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Ob CLOVERFIELD, [REC] oder PARANORMAL ACTIVITY - das Konzept Mockumentary/Found-Footage ist für Horrorfilme derzeit hoch im Kurs. Neu ist das alles nicht, immerhin erschien mit BLAIR WITCH PROJECT der wohl noch immer berühmteste Vertreter dieses Sub-Genres bereits 1999. Auch das Thema Exorzismus ist im Horrorgenre eigentlich hinreichend durchexerziert. DER LETZTE EXORZISMUS kombiniert nun beides und scheint demnach auf den ersten Blick nicht gerade prädestiniert, frischen Wind ins Genre zu bringen. Tatsächlich ist der Film eine große positive Überraschung - und gleichzeitig eine kleine Enttäuschung.
Der Prediger Cotton Marcus (Patrick Fabian) hat Gewissensbisse: Seit Jahren lässt er sich als "Exorzist" anheuern, doch er glaubt weder an Dämonen noch wirklich an Gott. Seine Exorzismen sind Illusion, inklusive aufwändiger "Special Effects". Als er von einem Unfall bei einem Exorzismus liest, beschließt er, den Schwindel aufzudecken und lässt sich dafür bei einem letzten Exorzismus von einem Kamerateam begleiten. Tief im Süden der USA (wo sonst?) soll er auf einer abgelegenen Farm einen Exorzismus durchführen. Betroffen ist Nell (Ashley Bell), die junge, naiv-unschuldige Tochter des gläubigen Farmers Louis Sweetzer (Louis Herthum). Doch auch, nachdem er seine üblichen Taschenspielertricks angewandt hat, ändert sich nichts an Nells Zustand und Marcus muss erkennen, dass dieser nicht bloße Einbildung war.
Die erste halbe Stunde von DER LETZTE EXORZISMUS ist brillant: Clever spielt der Film mit Horrorklischees, die Autoren Huck Botko und Andrew Gurland offenbaren immer wieder Selbstironie und auch auf den vorprogrammierten Vergleich mit DER EXORZIST wird angespielt. Darüber hinaus liefert der Einstieg ein Set-Up für eine Kritik an religiösem Fanatismus, das allerdings nie recht genutzt wird. Dank der durchweg sehr guten Darsteller - hervorzuheben ist besonders Patrick Fabians äußerst charismatische Darstellung des Predigers - erzeugt der Film auch gleich zu Beginn eine sehr dichte Atmosphäre.
Nach dem Exorzismus verliert der Film an Fahrt. Nach und nach sollen Hinweise auf den wahren Grund von Nells Besessenheit hindeuten, die der Zuschauer leider jedoch lange vor den Protagonisten erkannt und gedeutet hat. Das nimmt dem Plot einige potentielle Überraschungen, auch, wenn DER LETZTE EXORZISMUS als Horrorfilm stets effektiv bleibt und mit einigen zwar routinierten, aber wirkungsvollen Schockmomenten aufwarten kann. Auf diese Weise fesselt der Film trotz dieser kleineren Mängel auch weiterhin und wird zu keinem Zeitpunkt wirklich langweilig. Auch, dass stets offen gelassen wird, ob man es mit übernatürlichen Mächten zu tun hat oder nicht, trägt zur Faszination von DER LETZTE EXORZISMUS bei.
Das wahre Problem des Films ist das Ende. Der letzte "Twist" hinterlässt nicht nur deshalb einen faden Beigeschmack, weil er letztlich Figuren Recht gibt, die ihre Kinder eher erschießen würden als sie zum Psychiater zu bringen und somit die erwähnte Religionskritik nicht unbedingt zerstört, aber dennoch verwässert. Viel bedauerlicher ist, dass der Film letztlich doch, sowohl die Inszenierung als auch den Inhalt betreffend, in altbewährte Muster verfällt. Fast über seine gesamte Laufzeit versucht der Film uns weiszumachen, er sei anders, weniger klischeebeladen und cleverer als anderer Vertreter des Genres - nur, um uns das wohl einfachste, unkreativste denkbare Ende zu servieren.
Das ändert nicht, dass DER LETZTE EXORZISMUS bis zum Ende ein atmosphärisch dichtes Kinoerlebnis mit, gerade im ersten Akt, einigen brillanten Momenten ist. Der Film bleibt sehr empfehlenswerter, spannender und selbstironischer Horror und außerdem viel besser, als alle genannten Vertreter des "Found Footage"-Sub-Genres. Ein wenig Enttäuschung am Ende lässt sich nach dem grandiosen Opening aber kaum vermeiden.
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