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NEXT (USA 2007)

von Hasko Baumann

Original Titel. NEXT
Laufzeit in Minuten. 96

Regie. LEE TAMAHORI
Drehbuch. GARY GOLDMAN . JONATHAN HENSLEIG . PAUL BERNBAUM
Musik. MARK ISHAM
Kamera. DAVID TATTERSALL
Schnitt. CHRISTIAN WAGNER
Darsteller. NICOLAS CAGE . JULIANNE MOORE . JESSICA BIEL . THOMAS KRETSCHMANN u.a.

Review Datum. 2007-07-14
Kinostart Deutschland. 2007-07-19

In diesem Film geht es um einen Mann, der bis zu zwei Minuten in die Zukunft sehen kann. Er weiß also immer, was als Nächstes kommt. Für den Filmkritiker ist diese Prämisse natürlich ein gefundenes Fressen: Man könnte wunderbar schreiben, daß der Film auch vorhersehbar ist - so vorhersehbar, daß man glaubt, die tolle Gabe mit dem Mann zu teilen! Bei NEXT funktioniert das allerdings nicht. Der Film ist nämlich doof - und zwar so doof, daß man von seinen hirnrissigen Wendungen tatsächlich überrascht wird!

Nicolas Cage hat sich für NEXT mit einer idiotischen Perücke bewaffnet. Haben uns in GHOST RIDER seine Ohren und die Gary Numan-Haare irritiert, ist es hier die bekloppte Matte, die von der Halbglatze ablenken soll, aber nur laut "Guck mal der wird kahl" schreit. Cage spielt Cris Johnson, den Hellseher mit der Zwei-Minuten-Warnung. In Las Vegas sieht er eine Schießerei voraus und überwältigt den Übeltäter, bevor es knallt. Als die Polizei hinzukommt, haut er ab. Wieso? Das FBI weiß nicht nur, daß er unschuldig ist; nein, die Top-Agentin Callie (Julianne Moore) weiß sogar von seiner Gabe und will ihn beim Kampf gegen Terroristen um Hilfe bitten. Warum flieht Johnson also? Und wieso geht er nach Hause? Warum wohnt er in derselben Garage wie in GHOST RIDER? Was macht Columbo in seiner Wohnung?

Wie viele andere Männer auf der Welt träumt Johnson von Jessica Biel und will nichts sehnlicher als ein Treffen mit ihr. Auf der Flucht vorm FBI trifft er sie auch, und die beiden kommen sich schnell näher. Biel heißt hier Liz und leistet, obwohl gewohnt hölzern wie der Schwarzwald, Erstaunliches: Sie macht uns Glauben, eine Frau wie sie würde sich für einen durchgeknallten Zauberer mit blöder Perücke interessieren. Während sie mit dem schrägen Vogel in die Kiste steigt (sie weiß ja nicht, daß er zwei Minuten vor dem Höhepunkt schon weiß, was bzw. wer kommt), bleibt Julianne Moore beiden auf den Fersen. Moore, die hier neben Biel ganz deutlich zeigt, wer sexy Frau und wer doofes Püppi ist, erspielt sich eine Nominierung für den Preis "Beste schauspielerische Leistung in einem schlechten Film". Auch nicht übel ist Thomas Kretschmann, der eine diffuse Terroristengang anführt, die sich scheinbar aus der gesamten EU rekrutiert hat. Wer sind die? Was wollen die? Warum wollen die den Hellseher killen? Keiner weiß es, keiner verrät es.

Ich habe aber noch weitere Fragen. Wieso will die FBI-Agentin Johnsons Zwei Minuten-Vorhersehbarkeit unterlaufen, um ihn auszutricksen? Ist das nicht sinnlos? Es liegt doch grundsätzlich alles zu irgendeinem Zeitpunkt genau zwei Minuten in der Zukunft? Und wenn sie schon weiß, daß er nur zwei Minuten in die Zukunft sehen kann, wieso will sie ihn dann zwingen, eine Bombe zu finden, von der weder Standort noch Detonationszeitpunkt bekannt sind? Und was noch viel wichtiger ist: Wieso betont dieser Film wieder und wieder, daß Johnson ausschließlich die Zukunft sehen kann, die ihn persönlich betrifft, und diese auch ganz sicher nicht in einem größeren Abstand von zwei Minuten - wenn das alles am Ende komplett über den Haufen geworfen wird? Auf Kosten des Zuschauers wird hier zwanghaft ein surprise ending serviert, das nichts weniger als brutale Verarsche ist.

Regisseur Lee Tamahori, verantwortlich für einige der übelsten Digitaleffektsequenzen der Filmgeschichte - der Autocrash in ALONG CAME A SPIDER, der Schnellzug in XXX 2, das Wellenreiten aus DIE ANOTHER DAY - bietet auch hier wieder einige beschämend schlechte Tricksereien. Wenn Cage vor einer selbst ausgelösten Lawine aus Schutt, Steinen und Autos davonläuft, ist das zwar einigermaßen aufwendig, wirft aber nur neue Fragen auf: Warum macht der das? Charmant sind nur die Momente, in denen Johnson sämtliche mögliche Zukunftsszenarien für eine Situation auslotet. Besonders beim Aufreißen von Liz gibt es allerlei Varianten, die in die Hose gehen. Bei der recht heftigen Knallerei am Ende teilt er sich in Dutzende Johnsons auf, um ganz sicher zu gehen, daß er die richtige Bewegung macht. Nicht schlecht. Das ändert aber nichts daran, daß NEXT zu den dämlichsten Starvehikeln der letzten Jahre gehört, er ist sozusagen der zurückgebliebene kleine Bruder von DEJA VU. Und der war auch keine Riesenleuchte.











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