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THE MECHANIC (USA 2011)

von Björn Lahrmann

Original Titel. THE MECHANIC
Laufzeit in Minuten. 93

Regie. SIMON WEST
Drehbuch. RICHARD WENK . LEWIS JOHN CARLINO
Musik. MARK ISHAM
Kamera. ERIC SCHMIDT
Schnitt. T.E. HERRINGTON . TODD E. MILLER
Darsteller. JASON STATHAM . BEN FOSTER . DONALD SUTHERLAND . TONY GOLDWYN u.a.

Review Datum. 2011-03-31
Kinostart Deutschland. 2011-04-07

Mit THE MECHANIC (1972) hat THE MECHANIC (2011) nicht viel zu tun, und das ist im Grunde ganz gut so. Wer will schon Jason Statham in Charles Bronsons rotem Schlafanzug sehen, oder Ben Foster mit Jan-Michael-Vincent-Gedächtnis-Vokuhila? Doch höchstens diejenige Geek-Fraktion in amerikanischen Produktionsbüros, die glaubt, in den 70ern hätte niemand irgendwas jemals ernst gemeint. Ist ja nur Trash! Die faulen Früchte dieser Denkweise hat man in den letzten Jahren immer wieder zu schmecken bekommen: Als Hommagen getarnte Genre-Beleidigungen, die die Parodie überflüssig machen und deren Wurzeln weniger im Grindhouse selbst liegen als bei den Einspielfilmchen der MTV Movie Awards.

Drehbuchseitig ist auch THE MECHANIC ein eher halbgarer Kompromiss geworden: Die Geschichte des Auftragskillers Arthur Bishop (Statham), der seinen väterlichen Mentor Harry McKenna (Donald Sutherland) töten muss und dessen Sohn Steve (Foster) unter seine Fittiche nimmt, wurde fürs Remake gründlich eingeweicht und glattgestrichen, von der ultranihilistischen Härte des Originals kaum eine Spur. KALTER HAUCH lautete damals der deutsche Titel, der vor allem das Verhältnis der beiden Protagonisten zu ihrer Umwelt grandios treffend umschrieb: Bronson und Vincent spielten gewissenlose, grenzwertig asoziale Hunde, deren Ähnlichkeit mit den Ronin des Samuraifilms und einsamen Wölfen des Noir allerhöchstens auf dem Papier bestand.

Wie zu befürchten, stattet die Neufassung das mörderische Duo mit genügend Menschlichkeitsandeutungen aus, um sie prinzipiell sympathiefähig zu machen: Bishop, vormals psychopharmakaschluckender Misanthrop, gondelt hier mit dem Speedboat vergnügt durch New Orleans, Muskelshirt ahoi, während der diabolisch grinsende Gefühlszombie Steve zum verkappten Emo geworden ist, der nur deswegen den Lauten macht, weil er sich nicht zu weinen traut. Mit einem generellen Mangel an Eiern im großformatigen Actionbereich hat das tatsächlich weniger zu tun als mit den Starpersonas der beiden Hauptdarsteller, die großartige Charakterisierungsfreiräume schlichtweg nicht zulassen: Statham trägt keinen tragischen Knochen im Leib, ist vielmehr als kerniger Simpel in unverschuldeter Misere etabliert (weswegen ihm auch der von Bronson geerbte Hochkultur-Fetisch - Schubert auf Vinyl, Rotwein - recht albern zu Gesicht steht). Foster hingegen gefällt sich und dem Publikum ein bisschen zu sehr in der oscarverdächtig zerquälten James-Dean-Routine, als dass er (um mal die perfideste Szene des Originals anzuspoilern) seiner Ex-Freundin beim Ausbluten zusehen könnte, ohne selber in Ohnmacht zu fallen.

Interessanter ist da schon ein Regisseurvergleich. Wie damals Michael Winner genießt Simon West eine ziemliche Kurpfuscher-Reputation, er hat mit CON AIR und dem ersten TOMB RAIDER-Film zwei veritable Stinker abgeliefert und pendelt seither zwischen Fernsehen und obskurem Remake-Schund (im Portfolio: WHEN A STRANGER CALLS, in den Startlöchern: RED SONJA). Grobe Geschmacklosigkeit ist sein Stil, woran ja per se nichts falsch sein muss; eine Sequenz wie Winners legendäres Cold Open, bei dem man Bronson 15 wortlose Minuten bei Präparation und Durchführung einer Mission beobachtete, steht allerdings nicht in seiner Macht. Wests Bilder sind durchweg schlampig entworfen und prollig bronziert, ohne Distanz und Überlegtheit; seine Kamera klebt den Darstellern vielmehr im Gesicht wie eine Schmeißfliege, die sich nur dann entfernt, wenn die Kacke wirklich zu dampfen beginnt.

Beginnt sie aber erst mal nicht: Die unterschwellige Katz-und-Maus-Suspense des Originals wurde gegen einen konventionellen Pulp-Bildungsroman mit Training und Gesellenprüfung eingetauscht, dessen Verlauf man aus zahllosen Kampfsportfilmen herbeten kann. Über die lauwarme Anfangsphase hilft Wests filmgrammatische Beschränktheit eher nicht hinweg, entpuppt sich jedoch als überraschend effektiv, sobald der Film in der zweiten Hälfte freidreht. Schnell, hart und dreckig entledigen sich Bishop und Steve diverser Drecksäcke (auch dies eine Entschärfung: waren Bronsons Opfer noch anonym, wird hier penibel Sorge getragen, dass Statham nur den widerlichsten Abschaum vor die Flinte bekommt), bevor es ihnen selbst an den Kragen geht. Kein Mundwinkel wird verzogen, keine Gefangenen gemacht, dazu hat Mark Isham einen groovenden Score komponiert, der unterm breitbeinigen Metal-Riff-Einerlei elegant hindurchtaucht. THE MECHANIC mag zum einen Auge rein und zum anderen wieder raus gehen, tut dies jedoch immerhin in einer schnörkellosen, pfeilgeraden Linie.











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