfilmt einen Roman von Ryu Murakami. Nicolas Pesce verfilmt einen Roman von Ryu Murakami. Nicolas Pesce verfilmt einen Roman von Ryu Murakami. Je öfter man den Satz wiederholt, desto reizvoller klingt es. Und tatsächlich: Pesce erweist sich als genau der richtige Mann für den Job. PIERCING ist abseitig, hochgradig stylisch und sehr direkt inszeniert. In seiner Nische sicherlich konkurrenzlos und auf den einschlägigen Festivals nicht ohne Grund reichlich abgefeiert.

Die Story: Mehr Skizze als klassische Plot-Entwicklung. Ein offenkundig psychisch aus dem Gleichgewicht geratener Mann namens Reed (Christopher Abbott) beschließt einen Mord zu begehen um seine aufgestauten morbiden Triebe wieder unter Kontrolle zu kriegen. Den Segen seiner Freundin (Laia Costa) hat er, fehlt nur noch das Mordopfer. Sein Plan sieht eine hilflose Escort-Dame vor, die in einem Hotelzimmer überwältigt werden soll. Alles ist minutiös geplant und selbst an die anschließende Beseitigung des Leichnams ist gedacht. Doch natürlich kommt alles anders. Die einbestellte junge Frau (Mia Wasikowska) legt ein zutiefst seltsames Verhalten an den Tag und überhaupt läuft an diesem Abend so einiges komplett aus dem Ruder.

Wer ist Opfer, wer der Täter? Und welchen Unterschied macht das eigentlich? Pesce spielt hier nicht nur mit Genre-Konventionen, er verdreht sie geradezu. Die großartigen Hauptdarsteller Christopher Abbott und Mia Wasikowska laufen dabei zu Höchstleistungen auf. Als bizarres Paar in einer Art Schicksalsgemeinschaft treiben beide ein undurchschaubares Spiel, das permanent zwischen zarter Zuneigung, plötzlicher Gewalt und vollkommenem Desinteresse pendelt. Da kann es schon mal passieren dass triviale Dialoge in exzessive Gewalttaten münden und danach die Frage nach der nächsten Mahlzeit im Raum steht.

PIERCING mag mit Murakamis bekanntestem Werk und deren Verfilmung AUDITION viele Elemente teilen (etwa das Motiv des Ausgeliefertsein), audiovisuell geht Pesce jedoch andere Wege. Mit zahlreichen Verweisen auf den italienischen Genre-Film der sechziger und siebziger Jahre huldigt der Regisseur dem Giallo und seinen schönsten Stilblüten. Dass der Film dabei keiner genretypischen Dramaturgie folgt und diesbezüglich eher mit Fragmenten arbeitet, macht den Sundance-Hit auf besondere Weise einzigartig. Für den einen oder Zuschauer mag dieser Ansatz dennoch anstrengend wirken, auch weil Pesce seinen Hauptfiguren keinerlei positive Eigenschaften zugesteht und der Film auf Höhepunkte im eigentlichen Sinne verzichtet.

Wer für die eigentümlich Stimmung des Films zugänglich ist, den kriegt PIERCING aber sofort. Das zwischen heftigen Gewalteruptionen, abseitigen SM-Sequenzen und verstörenden Psychospielchen immer wieder Platz für einen sehr speziellen Humor ist, zeigt das sich Pesce von etwaigen Zuschauerwartungen herzlich wenig beeinflussen lässt. Wenn dann das abrupte Ende den Abspann einläutet mischt sich in das Gefühl großer Irritation ebenso die Einsicht das Pesce hier den Weg, den er mit dem beachtlichen Debüt THE EYES OF MY MOTHER eingeschlagen hat konsequent fortführt. Auch der neueste Output des Regisseurs ist ein Film, den man so schnell nicht vergisst.











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