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LINDA LINDA LINDA (Japan 2005)

von Andreas Neuenkirchen

Original Titel. RINDA RINDA RINDA
Laufzeit in Minuten. 114

Regie. NOBUHIRO YAMASHITA
Drehbuch. KOSUKE MUKAI . WAKAKO MIYASHITA . NOBUHIRO YAMASHITA
Musik. JAMES IHA
Kamera. YOSHIHIRO IKEUCHI
Schnitt. RYUJI MIYAJIMA
Darsteller. BAE DU-NA . AKI MAEDA . YU KASHII . SHIORI SEKINE u.a.

Review Datum. 2008-11-25
Kinostart Deutschland. nicht bekannt

Zur alljährlichen Schulfeier möchte Gitarristin Kei mit ihrer Mädchenband auftreten. Abgesehen von mangelnder Erfahrung und keinem Programm haben sie nur ein echtes Problem: Ihre Sängerin schmeißt hin. Flugs wird die koreanische Austauschschülerin Son als Ersatz verpflichtet. Allerdings stellt sich nach wenigen Sekunden heraus, dass die nur zugesagt hat, weil sie kaum Japanisch versteht und aus Gewohnheit erst mal zu allem hai sagt. Noch weniger als vom Japanischen versteht sie vom Singen. Aber sie ist geschlagen mit einem stoischen Mut und einer konstruktiven Scheißegal-Attitüde, was sie mit ihren neuen Zufallsfreundinnen gemein hat. Man rauft sich zusammen und reißt sich am Riemen und studiert Songs der japanischen 80er-Jahre-Band The Blue Hearts ein, darunter das Stück, das dem Film seinen Titel gibt, und das man auch Tage nach dem Kinobesuch schlecht aus dem Kopf bekommt. Es geht ein kleines bisschen so: "Linda, Linda! Linda, Linda, Lindaaa! Linda, Linda! Linda, Linda, Lindaaa! Li ..." usw. Es ist der reinste Lindawahnsinn.

LINDA LINDA LINDA ist ein Bandfilm und ein Schulfilm, aber er folgt den Gesetzen der Genres nur in groben Zügen. Es bedarf sicherlich keiner Spoilerwarnung, wenn man verrät, dass der finale Auftritt der Mädchen, der natürlich kurz vorher noch zu platzen droht, zum Triumph gerät. Aber der Weg dahin ist dramaturgisch ungewöhnlich. Vielleicht wäre etwas Ähnliches dabei herausgekommen, wenn Jim Jarmusch HIGH SCHOOL MUSICAL inszeniert hätte. Mädchenrivalitäten und Jungsgeschichten kommen vor, müssen aber nicht auf herkömmliche Weise eskalieren, sondern können auch einfach mal in langen Einstellungen totgeschwiegen oder auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Auf ausufernde Proberaumszenen, die humoristisch den musikalischen Fortschritt der Band dokumentieren, wird weitgehend verzichtet. Tatsächlich macht man sich in dieser Hinsicht als Zuschauer ein bisschen Sorgen. Die Jagd nach Proberäumen erschöpft die vier meist derart, dass sie dort mehr schlafen als proben. Ein Running Gag, und als solcher eine der wenigen Konzessionen an gängige Comedy-Konventionen. Die Protagonistinnen sind keine hyperaktiven Quietsch-Teenies, sondern sympathische Schluffies mit in Stein gemeißelten Pokergesichtern. Son (THE HOST-Star Bae Du-Na) schießt dabei den Vogel ab. Der Film macht aus ihr nicht den sprachlich ungelenken Doofie, der von einem Fettnäpfchen ins nächste tappt. Der Witz geht nie auf ihre Kosten, sondern auf die ihrer Umwelt, die sie mit einsilbiger Beharrlichkeit und einer gehörigen Portion kalkulierter Schlitzohrigkeit in die Verzweiflung treibt und um den Finger wickelt. Derart gut gewickelt bleibt auch der Zuschauer gerne dran und schlufft im gemächlichen Tempo mit durch den Film, um zum Schluss mit dem Popo zu wackeln und mitzukreischen: "Linda, Linda! Linda, Linda, Lindaaa!"











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