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Hollywood ist derzeit nicht unbedingt ein Quell origineller Ideen. Wir erleben einen Kinosommer voller Sequels, Prequels, Remakes und Reboots, Aufgüsse beliebter, aber eigentlich auserzählter Franchises. PLANET DER AFFEN: PREVOLUTION ist, obwohl oft als Prequel gehandelt, im Grunde bereits der zweite "Neustart" der Reihe (nach Tim Burtons grauenhaftem Remake des ersten Teils), erzählt er doch die Vorgeschichte des Klassikers so neu, dass sie nicht mehr in die Kontinuität der alten Filme passt. Wie die meisten Reboots ist auch PLANET DER AFFEN: PREVOLUTION nicht wirklich nötig - anders, als die meisten Reboots, ist das Ergebnis aber dennoch ein sehenswerter Film.
Der Wissenschaftler Will Rodman (James Franco) forscht an einem Mittel gegen Alzheimer. Einer der Schimpansen, an denen der Wirkstoff getestet wird, zeigt tatsächlich Zeichen von gesteigerter Intelligenz, greift jedoch während der Präsentation der Forschungsergebnisse wahllos Menschen an, was Wills Vorgesetzte auf seine Alzheimer-Medizin schieben. Will werden die Mittel gestrichen, doch wie sich herausstellt, hatte der Schimpanse gerade unbemerkt Nachwuchs bekommen. Alle anderen Testschimpansen werden eingeschläfert, doch Will nimmt das Junge mit nach Hause, tauft es Caesar und zieht es auf. Über die Jahre stellt er fest, dass die Mutter den Wirkstoff an den Nachwuchs weitergegeben hat und Caesar beinahe menschliche Intelligenz entwickelt. Will testet seine Medizin daraufhin an seinem an Alzheimer leidenden Vater Charles (John Lithgow), der schnell geheilt scheint. Mit der Zeit entwickelt er jedoch Antikörper gegen das Medikament und die Krankheit kehrt zurück. Als Charles, nachdem er dessen Auto beschädigt hat, von Wills Nachbarn beschimpft und bedroht wird, greift Caesar diesen an und wird daraufhin in ein Tierheim für Primaten gebracht. Wütend, weil Will ihn nicht mit zurück nach Hause nehmen darf und der Sohn des Besitzers (Tom Felton) ihn quält, leitet Caesar bald einen Aufstand gegen seine menschlichen Peiniger. Unterdessen entwickelt Will sein Medikament weiter - doch die neue, aggressivere Variante des Wirkstoffs ist (von Will unbemerkt) für Menschen lebensgefährlich.
Alle Fragen, die dieser Plot potentiell aufwirft, scheinen die Autoren eher aus Pflichtbewusstsein gegenüber dem Original als aus echtem Interesse zu stellen. Tatsächlich wünscht man sich bei der ein oder anderen Entscheidung ein wenig mehr Mut und Konsequenz - wäre beispielsweise die Frage, wie weit die Wissenschaft gehen darf, nicht deutlich interessanter, der Konflikt komplexer, würde die Heilung für Alzheimer wirklich funktionieren, anstatt zur Seuche zu werden? Auch die banale, in einer kurzen Sequenz während der Credits gezeigte Erklärung, was zwischen dieser ersten Revolte der Affen zu ihrem Status als dominierende Spezies des Planeten steht, müsste dann durch eine etwas kreativere Lösung ersetzt werden.
Nein, zum Denken anstoßen wird PLANET DER AFFEN: PREVOLUTION wohl niemanden - seine Stärken liegen woanders: Der Film funktioniert weniger als ernstzunehmende Science Fiction denn als ein extrem aufwendig produziertes B-Movie. So wenig er sich um glaubhafte Wissenschaft oder auch nur eine konstante Darstellung von Caesars Intelligenz schert, so viel Spaß macht er auch. Dabei punktet er durch seine Schauwerte genauso wie durch seine Charaktere - und damit sind nicht die Menschen gemeint.
Tatsächlich ist PLANET DER AFFEN: PREVOLUTION visuell beeindruckend: In kräftigem, hellem 2D begeistert er besonders im dritten Akt mit eindrucksvollen, stellenweise an (bessere) Zombiefilme erinnernden Aufnahmen des von einer Horde Affen überlaufenen San Francisco. Auch beweist Regisseur Rupert Wyatt ein gutes Gespür für Action: Diese ist zwar nicht immer logisch, doch stets spannend, temporeich und dennoch übersichtlich inszeniert.
Highlight von PLANET DER AFFEN: PREVOLUTION sind jedoch die mit Motion Capture und CGI generierten Primaten. Gerade Caesar, gespielt von Motion Capture-Spezialist Andy Serkis, wird allein durch seine überzeugende Mimik zu einem glaubhaften Charakter, der den Zuschauer auf seine Seite bringt und es leicht macht, mitzufühlen, ohne dabei jedoch zu menschlich zu wirken. Auch die anderen Affen sind nicht ausschließlich schmückendes Beiwerk, sondern teils vollwertige Nebenfiguren. Das CGI wirkt dabei zwar nicht immer vollständig realistisch, lenkt aber auch nicht ab - vor allem beweist PLANET DER AFFEN: PREVOLUTION, wie man Spezialeffekte in den Dienst einer Story und der Charaktere stellen kann, anstatt sie als puren Selbstzweck zu nutzen.
Deutlich blasser bleiben die menschlichen Charaktere, doch die durchweg guten Schauspieler machen das Beste aus den eher zweckmäßigen Charakterisierungen. Franco spielt Will Rodman mit geradezu ungewohntem Elan und Lithgow sorgt für einige berührende Momente zwischen Mensch und (CGI-)Affe. Einzig Freida Pinto als Rodmans spätere Freundin ist nicht viel mehr als schmückendes Beiwerk - was allerdings den Autoren mindestens genauso anzulasten ist wie Pinto selbst.
PLANET DER AFFEN: PREVOLUTION mag also nicht so satirisch oder auch nur so überraschend sein wie das Original. Doch er ist auch keine Sekunde langweilig, sieht besser aus als jeder 3D-Film und bietet durch seinen Fokus auf Caesar eine interessante, unverbrauchte Erzählperspektive. Gewartet hat auf dieses Reboot wohl kaum jemand, doch nachdem der erste Versuch scheiterte ist dieser eine gelungene Wiederbelebung des Franchise.
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