|
Die Frage, ob man die MUPPETS als Franchise modernisieren kann, haben die Macher des ersten Kinoauftritts von Jim Hensons Kreationen seit 12 Jahren eigentlich schon längst beantwortet: Die Reihe von Trailern, in denen die Muppets aktuelle Filme (und zuletzt sich selbst) parodierten, war in ihrer ironischen Selbstreferenzialität nicht nur stilistisch äußerst modern, sondern wurde im Internet auch mit überwältigender Begeisterung aufgenommen und verbreitet.
Eine andere Frage ist es, ob das Franchise auch bei den ganz jungen Zuschauern, die die Figuren nicht kennen und Menschen, die mit Puppen sprechen, nicht gewohnt sind, bestehen kann. An der Beantwortung dieser Frage haben die Macher von DIE MUPPETS allerdings kein Interesse: DIE MUPPETS ist ganz eindeutig ein Film für Fans, für diejenigen, die seit Jahren auf die Rückkehr der Figuren warten und sich nostalgisch an die alten Filme und Serien erinnern.
Bei DIE MUPPETS handelt es sich nicht, wie bei so vielen anderen Franchise-Wiederbelebungen zur Zeit, um ein Reboot, auch ignoriert der Film nicht die lange Zeit, die seit dem letzten Kinofilm verstrichen ist. Stattdessen setzt die Handlung genau da an, wo das Franchise zurzeit steht: Die Muppets treten schon seit Jahren nicht mehr gemeinsam auf und sind in Vergessenheit geraten - bis Walter, der größte Muppet-Fan der Welt, sein Bruder Gary (Jason Segel als menschlicher Bruder des neuen Muppets Walter. Just go with it.) und dessen Freundin Mary (Amy Adams) bei einer Besichtigung des Muppet-Studios erfahren müssen, dass der Öl-Tycoon Tex Richmann (Chris Cooper) das Studio gekauft hat und abreißen lassen will. Die drei beschließen, die Muppets wieder zusammenzubringen, um bei einer gemeinsamen Fernsehshow genügen Geld zu sammeln, um das Studio zu retten.
Dieser Plot ist sicher nicht besonders originell oder spannend, doch das muss er auch nicht sein. Wichtiger ist, dass Jason Segel und sein Co-Autor, NIE WIEDER SEX MIT DER EX-Regisseur Nicolas Stoller, ein Drehbuch geschrieben haben, dass nicht nur die "Let's put on a show!"-Mentalität des ersten Films und der TV-Serie einfängt, sondern auch mit viel Selbstironie die lange Abwesenheit der Muppets thematisiert - da fragt eine TV-Produzentin (Rashida Jones) die Muppets, als sie um Sendezeit bitten "Are you guys even relevant anymore?", Fozzy Bear spielt in heruntergekommenen Kneipen Cover-Versionen der Muppets-Klassiker mit der Tribute-Band "Moopets" und Amy Adams kommentiert Kermits Zögern, einer Muppets-Reunion zuzustimmen, mit "This is gonna be a very short movie."
Daneben stehen aber auch immer wieder Plädoyers für die kindliche Spielfreude und den naiven Optimismus, die die Muppets immer ausmachten. Man glaubt Segel seine Aussage, dass DIE MUPPETS ihm am Herzen lag wie kein anderes Projekt, gern, denn immer wieder findet er Worte, die treffend zusammenfassen, warum Fans so sehnsüchtig auf die Rückkehr der Muppets warteten. Trotz aller Ironie gibt es auch viele ehrlich berührende Momente, die ihren Höhepunkt finden, wenn Kermit und Miss Piggy gegen Ende für ein Duett des Oscar-nominierten Klassikers Rainbow Connection zusammenfinden.
Dieser Moment funktioniert aber vor allem deshalb so gut, weil DIE MUPPETS bei aller Nostalgie nicht nur Jim Hensons Erbe verwaltet. Nicht nur, dass der Gruppe mit Walter ein ganz neuer Muppet hinzugefügt wurde, auch die neuen Songs von Brat McKenzie (eine Hälfte von FLIGHT OF THE CONCHORDS) müssen sich nicht hinter dem am Ende groß in Szene gesetzten Klassiker verstecken - wenn Segels Gary und Walter singen Am I a man or am I a Muppet? hat das sogar selbst das Zeug zum zukünftigen Klassiker.
Die menschlichen Akteure - Segel und Adams sowie die vielen Cameos - sind meist mehr Stichwortgeber für die Muppets als wirkliche Hauptfiguren - glücklicherweise, denn wann immer der Fokus kurzzeitig auf der Beziehung zwischen Segels und Adams' Figuren liegt, wirkt das cartoonhafte Auftreten der beiden eher aufgesetzt, sobald sie nicht mit den Muppets interagieren, fällt auf, wie dünn die Figuren eigentlich sind.
Das verzeiht man dem Film allerdings gern, denn was zählt ist, dass er sowohl die Nostalgie der Fans bedient als auch einen guten Ansatzpunkt für zukünftige Abenteuer der Muppets bietet. Der Film ist nicht THE GREATEST MUPPET MOVIE EVER MADE (so lautete zeitweise der Arbeitstitel des Films), doch er zeigt, dass die Muppets auch in Zeiten von CGI und Motion Capture Relevanz haben. Wenn Jason Segel mit Walter gemeinsam ein Lied singt wirkt das, so cartoonhaft-überzogen es ist, noch immer realer, als wenn James Franco in PLANET DER AFFEN: PREVOLUTION einen digital zum Affen gemachten Andy Serkis streichelt. Die Muppets sind lebendige Charaktere, Figuren mit echter Persönlichkeit, die es verdient haben, zurück ins kollektive Bewusstsein zu gelangen. DIE MUPPETS ist dafür ein guter erster Schritt und es bleibt zu hoffen, dass sich eine Rückkehr der Figuren ins TV anschließt, sodass vielleicht nach all dem Fan-Service des Films auch neue Zuschauer an die "Muppet-Magic" an die Muppets herangeführt werden.
|
|
|