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MACHETE (USA 2010)

von Sebastian Moitzheim

Original Titel. MACHETE
Laufzeit in Minuten. 105

Regie. ROBERT RODRIGUEZ . ETHAN MANIQUIS
Drehbuch. ROBERT RODRIGUEZ . ÁLVARO RODÍGUEZ
Musik. JOHN DEBNEY
Kamera. JIMMY LINDSEY
Schnitt. REBECA RODRIGUEZ . ROBERT RODRIGUEZ
Darsteller. DANNY TREJO . JESSICA ALBA . MICHELLE RODRIGUEZ . ROBERT DE NIRO u.a.

Review Datum. 2010-10-14
Kinostart Deutschland. 2010-11-18

Die Geschichte hinter MACHETE ist mittlerweile eigentlich oft genug erzählt - und meist doch nur halbwahr: Ein Fake-Trailer aus dem Grindhouse-Double-Feature von Robert Rodriguez und Kumpel Quentin Tarantino wurde aufgrund der Begeisterung der Fans verfilmt. Dass Rodriguez die Idee zum Film (und angeblich auch erste Drehbuch-Entwürfe) bereits zu DESPERADO-Zeiten hatte, wird dabei gerne mal vergessen. Dass MACHETE aber mehr ist, als nur ein auf Spielfilmlänge ausgedehnter Gag, merkt man dem Endprodukt durchaus an.

Danny Trejo, in der Vergangenheit immer wieder in Nebenrollen in Rodriguez-Filmen zu sehen, spielt hier seine erste Hauptrolle. Als Ermittler der mexikanischen Bundespolizei geriet Machete ins Visier des Drogenkönigs Torrez (Steven Seagal), der seine Familie töten lässt. Machete flüchtet als illegaler Einwanderer nach Texas und wird vom Geschäftsmann Booth (Jeff Fahey) erpresst, den rassistischen Senator McLaughlin (Robert De Niro) zu erschießen. Der Anschlag entpuppt sich als inszeniert, um McLaughlin mehr Wählerstimmen zu verschaffen, Machete wird von einem zweiten Killer angeschossen. Nun sind ihm nicht nur Booth, sondern auch die von Von (Don Johnson) angeführte private Grenzarmee auf den Fersen. Unterstützt von der Einwanderungsbeamtin Sartana (Jessica Alba) und Luz (Michelle Rodriguez), die eine Untergrundorganisation zur Unterstützung von Illegalen leitet, will er die Verschwörung, in die sowohl Booth und McLaughlin als auch Torrez verstrickt sind, aufdecken.

Was wohl als erstes an MACHETE auffällt, sind die konsequent gegen den Strich besetzten Darsteller. Hier scheint Tarantinos Einfluss deutlich, sind doch eine große Stärke des Kultregisseurs ebensolche überraschenden Besetzungen. Auch Rodriguez beweist in MACHETE ein glückliches Händchen: Nicht nur Danny Trejo in der Titelrolle, auch die Besetzung der Nebenrollen überzeugt auf ganzer Linie. Von Robert De Niro, der wohl selten so komisch war wie als Rassist McLaughlin, der Rolle aber dennoch eine gewisse Bedrohlichkeit mitgibt, über Jessica Alba als schöne Einwanderungsbeamtin mit Skrupeln bis hin zu Steven Seagals fiesem Torrez machen alle Akteure ihre Sache sehr gut und schaffen die Balanche zwischen Karikatur und echtem Charakter. Denn trotz dem bewussten Spiel mit Klischees zeigt Rodriguez‘ Skript eine Menge Liebe zu den Figuren, die nie nur eine Funktion für den Plot erfüllen, sondern - im Kontext des reichlich abgedrehten Films - glaubhaft daherkommen.

Nicht unbedingt glaubhaft, aber umso temporeicher und unterhaltsamer ist der Plot, der trotz des Trash-Appeals tatsächlich spannend bleibt und eine Menge Seitenhiebe auf die US-amerikanische Einwanderungspolitik aufweist. Dass Rodriguez routinierte Action abliefert war zu erwarten, doch dass MACHETE so satirisch und bissig ist, ist eine positive Überraschung.

Garniert ist das für den Regisseur typisch natürlich mit jeder Menge expliziter Gewalt und auch nicht zu wenig nackter Haut. Anders als beim Gewalt-Porno PIRANHA 3D bringt Rodriguez Gewalt nicht mit Erotik in Verbindung und verzichtet größtenteils auf die Inszenierung von Leid. Die Gewalt in MACHETE bleibt cartoonhaft, überzeichnet und wirkt eher parodistisch als wirklich brutal. Das passt ins Konzept des Films, denn trotz aller Gewalt, trotz aller Satire und der Anti-Xenophobie-Botschaft, die Rodriguez sichtlich am Herzen liegt, bleibt MACHETE stets ein unterhaltsamer Fun-Film ohne erhobenen Zeigefinger, der sich selbst nie so ganz ernst nimmt.

Anders als Tarantino, der sich als Regisseur weiterentwickelt hat und mit jedem Film ein Stück anspruchsvoller, auch ernster geworden ist, ist Rodriguez zwar noch immer nicht viel weiter, als er schon bei DESPERADO war, allerdings hat er bisher auch mit keinem Film enttäuscht. MACHETE ist da keine Ausnahme: So selbstironische, clevere Action gibt es selten - hoffen wir also, dass auch die mit Augenzwinkern im Abspann angekündigten Fortsetzungen letztlich ebenfalls nicht nur ein Gag bleiben.











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